2. Oktober 2017 1 Likes 1

UFO über Gelsenkirchen!

Liebe Außerirdische, es muss nicht immer New York sein

Lesezeit: 3 min.

Es regnet; das ist im Herbst nicht ungewöhnlich. Ich will es nur erwähnen. Ich sitze ja auch im Trockenen, an meinem Schreibtisch, und bin nicht gefährdet.

Aber zur Sache: Kürzlich hat meine Frau ein UFO gesehen. Es ähnelte einem silbrigen Zeppelin, flitzte auf den Rathausturm zu (unser Rathaus besitzt einen der letzten Paternoster, in dem wir einmal im Jahr – am Tag des Offenen Denkmals – fahren dürfen; sozusagen der Fliegende Holländer unter den Aufzügen. Zurück zu dem UFO: Es flitzte also auf den Rathausturm zu) und verschwand dahinter auf Nimmerwiedersehen.

Nun gut, psychologisch und physikalisch unerklärliches Verhalten spricht eher für als gegen die Authentizität des Phänomens. Ein UFO in Gelsenkirchen – warum nicht? Man gönnt sich ja sonst nichts.

Nun gehört es ja eher zum Standardrepertoire eines UFOs, entweder über der Wüste von (Neu-)Mexiko zu erscheinen oder über New York, Washington und San Francisco, um die Stadt (populäre Sehenswürdigkeiten voran) in Schutt und Asche zu legen. Wusste der diensthabende UFO-Pilot nichts davon? Oder ließ er Konvention Konvention sein, ganz bewusst? Was hat Gelsenkirchen, was New York, Washington, San Francisco nicht haben?

Nun, manches. Im Nordsternpark gastierte kürzlich die Kapelle Sondaschule aus Oberhausen und Mülheim an der Ruhr, deren Smash-Hit „Amsterdam“ neuerdings auf allen Musikkanälen rauf und runter gespielt wird. Hat das bei dem UFO-Piloten eine (vielleicht am Ende irreführende Assoziationskette) in Gang gesetzt: Gelsenkirchen – Sondaschule – Amsterdam – Nieuw Amsterdam (der ursprüngliche Name von New York) – New York; ergo New York gleich Gelsenkirchen?

Möglich. Wer kennt sich schon aus in der Psyche außerirdischer Piloten (außer Erich von Däniken)?

Übrigens habe ich nicht nur die Sondaschule gehört, sondern die famose Kombination North Alone in der Bochumer „Trompete“ – sicher eine Perle unter den Punkschuppen im Ruhrgebiet, aber genauso sicher hat sich die Existenz dieser Institution, in der das Licht etwas schummerig ist und es etwas herbe riecht (aber man ist ja nicht aus Zucker), noch nicht bis zu einem interplanetarischen Publikum herumgesprochen.

Ebenfalls neulich haben wir Kraftklub aus Chemnitz gehört („Wir sind aus Karl-Marx-Stadt“) und gleich hernach die Toten Hosen – beide in der Schalker Arena. Wie sagte Campino zur Begrüßung: „Herzlich willkommen in dieser wunderschönen Mehrzweckhalle!“ (Zitat aus dem Gedächtnis). Und eine Mehrzweckhalle ist diese Arena fürwahr: Samstags spielt hier der Ortsverein, der FC Schalke 04, einen mal mehr, mal weniger gepflegten Ball; Musikanten treten auf (vor Jahren U2, aber auch Michelle, Die Atzen und Jürgen Drews); im Winter schüttet man artefakten Schnee auf und lässt Biathleten ihre Runden drehen. Das geht, weil man den Rasenplatz komplett auf Schienen aus der Arena heraus und ebenso komplett wieder hineinfahren kann. Ferner lässt sich das Dach der grandiosen Mehrzweckhalle mal öffnen, mal schließen.

Möglicherweise hat die schiere Wunderbarkeit dieses technischen Wunderwerks den Kapitän des UFOs angezogen, er hat sich gedacht: „Dolle Sache, das! Technisch 1a. Kein weltraumtüchtiges Raumschiff, aber immerhin, alles, was Recht ist. Und das Dach kann man öffnen und schließen!“

Darüber hat er dann seiner Heimatbasis berichtet, und man entscheidet sich demnächst: Von allen möglichen Landeorten auf dieser fremden, exotischen Welt wäre Gelsenkirchen der zu bevorzugende. Der Planet macht insgesamt einen netten Eindruck; es gibt den einen oder anderen Konflikt, aber wo in der Galaxis gibt es den nicht? Es gibt interessante Pilze, viele Museen, sogenannte Jahreszeiten und einen Mond, der zwar Ebbe und Flut verstärkt, aber ansonsten für stabile Verhältnisse sorgt.

Allerdings ist eine Landung nicht ganz ohne Risiko: Hin und wieder stürzt ein Gasgemisch in seiner flüssigsten Form, als Regen nämlich (H2O), vom Himmel. Wir, die Außerirdischen, sind aber leider aus C12H22O11 (Zucker), und das verträgt sich mit diesem Regen ganz und gar nicht. In der Arena aber könnten wir bei geöffnetem Dach landen und, sollte es regnen, bei geschlossenem Dach aussteigen. Die Arena hat genau wie unser Raumschiff einen ovalen Grundriss, ja, sie scheint insgesamt wie für uns gemacht.

Ahoi, Erde, wir kommen!

Ich weiß, diese Theorie scheint auf den ersten Blick ein wenig wenig überzeugend. Aber eine andere Erklärung für das UFO über Gelsenkirchen habe ich zurzeit nicht.
 

Hartmut Kasper ist promovierter Germanist, proliferanter Fantast und seines Zeichens profilierter Kolumnist. Alle Kolumnen von Hartmut Kasper finden Sie hier

Kommentare

Bild des Benutzers Shrike

Mann Hartmut, das ist es! Ich wusste nicht, was Gelsenkirchen alles zu bieten hat (bin halt kein soooo großer Fußballfan). Aber jetzt, wo ich das gelesen hab. Alle Achtung.
Und dann noch die Ufos. Ich komme.

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