3. Mai 2020 1 Likes

Heimkino-Highlights im Mai

Neues und Altes jenseits des großen Saals

Lesezeit: 6 min.

Jeden Monat die gleiche quälende Frage angesichts eines Bergs von Neu-Veröffentlichungen: „Was lohnt sich?“ – regelmäßige Hinweise der Redaktion sollen das Leben zumindestens ein wenig leichter machen!

 

1. After Midnight (2019)

Bei wem? Meteor Film Als was? DVD, BD, Mediabook (DVD & BD) Wann? 29.05.2020

Worum geht’s? Hank (Jeremy Gardner, ebenso Co-Regisseur) und seine Freundin Abby (Brea Grant) haben sich in einem abgelegenen Teil von Florida ein beschauliches Leben aufgebaut. Aber eines Tages verschwindet Abby spurlos; alles, was sie hinterlässt, ist eine kryptische Notiz. Hank ist am Boden zerstört und versucht herauszufinden, wo sich seine Lebensgefährtin befindet, allerdings tut sich währenddessen ein neues Problem auf: Eine mysteriöse, furchteinflößende Kreatur scheint sich im umliegenden Wald aufzuhalten und versucht nachts ins Haus einzudringen. Leider schenkt ihm nicht mal Abby nach ihrer überraschenden Rückkehr Glauben – hat sich Hank etwa alles nur eingebildet?

Prognose: Jeremy Gardner und Christian Stella hatten erstmals 2012 mit ihrem für kein Geld produzierten, super-schrägen Offbeat-Zombiefilm „Ben & Mickey vs. The Dead“ auf sich aufmerksam gemacht. Das Debüt stieß auf viel Gegenliebe, aber auch einiges an Abneigung, was nicht nur am tieeeef entspannten Tempo, sondern vor allem an der Tatsache lag, dass entgegen aller Versprechungen weniger die Zombies, sondern vielmehr die beiden schrägen Protagonisten und ihre im besten Mumblecore-Stil vorgetragenen Dialoge im Vordergrund standen. Jetzt, nur sieben Jahre später, ist der Nachfolger am Start und viel hat sich nicht geändert: Gardner und Stella ziehen erneut munter ihr Ding durch und es wundert nicht, dass sich mit Justin Benson und Aaron Moorehead zwei weitere, hier bereits abgefeierte, Genre-Quertreiber in den Stabsangaben finden, da kommt zusammen, was zusammengehört. Dieses Mal ist der Monsterfilm dran, wieder stehen die Menschen im Vordergrund und wieder kommt nichts, wie man es erwartet. So scheut sich das Duo zum Beispiel nicht davor die anfänglich recht konventionelle Geschichte in eine 14-minütige, statische, regelrecht theaterhaft gefilmte Beziehungsanalyse münden zu lassen, nur um dann … neee, wird nicht verraten. Wer Malen nach Zahlen will, schaut woanders, alle mit Spaß am Ungewöhnlichen sollten zugreifen und das sag ich nicht nur weil ich für das Booklet der Mediabook-Variante – die allein durch diesen Umstand natürlich automatisch absolut empfehlenswert wird – den Text beigesteuert hab. Definitiv ein Kandidat für die Jahresbestenliste!

After Midnight • USA 2019 • Regie: Jeremy Gardner, Christian Stella • Darsteller: Jeremy Gardner, Brea Grant, Henry Zebrowski, Justin Benson, Ashley Song, Nicola Masciotra, Taylor Zaudtke

 


„Crash“

2. Crash (1996)

Bei wem? Turbine Als was? Mediabook (DVD & Blu-ray), Mediabook (4K Ultra HD + Blu-ray) Wann? 22.05.2020

Worum geht’s? James Ballard und seine Frau Catherine leben gelangweilt in den Tag hinein. Selbst ihren ausgefallenen Sexualpraktiken gewinnen sie keine Kicks mehr ab. Da wird Ballard in einen Verkehrsunfall verwickelt, der für ihn eine völlig neue sinnliche Erfahrung bedeutet. Der Crash wird für ihn zur sexuellen Besessenheit. Auch seine Unfall-„Partnerin“ Dr. Helen Remmington verfällt der Lust an Kollisionen. Zudem taucht der exzentrische Wissenschaftler Vaughan auf, der die „Umformung des menschlichen Körpers durch Technologie“ predigt.

