5. Januar 2015 2 Likes

Bombenstimmung im Christmasland

Science-Fiction-Comic-Neuheiten im Januar

Lesezeit: 7 min.

Vom Feste nur die Reste – und vom Comic das Beste! Im Januar erscheinen wieder einige Comics für Science-Fiction-Fans, und wir haben die Besten herausgepickt. Einer der Vorsätze für das neue Jahr war, mehr Comics zu lesen? Da können wir helfen: mit einer zweiwöchentlich erscheinenden neuen Batman-Heftserie, einem ganzen Schuber voll explosiver Manga-Action, Neues aus Joe Hills Christmasland-Dimension, und der Rückkehr von Peter Parker, dem einzig wahren, durch und durch erstaunlichen Spider-Man!

Wraith

Panini, Paperback, 172 S.

Stephen Kings Sohn Joseph Hillstorm King hat sich unter seinem nicht mehr allzu geheimen Pseudonym Joe Hill längst selbst einen Namen als Autor gemacht: Mit der exorbitanten Prosa-Kurzgeschichtensammlung „Black Box“, mit seinen ersten beiden Romanen „Blind“ und „Teufelszeug“, mit der außergewöhnlichen Comicserie „Locke & Key“ – und mit seinem bis dato umfangreichsten Werk, dem gerade im Taschenbuch neu aufgelegten „Christmasland“, in dem es um eine vom Grauen beherrschte Weihnachts-Dimension hinter der Realität geht, über die der sinistere Charlie Manx herrscht, der in seinem alten 1938er Rolls Royce Wraith mit dem Nummernschild NOS4A2 zwischen den Welten hin und her fahren kann und Kinder entführt. Obwohl „Christmasland“ schon eine etwas zu lange Schwarte mit über 800 Seiten geworden ist, hat Hill einige Passagen aus dem Roman gestrichen. Diese der Kürzung zum Opfer gefallenen Szenen speisten nun das Panel-Prequel zu Hills Roman, das im Januar als Comic-Sammelband erstmals auf Deutsch erscheint und sich um Manx und drei Kriminelle dreht, die mit seiner Hilfe in das Weihnachtsland des Horrors gelangen…

 

Moon Knight 1

Panini, Paperback, 144 S.

Was hat Warren Ellis im Laufe seiner Karriere als der womöglich wichtigste Comic-Autor nach Alan Moore alles geschrieben! Darunter Science-Fiction-Comic-Meisterstücke wie „The Authority“, „Transmetropolitan“ und aktuell „Trees“. Jetzt hat sich Ellis für exakt sechs US-Hefte mit dem irischen Zeichentalent Declan Shalvey („Conan der Barbar“) zusammengetan, um Marvels weißgewandeten Antihelden Moon Knight neu zu erfinden – als Beschützer der mannigfaltig von Mutanten, Geister-Punks oder Scharfschützen bedrohten New Yorker Nachtschwärmer, als Detektiv Mr. Knight, als von einer Persönlichkeitsstörung heimgesuchten Avatar des altägyptischen Gottes Khonshu, und vieles mehr. Genial, wie Ellis und Shalvey zeigen, was man aus Superhelden alles rausholen kann, und wie Autor und Zeichner sich gegenseitig zu Höchstleistungen auf ihrem handwerklichen Gebiet anspornen und die Grenzen des Mediums in innovativen Geschichten pushen, die jeder ohne Moon-Knight-Vorwissen lesen kann. Auf Deutsch gibt es die sechs bemerkenswert andersartigen, komplett für sich stehenden Episoden, die in abgeschlossenen Einzelabenteuern alle möglichen außergewöhnlichen Comic-Erzähltechniken anwenden, im Januar in einem schön aufgemachten Sammelband. So erscheint gleich zu Jahresbeginn einer der besten Comics des Jahres 2015. Im zweiten Band übernimmt dann Brian Wood („DMZ“) mit Zeichner Greg Smallwood (kein Witz), denn Marvel lässt die Kreativteams der Serie immer nach sechs Kapiteln rotieren. „Moon Knight“ ist eben das düstere Gegenstück zu „Hawkeye“, wenn es um innovative Superheldenkost aus dem Universum der Avengers geht, das derzeit vom Crossover „Original Sin“ beherrscht wird, in dessen Event-Heftserie Moon Knight ebenfalls ein paar Mal antaucht, u. a. an der Seite des Winter Soldiers und der aus „Guardians of the Galaxy“ bekannten Weltraumwächterin Gamora, mit denen der Mondritter im All einen toten Planeten untersucht.

