Postapokalyptischer Panel-Porno

Den französischen Comic-Künstler Paul Gillon (1926-2011), der 1982 mit dem Grand Prix de la Ville d’Angoulême ausgezeichnet wurde, kennt man vor allem für die klassische SF-Comic-Serie „Die Schiffbrüchigen der Zeit“, die bei Splitter derzeit neu aufgelegt wird. Im All Verlag startete dieser Tage nun eine weitere Neuausgabe eines Werks, das Gillon geschrieben und gezeichnet hat: In seiner vierteiligen Serie „Die Überlebende“ (Orig.: „La Survivante“) präsentierte der Franzose zwischen 1984 und 1991 einen, nun ja, ziemlich pornografischen Ansatz für das postapokalyptische Thema.

Während alle anderen Menschen zu Staub zerfallen, überlebt die junge Aude Albrespy den Weltuntergang bei einem Tauchgang in einer Unterwasserhöhle. Danach zieht es sie ins verlassene Paris, wo sie allein in der Gesellschaft von Robotern weiterlebt. Doch eine Frau hat nun mal gewisse Bedürfnisse, und wenn die Pornofilme im Kino nicht mehr ausreichen, dann muss eben der keineswegs abgeneigte Roboter-Butler des Luxus-Hotels herhalten, in dem sich Aude einquartiert hat …

Warum zieht die hübsche Protagonistin ihren Taucheranzug aus und fährt lieber nackt im Jeep durch die entvölkerte Gegend? Wieso und wozu haben Roboter-Butler überhaupt einen Penis? Diese und andere Fragen sind bei der Lektüre unvermeidlich, und die menschlich-mechanischen Sexszenen machen heute gewiss nicht mehr den Reiz von „Die Überlebende“ aus – eher die konsequente, hemmungslose Naivität dieses postapokalyptischen Panel-Pornos, die ihren eigenen Charme hat und ihre eigene Faszination ausübt.

Wer neugierig geworden ist: Am Gratis Comic Tag im Mai gibt’s ein kostenloses Heft zur Hardcover-Neuausgabe, deren Bände monatlich erscheinen sollen. Vom ersten Album existiert derweil schon jetzt eine auf 111 Exemplare limitierte Vorzugsausgabe mit Schutzumschlag und zwei Exlibris.

Paul Gillon: Die Überlebende Bd. 1 • All Verlag, Wipperfürth 2016 • 48 Seiten • 13,80 Euro