27. Juni 2015 1 Likes

Künstliche Intelligenz und Büroklammern

Wie ein Alltagsgegenstand das Ende der Menschheit herbeiführen kann

Lesezeit: 2 min.

Das Horrorszenario, nach dem künstliche Intelligenz bald schlauer sein wird, als der Mensch, der sie erschaffen hat und sich dann seines lästigen Schöpfers entledigen wird, ist altbekannt. Doch was wäre, wenn die Super-A.I. so intelligent wird, dass sie den Menschen einfach ignoriert, anstatt ihn systematisch auszulöschen? Immerhin laufen die meisten geistig gesunden Menschen auch nicht einfach hinaus, um ein paar Insekten, Vögel oder Eichhörnchen zu töten, trotz des offensichtlichen geistigen Leistungsunterschiedes. 

Diese interessante Sichtweise auf das (eventuelle) künfitige Problem der Super-A.I. veröffentlichte der kroatische Hobby-Computer-Philosoph Zeljko Svedic in seinem Blog unter dem Titel „Singularity And The Anthropocentric Bias“. Simpel ausgedrückt wären die Supercomputer der Zukunft wie die jetzigen Menschen und wir in Analogie die Insekten, Vögel und Eichhörnchen.

Natürlich ist diese Theorie leicht zu widerlegen, sobald andere populäre Gedankenmodelle ins Feld geführt werden - beispielsweise der „Paperclip Maximizer“ von Nick Bostrom. In diesem Modell geht es darum, dass eine uns überlegene künstliche Intelligenz mit dem Ziel programmiert wurde, Büroklammern herzustellen. Unabhängig von den Folgen, die das für die menschliche Rasse haben könnte, wird diese A.I. alles daran setzen, so viele Büroklammern wie nur möglich herzustellen. Jede Entscheidung, die sie trifft, dient lediglich dem Endziel, die maximale Anzahl an Büroklammern zu produzieren. Dieses Ziel wird dabei nicht von moralischen Bedenken beeinflusst. Es geht lediglich um Effizienz. Und um Büroklammern. 

In diesem Sinne würde der Paperclip Maximizer auch aus Menschen Büroklammern machen, wenn er das denn könnte. Und wenn am Ende des Tages eine Büroklammer mehr herausspringt, dann würde er dafür auch die gesamte Menschheit auslöschen, die Sonne explodieren lassen, oder was auch immer nötig ist, um diese eine Büroklammer mehr zu bekommen. Das bedeutet schlicht und einfach, dass seine Handlungsweise nicht von dem Gedanken an eine friedliche Ko-existenz mit anderen Lebensformen, Moral oder Ethik beeinflusst wird. In diesem Sinne ist er dem Menschen ähnlich, der unwillentlich trotzdem wer weiß wie viele Insektenleben ausgelöscht hat, um beispielsweise Häuser zu bauen.

Demnach wäre es also durchaus denkbar, dass diese künstliche Intelligenz dem Menschen vorerst keine Aufmerksamkeit schenkt. Allerdings nur so lange, wie dies nicht dem Ziel maximaler Büroklammerproduktion im Wege steht. Trotz dieses beängstigenden Eifers des Paperclip Maximizers bietet Svedics Artikel jedoch eine Menge interessante Gedanken, die es wert sind, eingehender betrachtet zu werden.

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