27. Oktober 2016

Eine kleine Auswahl aus einem gigantischen Werk

Die fünf besten Erzählungen von Science-Fiction-Großmeister Arthur C. Clarke

Lesezeit: 5 min.

Er gehört zu den größten Science-Fiction-Autoren aller Zeiten: Arthur C. Clarke, der vor allem die Hard SF prägte wie kein Zweiter. Neben Klassikern wie 2001 – Odyssee im Weltraum (im Shop) oder Die letzte Generation (im Shop) veröffentlichte der gebürtige Brite, der sich später dafür entschied, auf Sri Lanka zu leben, auch zahllose Kurzgeschichten und Erzählungen. In ein so umfassendes Werk einen Einstieg zu finden, fällt manchmal schwer, deswegen habe ich hier eine kleine Entscheidungshilfe für Sie: die fünf besten Erzählungen von Arthur C. Clarke.

5. Unternehmen Luna

Zwei Jahre, bevor John F. Kennedy die amerikanische Nation dazu aufrief, zum Mond zu fliegen, schrieb Arthur C. Clarke eine Reihe von Kurzgeschichten über die erste bemannte Mission zum Erdtrabanten. Ganz so, wie er sich das vorgestellt hatte, wurde das „Unternehmen Luna“ 1969 zwar nicht realisiert – an eine Zusammenarbeit mit den Russen und eine Basis im Orbit, von der aus die im All zusammengebauten Raketen starten würden, war Ende der 50er nicht zu denken. Heute handeln wir einige von Clarkes Ideen als Grundlagen für die erste Marsmission. „Unternehmen Luna“ und die fünf Folgegeschichten sind aber nicht nur deswegen zeitlose Klassiker: allein, wie Clarke den Startschuss zu diesem etwas anderen Rennen zum Mond schildert, bringt einen zum Schmunzeln und offenbart ganz nebenbei, dass Clarke einen tieferen Einblick in die menschliche Natur hatte, als uns vielleicht lieb ist …

Arthur C. Clarke: Unternehmen Luna ∙Erzählung ∙ Aus dem Englischen von Rolf Bingenheimer und Tony Westermayr ∙ Enthalten in dem Sammelband „Die andere Seite des Himmels“ ∙ Wilhelm Heyne Verlag, München 2014 ∙ E-Book: € 3,99 (im Shop)

 

4. Es gibt keinen vierten Morgen

Die schlechte Nachricht: Überübermorgen wird die Sonne explodieren und die Erde vernichten. Die gute Nachricht: Die Thaar, hochentwickelte Aliens, könnten die Menschheit retten, indem sie Korridore durch Raum und Zeit erschaffen, die uns zu einem erdähnlichen Planeten führen. Die richtig schlechte Nachricht: Empfänger dieser telepathischen Botschaft ist der Raketenwissenschaftler Bill Cross, der gefrustet ist, weil er Bomben statt Raumschiffe bauen muss. Obendrein ist er sturzbetrunken, weil seine Frau ihn verlassen hat. Kurzum: Bill ist der Meinung, das Universum sei ohne die Menschen besser dran. Aber er hat ja noch ein bisschen Zeit, sich auszunüchtern und vielleicht noch einmal darüber nachzudenken … Ich bin überzeugt: das Ende der Welt wird sich eines Tages genau so anbahnen wie in „Es gibt keinen vierten Morgen“. Wäre ich an Bills Stelle, ich würde den Aliens an manchen Tagen eine ganz ähnliche Antwort geben.