 

Btooom! Box 1

Tokyopop, Softcover, 3 Bände mit je ca. 390 S.

Der Manga Btooom! erscheint in Japan seit 2009. Dort wurde die Geschichte von Mangaka Junya Inoue erst als Fortsetzungsstory abgedruckt, ehe die Sammelbände zu wöchentlichen Bestsellern wurden. Inzwischen gibt es auch eine Anime-Adaption der Manga-Serie, die sich ordentlich beim düsteren japanischen SF-Klassiker „Battle Royale“ von Koushun Takami und bei J. J. Abrams’ süchtig machendem Serie „Lost“ bedient: Menschen aus allen Altersgruppen und Schichten werden auf einer Insel ausgesetzt und müssen sich dort mit kleinen Zeitzünder-Bomben bekriegen. Die moralischen Dilemma fliegen dabei genauso durch die Gegend wie die Eingeweide, während die Geheimnisse nach und nach aufgedeckt werden. Auf Deutsch erscheint der stark gezeichnete Action-Manga bei Tokyopop, wo jetzt die ersten drei großformatigen Paperback-Bände noch mal als Schuber zusammengefasst werden. Ein explosiver Start ins neue Manga-Jahr.

 

Batman Eternal 1+2

Panini, Heft, 52 S.

In den Staaten erscheinen Superheldencomicheftserien traditionell einmal pro Monat. Inzwischen gibt es aber auch zweiwöchentlich und sogar wöchentlich erscheinende Serien – DC Comics und Marvel sind da mittlerweile relativ variabel und angesichts des ständigen Drucks und Konkurrenzkampfes auch für Experimente zu haben. Eine der wöchentlich herauskommenden US-Serien von DC ist derzeit „Batman Eternal“, an der hochkarätige Autoren wie Scott Snyder („American Vampire“), John Layman („Chew“), Ray Fawkes („Constantine“) oder Tim Seeley („Hack & Slash“) und Top-Zeichner wie Jason Fabok („Detective Comics“), Dustin Nguyen („Streets of Gotham“), Guillem March („Catwoman“) oder Mikel Janin („Justice League Dark“) zusammenarbeiten. Seit April 2014 erscheint die wöchentliche Batman-Serie in Übersee, ein Jahr soll sie gehen, und ein zweites Jahr ist bereits jetzt in Planung. Panini startet nun das deutsche Pendant – alle zwei Wochen kommt ein deutsches Heft, das zwei US-Ausgaben zusammenfasst. Los geht es im Januar mit den deutschen Heften eins und zwei. In der XXL-Bat-Storyline, die mit einer von Police-Commissioner Jim Gordon verschuldeten Katastrophe beginnt, warten viele Helden-Gaststars, außerdem werden in „Batman Eternal“ zahlreiche Entwicklungen angestoßen, die 2015 für das Universum von Batman, Catwoman und anderen von erheblicher Bedeutung sind und einiges durcheinanderbringen und verändern. Im zweiten Heft der Serie kehrt sogar Stephanie Brown ins neue DC-Universum „zurück“. Es wird also einiges geboten. Wer sich um sein Bat-Budget sorgen macht: „Batman Eternal“ erscheint zwar zwei Mal im Monat, doch dafür wurde „Batman – The Dark Knight“ eingestellt.

 

The Walking Dead 22: Ein neuer Anfang

Cross Cult, Hardcover, 144 S.

