7. Dezember 2015 2 Likes

George wer?

Es wird höchste Zeit, dem größten aller Star-Wars-Helden meine Referenz zu erweisen

Lesezeit: 3 min.

Mitte Dezember rückt näher, und damit auch die Premiere von Star Wars VIII: Das Erwachen der Macht. Zeit also, dem Mann zu huldigen, dessen beeindruckender Vorstellungskraft diese brillanten Filmkunstwerke entsprungen sind – jenem Mann, der dafür gesorgt hat, dass sie Millionen begeistern.

Ich rede natürlich von meinem Landsmann John Stears.

Selbstverständlich will ich nicht behaupten, dass Stears das alles allein auf die Beine gestellt hat, schließlich ist Filmemachen eine Teamleistung. Colin Cantwell griff ihm mit mehreren Raumschiffdesigns unter die Arme, Ralph McQuarries Konzeptzeichnungen definierten den Look des Films, John Barry und Roger Christian leisteten am Set genauso unersetzliche Arbeit wie Gilbert Taylor hinter der Kamera. Außerdem sollen George Lucasʼ Drehbuch, John Williamsʼ Kompositionen und die Arbeit der Schauspieler nicht unerwähnt bleiben. Für die Raumschiffkämpfe und den Angriff auf den Todesstern am Ende des ersten Films arbeitete Sears mit John Dykstra zusammen, und mehrere Sequenzen wurden unter Lucasʼ Regie gedreht. Aus diesen Gründen kann man schwerlich behaupten, dass ausschließlich Stears die Ehre gebührt. Dennoch ist der Film zum Großteil sein Verdienst. Stears erfand und konstruierte die Lichtschwerter der Jedi-Ritter. Seiner Fantasie entsprangen R2D2 und C3PO ebenso wie Lukes Landgleiter. Und der Todesstern. Also genau die Dinge, die Star Wars so großartig machen.

Die, um ehrlich zu sein, abgedroschene und recht simple Geschichte ist jedenfalls nicht besonders großartig, genauso wenig wie die hölzernen und peinlichen Dialoge (bekanntermaßen sagte Harrison Ford am Set einmal zum Drehbuchschreiber: „George, du kannst so einen Scheiß vielleicht schreiben, aber so redet doch niemand!“). Auch die bestenfalls als handwerklich sauber, aber zäh und langatmig zu bezeichnende Regie ist nicht für die Einzigartigkeit der Star Wars-Filme verantwortlich. Sondern das Universum, in dem sie spielen! Es ist mit Akribie entworfen und visuell überwältigend. Und – noch wichtiger – es regt die Fantasie der Zuschauer an. Der wahre Fan sieht sich die Filme nicht nur an, er lebt sie. Er kleidet sich wie seine Lieblingsfiguren, schreibt Fan-Fiction aus dem Star Wars-Universum, spielt Star Wars-Spiele und taucht völlig in seine Lieblingswelt ein. Und das nicht etwa, weil es um den Kampf zwischen Gut und Böse geht und schon gar nicht wegen Sätzen wie „Mein Schiff hat den Korsalflug in weniger als zwölf Parsec gemacht“. Nein, die Fans lieben diese Filme, weil sie so wunderbar inszeniert sind.

Mit anderen Worten: Weder die Story noch die Figuren sind Meilensteine, die Inszenierung dagegen sehr wohl. Damit will ich die Filme nicht herabsetzen. Im Gegenteil: Das scheint mir das einzige Argument, mit dem man sie vor ihren Kritikern retten kann. Nach allgemeinem Dafürhalten sind die ersten beiden Teile die besten, also „Episode IV“ und „Episode V“, wobei letzterer – Das Imperium schlägt zurück – der Lieblingsfilm vieler Fans ist. Was zum Teil daran liegen mag, dass Lucas bessere Drehbuchschreiber angeheuert hat, als er selbst einer ist (nämlich Leigh Brackett und Lawrence Kasdan), und einen besseren Regisseur (Irvin Keshner). Doch genau wie der erste Teil ist der größte Trumpf von Das Imperium schlägt zurück sein Universum, seine Technologie, seine Gerätschaften und Kulissen. Seine Ästhetik.

Eine Ästhetik, die in der Prequel-Trilogie beibehalten wird. Diese Filme sind miserabel geschrieben, voller Logiklöcher und unmotivierter Figuren. Die Schauspieler hatten entweder einen unfähigen Regisseur oder sind so untalentiert – ja, Hayden Christensen, dich meine ich –, dass es der beste Regisseur der Welt nicht hätte richten können. Zu allem Übel taucht in diesen Filmen auch noch der verdammenswerte Jar Jar Binks auf. Und dennoch …

Und dennoch sehen die Filme wirklich toll aus. Die Umgebungen, vor denen sich die schlechten Schauspieler durch den lächerlichen Plot quälen, sind fantastisch gestaltet, die Raumschiffe, Wolkenkratzer und Kostüme wunderschön anzusehen. Wenn wir den Star Wars-Zyklus nicht unter erzählerischen oder schauspielerischen, sondern inszenatorischen Kriterien betrachten, ist er ein Meisterwerk.

Star WarsFür mich sind die größten Entwürfe aus dem Star Wars- Universum (in aufsteigender Reihenfolge): die imperialen Läufer; der Millenium Falcon; die Tie-Fighter; die weiße Rüstung der Sturmtruppen; der Todesstern; die Droiden; und – so originell wie zeitlos – die Lichtschwerter. Besonders für die letzten drei Kreationen will ich John Stears an dieser Stelle meine Reverenz erweisen.
 

Adam Roberts ist eine der vielversprechendsten Stimmen in der neueren britischen Science-Fiction. Geboren 1965, studierte er Englische Literatur in Aberdeen und Cambridge und arbeitet derzeit als Dozent an der University of London. Alle Kolumnen von Adam Roberts finden Sie hier.

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