Schneetheater

Seit im August 2013 Bong Joon-hos postapokalyptischer Film Snowpiercer in Südkorea an den Kassen abräumte (über drei Millionen Besucher in einer Woche), war man in der westlichen Welt mit einigem Recht gespannt. Schließlich hatten Bongs Memories of Murder, The Host und Mother auch hier zumindest für ein klein wenig Aufmerksamkeit gesorgt. Snowpiercer hatte nun sogar eine internationale Besetzung (u.a. mit Chris Evans, Tilda Swinton, John Hurt, Jamie Bell und Ed Harris), also sollte doch wohl alles glatt gehen.

Denkste. Denn für den US-Markt schien der zweieinhalbstündige Film, der auf dem französischen Comic „Le Transperceneige“ (dt. „Schneekreuzer“) basiert, nicht geeignet zu sein – jedenfalls nicht in dieser Form. Legendär wurde das Statement des britischen Filmkritikers Tony Rayns in If: „Mitarbeiter der Weinstein Company [dem amerikanischen Verleih, der die Rechte für den US-Markt gekauft hatte] ließen Bong wissen, dass sie dafür sorgen werden, dass der Film auch von einem Publikum in Iowa und Oklahoma verstanden wird.“

Da war sie, die berühmte Schere von Harvey Weinstein, die schon so manchen Film „aus Übersee“ verstümmelt hatte. Und da war auch der Aufschrei. Und er kam auch aus Iowa und Oklahoma, wo man sich durchaus auf den Schlips getreten fühlte.

Irgendwann ruderte TWC zurück und bot Bong einen leicht vergifteten Deal an, nämlich einen Start des Director’s Cuts in wenigen Kinos, deren Zahl sich in den folgenden Wochen nur dann erhöhen sollte, wenn die Einspielergebnisse dies rechtfertigen würden. Leider startet am selben Wochenende (27.6.) in den USA auch Transformers 4. Ups.

In Deutschland durfte man diese Episode leicht amüsiert verfolgen. Hier startet der Film am 3. April im Verleih der MFA. Und zwar in der Form, die Bong Joon-ho vorgesehen hat. Und auf der deutschen Homepage kann man sich sogar schon mal das 5minütige Prequel ansehen.