Robert Kirkmans „The Walking Dead“ ist nicht nur als TV-Serie oder in Romanform (im Shop) erfolgreich – das Comic-Original ist ebenfalls ungebrochen gefragt. Auf Deutsch erscheint Anfang des Jahres der 22. Hardcover-Sammelband bei Cross Cult, der die US-Hefte von der extralangen 127 bis einschließlich der Nummer 132 enthält, und der Titel ist Programm: Ein neuer Anfang. Denn der Krieg von Rick und seinen neuen und alten Verbündeten gegen den irren, von seiner Keule besessenen Warlord Negan ist vorbei, und die gut vernetzte Gemeinschaft will endlich all ihre Möglichkeiten nutzen, um der Welt nach dem Krieg gegen andere Überlebende ein Stück Normalität und Humanität zurückzugeben. Allerdings lauert schon die nächste Gefahr, die alles bisherige in den Schatten stellen könnte. In diesem Band beginnt das nächste Kapitel der erfolgreichsten Zombie-Saga aller Zeiten, und wer schon immer in die Comicserie einsteigen wollte und den richtigen Zeitpunkt abwarten wollte: Der ist hiermit gekommen.  

 

Spider-Man 19

Panini, Heft, 52 S.

In Heft 19 der deutschsprachigen Wandkrabbler-Heftserie gibt es den abermaligen Neustart der US-Serie „The Amazing Spider-Man“, inszeniert von Autor Dan Slott und Zeichner Humberto Ramos, die zuvor den Schurken Dr. Otto Octavius zum finsteren, fiesen „Superior Spider-Man“ gemacht haben. Peter Parker ist endlich zurück und wieder der erstaunliche Spider-Man, so, wie sich das gehört! Doch Dr. Octopus hat in den Monaten, in denen er als Peter und als Spidey unterwegs war, mit seiner Arroganz und seiner Vision des vermeintlich besten Spider-Man aller Zeiten viel verändert und noch mehr angerichtet: Peter Parker hat nun einen Doktor-Titel und muss als Chef der wissenschaftlichen Firma Parker Inudstries mit Dr. Octopus’ Plänen jonglieren, derweil J. Jonah Jameson, Black Cat und Electro den Netzschwinger bis aufs Blut hassen für das, was der gemeine Octavius ihnen als „Held“ angetan hat – und auf Rache aus sind. Peter hat also die Kontrolle über sein Leben zurück, aber mehr Baustellen und Probleme denn je. Dazu gibt es in der deutschen Ausgabe von „Amazing Spider-Man 1“ Kurzgeschichten mit Black Cat, Electro und dem in der Gegenwart gestrandeten Spider-Man aus der Zukunft des Jahres 2099, der im Sommer eine eigene Sonderbandserie auf Deutsch kriegt. „Spider-Man 19“ ist ein guter Einstiegspunkt. Immerhin wartet 2015 noch das Spidey-Großereignis „Spider-Verse“ in den deutschen Publikationen, in dem die Spider-Men aller Realitäten des Marvel-Multiversums zusammenarbeiten müssen. Dann gibt’s auch ein Wiedersehen mit dem fiesen Spider-Man/Dr. Octopus, den die Fans liebevoll „Spock“ getauft haben.

 

Manifest Destiny 2: Amphibia & Insecta

Image, Softcover, 128 S., Sprache: Englisch

Anfang des 19. Jahrhunderts wollten viele Amerikaner die Grenzen nach Westen beständig erweitern – die Geheimnisse der Wildnis und die Freiheit des Landes waren eine immense Verlockung. Die Erkundung und Besiedlung des Westen schien die offensichtliche Bestimmung – „Manifest Destiny“ – der Amerikaner zu sein, und deshalb machten sich so viele Pioniere gen Westen auf. Eine berühmte Expedition führten Captain Meriwether Lewis und sein Partner William Clark an. Comic-Autor Chris Dingess und Zeichner Matthew Roberts nehmen die reale historische Mission des Entdeckungscorps der Lewis-und-Clark-Expedition von 1804 bis 1806 in ihrer bei Robert Kirkmans Image-Imprint Skybound erscheinender Comicserie „Manifest Destiny“ und lassen die Entdecker und Erforscher in einer Alternativwelt auf eine gefährliche fantastische Fauna und Flora im nordamerikanischen Westen treffen: Nachdem im überraschend guten ersten US-Sammelband Bison-Zentauren und allerhand zwei- und vierbeinige Pflanzenzombies die Pioniere attackierten, müssen die Überlebenden auf ihrem weiteren Weg nach Westen im zweiten Tradepaperback schließlich herausfinden, dass man auf einem Fluss nicht wegrennen kann. „Manifest Destiny“ ist einer der am wenigsten hofierten neuen Image-Serien. Das sollte sich 2015 ändern.

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