10. August 2016

Dampfbetriebene Wunder aus Texas

Ein Steampunk-Western und ein sehr persönliches Lesebuch von Joe R. Lansdale

Lesezeit: 2 min.

„Miracles ain’t what they used to be“ aus dem amerikanischen Kleinverlag PN Press ist ein weiteres schmales, verhältnismäßig teures Büchlein aus der „Outspoken Author Series“, das sich einem großen Genre-Autor widmet. Nach Ursula K. Le Guin (im Shop), Kim Stanley Robinson (im Shop), Cory Doctorow (im Shop) und anderen ist diesmal Joe R. Lansdale dran. Die enthaltenen Texte auf den knapp 130 Seiten sind dabei vor allem eines – sehr persönlich. Das gilt für die beiden neuen „Hap & Leonard“-Kurzgeschichten, die Story über Lansdales Vater, das Interview mit Lansdale von Herausgeber Terry Bisson, und den titelgebenden, ganz schön deftigen Essay, in dem der 1951 geborene Lansdale hart mit Glaube, Religion und Christentum ins Gericht geht.

Dazu kommen fünf journalistische Artikel, die Lansdale für den „Texas Observer“ verfasste, über Poe, Tornados, Texas-Noir, Selbstjustiz und die Anfänge seiner Karriere – den Poe-Essay findet man auf Deutsch übrigens in Ausgabe 50 des Magazins „phantastisch!“. In den Artikeln wird vor allem deutlich, wie viel von Lansdales eigener Kindheit gegenüber eines Autokinos in z. B. der kultigen „Drive-In“-Trilogie und dem Roman „Ein feiner dunkler Riss“ steckt. Den Abschluss von „Miracles ain’t what they used to be“ bildet eine vorläufige Bibliografie von Mr. Lansdales Romanen, Kurzgeschichtensammlungen, Comics, Panel-Kurzgeschichten und den von ihm herausgegebenen Anthologien. Alles zusammen ergibt ein ausgesprochen persönliches und offenherziges Lansdale-Lesebuch für Hardcore-Fans des Alleskönners, das direkten Einblick in sein Wesen, seine Vergangenheit und seine Denkweise ermöglicht.

Beim Comic-Verlag Dark Horse, wo im Original „Hellboy“ und die Comics zu „Alien“ (im Shop) und „The Strain“ (im Shop) zuhause sind, ist zudem gerade ein englischsprachiger Sammelband der Miniserie „The Steam Man“ erschienen, die Szenerist Mark Alan Miller und der polnische Zeichner Piotr Kowalksi nach einer Story von Lansdale umgesetzt haben. Wie Lansdales andere Western- und Weird Western-Stoffe um „Das abenteuerliche Leben des Deadwood Dick“, „Straße der Toten“ und „Jonah Hex“, entführt auch dieser verrückte SF-Western  – Cowpunk, irgendwer? – in den Wilden Westen und das amerikanische Grenzland, wo gigantische dampfbetriebene, von Menschen im Cockpit gesteuerte Kampfroboter die Siedler beschützen sollen. Und Schutz können die Pioniere definitiv gebrauchen angesichts Bedrohungen wie Vampiren, Invasoren vom Mars und tödlichen Albino-Affen. Wer mal reinlesen möchte, findet hier eine Preview.

Terry Bisson: Joe R. Lansale – Miracles ain’t what they used to be • PM Press, Oakland 2016 • 128 Seiten • Taschenbuch: $13,00 • Sprache: Englisch

Joe R. Lansdale, Mark Alan Miller, Piotr Kowalski: The Steam Man • Dark Horse, Portland 2016 • 136 Seiten • Paperback: $17,99 • Sprache: Englisch

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