Arthur C. Clarke: Es gibt keinen vierten Morgen ∙ Erzählung ∙ Aus dem Englischen von Rolf Bingenheimer und Tony Westermayr ∙ Enthalten in dem Sammelband „Die andere Seite des Himmels“ ∙ Wilhelm Heyne Verlag, München 2014 ∙ E-Book: € 3,99 (im Shop)

 

3. Kritische Masse

1949, als diese Story entstand, waren, um einen Kollegen Clarkes zu zitieren, Männer noch richtige Männer, Frauen noch richtige Frauen, kleine pelzige Wesen von Alpha Centauri noch richtige kleine pelzige Wesen von Alpha Centauri – und Wissenschaftler in einer geheimen Kernforschungsstätte noch richtige Wissenschaftler in einer geheimen Kernforschungsstätte. Diese befindet sich im englischen Dorf Clobham, was von den Einwohnern mit einer gewissen Skepsis betrachtet wird, denn es geht das Gerücht um, dass die streng geheimen Forschungen alles andere als ungefährlich sind. Dementsprechend groß ist die Panik, als man durch die Fenster des örtlichen Pubs einen Unfall beobachtet. Der Fahrer des Lkw flieht in Panik – offenbar tritt da etwas sehr, sehr Gefährliches aus, und es scheint nur eine Frage der Zeit, bis die kritische Masse erreicht und Clobham dem Untergang geweiht ist … Trockener britischer Humor und das gefährlichste Gefahrengut, das man in Kisten transportieren kann – was will man mehr?

Arthur C. Clarke: Kritische Masse • Erzählung • Aus dem Englischen von Hilde Linnert • Wilhelm Heyne Verlag, München 2016 • ca. 10 Seiten • E-Book • € 0,49 • im Shop

 

2. Der Stern

„Der Stern“ ist eine dieser beeindruckenden Geschichten, die man nicht mehr vergisst, wenn man sie einmal gelesen hat. Sie zeigt uns nicht nur, wie groß das Universum und wie klein wir Menschen sind. Sie zeigt auch, wie bestimmte Dinge miteinander zusammenhängen, und sie wirft über den Protagonisten, einen Jesuiten, eine Frage auf, auf die Theologen und Philosophen seit Langem eine Antwort suchen. Dabei beginnt „Der Stern“ wie eine typische Space Opera: Wissenschaftler von der Erde untersuchen die Überreste eines Sonnensystems, dessen Zentralgestirn vor Jahrtausenden zur Nova wurde und alle Planeten bis auf den äußersten verschlungen hat. Auf ihm haben die Wesen, die einst hier gelebt haben, ein Archiv angelegt, in dem sich Aufzeichnungen zu der Geschichte und Kultur der Aliens befinden, dazu bestimmt, eines Tages von Reisenden von einem anderen Sternensystem gefunden und studiert zu werden. Doch was die Menschen jetzt über die fremde Sonne erfahren, stellt vor allem ihren Glauben infrage …

Arthur C. Clarke: Der Stern • Erzählung • Aus dem Englischen von Irene Holicki • Wilhelm Heyne Verlag, München 2016 • ca. 10 Seiten • E-Book • gratis im Shop downloaden!

 

1. Der Wächter

Im Dezember 1948 veranstaltete die BBC einen Schreibwettbewerb, an dem auch der 31-jährige Arthur C. Clarke teilnahm. Sein Beitrag trug den Titel „De Wächter“ und handelte von der Entdeckung eines seltsamen Artefakts, einer Pyramide, auf dem Mond. Die BBC lehnte den Beitrag ab. Erst sechzehn Jahre später erwachte die Story aus ihrem Dornröschenschlaf, denn Hollywoodregisseur Stanley Kubrick wurde darauf aufmerksam. Zusammen mit Clarke nahm er den „Wächter“ zum Ausgangspunkt für einen der berühmtesten Filme der Geschichte: 2001 – Odyssee im Weltraum. Clarke wandte später immer wieder ein, dass „Der Wächter“ ja nur bedingt Eingang in Kubricks Film gefunden hätte, und dass die glitzernde Pyramide ganz anders als der schwarze Monolith in 2001 sei. Zugegeben, sie sieht anders aus. Aber was man schon in „Der Wächter“ spürt, ist dieser seltsame Schauer, der einem angesichts dieses kosmischen Rätsels über den Rücken läuft.

Arthur C. Clarke: Der Wächter • Erzählung • Aus dem Englischen von Irene Holicki • Wilhelm Heyne Verlag, München 2016 • E-Book • ca. 10 Seiten • € 0,49 • im Shop

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