3. November 2015 1 Likes

Schaffe, schaffe, Mondhäusle baue

Das Aufbausimulations-Game Anno 2205 lässt uns endlich den Mond besiedeln

Lesezeit: 2 min.

Die Anno-Spielereihe des Mainzer Blue Byte Studios steht nun schon seit 1998 für die deutscheste aller Beschäftigungen: irgendwo etwas hin bauen. Heute erscheint mit Anno 2205 die fünfte Ausgabe des Aufbau-Echtzeitstrategie-Spiels, und in dieser Version können wir endlich auch den Mond besiedeln. Bislang wurden meist historische Epochen im Jahrhunderttakt durchdekliniert, angefangen mit Anno 1503 vor siebzehn Jahren. Nun geht es in die Zukunft und hinaus ins All.

Anno 2205 (Blue Byte)
Bild © Blue Byte

In drei Sphären kann man seinem Besiedelungsdrang nachgeben und die Metropole der Zukunft bauen: in der gemäßigten Zone, in der Arktis und auf dem Mond. Eine vierte Sphäre ist die Raumstation, die als Schaltzentrale und Marktplatz innerhalb des Spiels dient. In diesen klimatisch sehr unterschiedlichen Gebieten müssen nun Fabriken errichtet, Wohnanlagen gebaut, Infrastruktur geplant und natürlich auch repräsentative Prachtbauen hochgezogen werden. Wenn mal was nicht passt, meldet die Bevölkerung sofort Kritik an – zum Beispiel wenn in der Arktis die Wohneinheiten zu weit von den Fabriken und deren Abwärme entfernt gebaut wurden und somit die Leute frieren müssen, oder wenn auf dem Mond der Meteoritenschutzschild nicht ausreicht.

Zwei Neuerungen gegenüber den bisherigen Ausgaben dürften das Bauen und Wirtschaften interessanter und auch deutlich einfacher machen: Zum einen kann man einmal platzierte Gebäude auch nachträglich verschieben, was insbesondere auf dem Mond und der kniffligen Ressourcenlage dort äußerst praktisch ist. Und zum anderen kann man in mehreren Sphären gleichzeitig siedeln. Die Stadt in der gemäßigten Zone läuft also im Hintergrund weiter, während ich meine Mondbasis auf Vordermann bringe (mehr dazu im Feature-Video unten).

Anno 2205 (Blue Byte)
Bild © Blue Byte

Dabei gehen die Macher des Spiels, das von Ubisoft vertrieben wird, mit dem ganzen Thema Eroberung und Besiedelung erstaunlich unkritisch um. Schonung der Arktis aus Sorge um die globale Erwärmung? Grundsätzliche ethische Erwägungen, was den Ressourcenabbau auf fremden Himmelskörpern angeht? Fehlanzeige. Dabei ist doch gerade die Besiedelung des Alls ein Klassiker der Science-Fiction, und wer jemals Kim Stanley Robinsons epochale Mars-Trilogie (im Shop) oder James Coreys Expanse-Serie (im Shop) gelesen hat, macht sich keine Illusionen mehr über die Implikationen der Expansion ins All.

Genau solche Illusionen will Anno 2205 den Spieler aber im Sekundentakt aus dem Boden stampfen lassen – und dass das einen Riesenspaß machen kann, sei unbestritten. Ich bin gespannt, wie viele dabei aber vielleicht kurz innehalten und sich kurz fragen, ob ein alles überwuchernder Industriekomplex wirklich das Endziel unseres zivilisatorischen Strebens sein kann. Gut, wenn ein so aufwändig gemachtes Spiel wie Anno 2205 dafür einen Anlass geben kann.

Anno 2205 ∙ Ubisoft / Blue Byte ∙ Aufbau-Simulation ∙ PC ∙ ab 49,95 € 
Titelbild © Blue Byte

 

Roman-Klassiker zur Mond-Besiedelung:

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