Prognose: Hach, Cronenberg. Cronenberg ist natürlich supertoll, aber irgendwie auch einer dieser Regisseure über dessen Filme ich nicht ganz so gerne schreibe, da das Schreiben permanent mit dem Gefühl verbunden ist, das in Zillliarden von Texten und einer ganzen Reihe an Büchern eh schon alles gesagt wurde, was es zu sagen gibt. Seine J.G.-Ballard-Verfilmung, eine urbane Dystopie über die Verbindung zwischen Mensch und Maschine und der damit einhergehenden Selbstentfremdung, spaltet bis heute die Gemüter. Die einen finden ihn hervorragend, die anderen zählen ihn den zu schwächeren Arbeiten Cronenbergs, wobei Cronenberg natürlich in einem alternativen Maß gemessen wird, selbst schwach bedeutet hier noch überdurchschnittlich. So oder so: Eine Film, der selbstverständlich ins Regal muss und in diesem Fall kann man nichts falsch machen, denn „Crash“ wurde neu abgetastet und ein 40-seitiges Booklet, Interviews, eine „Hinter den Kulissen“-Featurette, Trailer und drei Kurzfilme („The Nest“, „Camera“ und „At The Suicide of the last Jew in the World in the last Cinema in the World“) bieten einen ordentlichen Mehrwert.

Crash • Frankreich, Großbritannien, Kanada 1996 • Regie: David Cronenberg • Darsteller: James Spader, Holly Hunter, Elias Koteas, Deborah Kara Unger, Rosanna Arquette, Peter MacNeill

 


„The Wave“

3. The Wave (2019)

Bei wem? OFDB Filmworks Als was? DVD, Blu-ray, Mediabook Wann? 28.05.2020 [verschoben auf August wg. Corona]

Worum geht’s? Frank ist ein junger erfolgreicher Anwalt bei einer großen Versicherungsgesellschaft, dessen Privatleben und Ehe jedoch eher trostlos sind. Als er ein Schlupfloch entdeckt, das seinem Arbeitgeber die Auszahlung einer großen Versicherungssumme erspart, winkt eine Beförderung. Sein Freund und Kollege Jeff überredet ihn daraufhin, den Erfolg am Abend gebührend zu feiern. In einer Bar stoßen die beiden auf die Freundinnen Natalie und Theresa. Nach ein paar Drinks ziehen alle gemeinsam weiter zu einer privaten Party, auf der Frank und Theresa auf den mysteriösen Aeolus treffen, der die beiden zur Einnahme einer speziellen halluzinogenen Droge überredet. Frank findet sich unversehens auf einem Trip wieder, der nicht nur sein gesamtes Leben, sondern anscheinend auch das Raum- und Zeitgefüge auf den Kopf stellt …

Prognose: Spielfilmdebüt von Gille Klabin, der davor in erster Linie Musikvideos für Electro-Guru Steve Aoki runtergekurbelt hat und ich vermute mal stark, dass die visuelle Seite der große Pluspunkt sein wird, denn der Trailer entzückt auf jeden Fall schon mal mit ungewöhnlichen Bildern. Ob der Rest mithalten kann, wird sich zeigen. Drehbuchautor Carl W. Lucas ist bisher noch nicht weiter aufgefallen und Justin Long ist für mich ein bisschen das Pendant zu Armie Hammer: Zwar oft dabei, fällt aber nur selten wirklich auf. Wir werden sehen – reinschauen sollte man auf alle Fälle, allein schon deswegen, weil bildstarke Regisseure derzeit Mangelware sind.

