Virtual-Reality-Verweigerin

Hinter „Mind Games“, einem dicken Hardcover mit glitzernder Hologrammfolie auf dem auffälligen Schutzumschlag, verbirgt sich der neue Roman von Teri Terry, die schon in Frankreich, Kanada, Australien und England gelebt und mit ihrer „Gelöscht“-Trilogie einen echten Bestseller gelandet hat. Nun also präsentiert sie den nächsten ihrer „Young Adult Futuristic Thrillers“, der in der Übersetzung von Petra Knese vor Kurzem bei Coppenrath auf Deutsch erschienen ist.

Im Roman findet das Leben inzwischen hauptsächlich in der virtuellen Realität statt, wo man so gut wie rund um die Uhr eingeloggt ist – in der Schule wird sogar virtuell gelernt und geprüft. Ich-Erzählerin Luna verweigert sich diesem Fortschritt jedoch aus persönlichen Gründen, weshalb sie in der Schule und Zuhause immer wieder aneckt und den beschwerlichen Weg der Außenseiterin gehen muss. Umso überraschender kommt es, dass ausgerechnet eine solche Verweigerin und Querulantin zu einem der heiß ersehnten Eignungstest von PareCo eingeladen wird, der Firma hinter dem virtuellen Alltag. Luna geben der Test und die Bekanntschaft zu einem weiteren fähigen Hacker allerdings vor allem die Möglichkeit, die „schöne neue Welt“ noch kritischer zu betrachten und noch intensiver zu hinterfragen – und das bleibt nicht ohne Folgen und bringt durchaus auch seine Gefahren …

„Mind Games“ ist ein SF-Jugendbuch im erweiterten Einzugsgebiet von Internet- und Science-Fiction-Größe Cory Doctorow (im Shop), ohne die Grenze zwischen Gegenwart und Zukunft im selben Maß verschwimmen zu lassen wie dessen Werke – dafür ist Terrys Geschichte dann doch etwas zu einfach. Nichtsdestotrotz hat sie einen spannenden, ebenso sympathisch wie salopp geschriebenen Near-Future-Roman vorgelegt.

Teri Terry: Mind Games • Coppenrath, Münster 2015 • 464 Seiten • € 17,95