The Wave • USA 2019 • Regie: Gille Klabin • Darsteller: Justin Long, Tommy Flanagan, Donald Faison, Katia Winter, Sheila Vand, Bill Sage, Sarah Minnich, Ronnie Gene Blevins

 


„Into the Night“

… und was gibt’s im TV & Internet?

• Into The Night, Staffel 1 – ab 01.05.2020, Netlix: Belgische Adaption des polnischen Romans „The Old Axolotl“: Die Sonne scheint urplötzlich wesentlich intensiver und tötet alles, was mit ihren Strahlen in Berührung kommt. Eine Gruppe Reisender befindet sich während dem Auftauchen dieses mysteriösen Phänomens zufälligerweise gerade auf einen Nachtflug nach Brüssel und versucht verzweifelt der Katastrophe zu entkommen. Die Grundidee ist schon mal nicht übel und macht neugierig – würde sagen, schauen wir an!

• Project Blue Book, Staffel 2 – ab 01.05.2020, TVNOW: Dreht sich um eine Serie von geheimen UFO-Forschungen der United States Air Force in den 1950er- und 1960er-Jahren. Eigentlich, so ganz grundsätzlich, nicht das schlechteste Thema und – zumindest für UFO-Fans – offenbar auch leidlich unterhaltsam, aber es wurde vielfach bemängelt, dass die Serie einerseits schwer einen auf authentisch macht, anderseits aber allerhand Unsinn beimischt. Naaaa ja …

• Upload, Staffel 1 – ab 01.05.2020, Amazon Prime: Sci-Fi-Comedy von Greg Daniels („The Simpsons“, „King of the Hill“): In der Zukunft kann man sein Bewusstsein nach dem Ableben in ein virtuelles Jenseits nach Wahl (die natürlich vom Kontostand abhängig ist) uploaden lassen. Als Nathan früh stirbt, lernt er in seinem persönlichen Luxus-Himmel Nora kennen, eine Art Schutzengel, die aus dem Diesseits guckt, dass alles im Jenseits gut läuft, aber die digitale Welt eigentlich erstrebenswerter findet als die reale … sicherlich nicht allzu tiefgängig, aber pfiffig und saukomisch!

• Rick and Morty, Staffel 4 – ab 04.05.2020, TNT Comedy: Fünf neue Folge der vierten Season. Darf sich praktisch als geguckt betrachten.

• She-Ra and the Princess of Power , Staffel 5 – ab 15.05.2020, Netflix: Die letzte Season der durchwegs gelungenen Neuauflage der 1980er-Jahre-Kults.

• The Handmaid’s Tale, Staffel 2 – ab 18.05.2020, RTL Passion: Deutsche TV-Premiere der Adaption von Margaret Atwoods Klassiker „Der Report der Magd“.

• The Plot Against America – ab 20.05.2020, Sky Atlantic: Verfilmung des gleichnamigen Alternativwelt-Romans von Philip Roth: Eine jüdische Familie muss erleben, wie Luftfahrtpionier und Rassist Charles Lindberg Präsident der USA wird …

• Vagrant Queen, Staffel 1 – ab 28.05.2020, SyFy: Ex-Thronfolgerin und nun Waisenkind Elida streift durch die hintersten Ecke der Galaxie, immer auf der Flucht vor der Regierung, die sie gerne ins Jenseits schicken würde. Als ein alter Freund auftaucht, der behauptet, dass ihre Mutter noch am Leben ist, planen beide eine waghalsige Rettungsaktion … was immer man vom Trailer auch hält: Würde abwarten. Sieht momentan schwer danach aus (schlechte Quoten, restliche Episoden werden weg gesendet), dass die Nummer bereits wieder beendet ist.

• Space Force, Staffel 1 – ab 29.05.2020, Netflix: Und die nächste Serie von Greg Daniels, dieses Mal in Zusammenarbeit mit Steve Carell, der auch die Hauptrolle spielt. Dreht sich um die Gründung einer Weltraumarmee als neue Streitkraft des US-Militärs. Daniels, Carell, ich sag mal, das wird was.

Großes Bild ganz oben: „After Midnight“, Meteor Film

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