28. September 2016 1 Likes 1

Nächster Halt: Mars!

SpaceX-Chef Elon Musk hat gestern seine Pläne für eine autarke Marskolonie vorgestellt – nicht!

Lesezeit: 4 min.

SpaceX will zum Mars, und gestern enthüllte Musk mit einer „technischen Präsentation“ auf dem International Astronautical Congress in Mexico, die sich auf „potenzielle Strukturen, die Menschen auf dem Roten Planeten am Leben erhalten sollen“ fokussierte, wie er sich das Ganze vorstellt. Dass die Raptor-Raketen und die Red Dragon Kapseln daran beteiligt sein werden, wissen wir schon etwas länger, und dass der Mars in Elon Musks Zukunftsvision lediglich der Anfang sein wird, sollte spätestens klar sein, seit er seinen Mars Colonial Transport in Interplanetary Transport System umbenannt hat. Eine erste, noch unbemannte Kapsel soll schon 2018 mit einer Falcon Heavy Rakete zum Mars fliegen und die erste bemannte Landung, die bislang für 2025 geplant ist, vorbereiten – das wäre fünf Jahre vor der NASA. Musks Vortrag mit dem Titel „Making Humans a Multiplanetary Species“, so der Titel von Musks gestriger Präsentation, sollte nun Details zu diesen Missionen enthüllen – allerdings hielt der Titel nicht ganz, was er verspricht.

Elon Musks Vision ist eine autarke Stadt auf dem Mars – wie genau die aussehen soll, darüber schwieg er sich aus. In einem Video, das kurz vor der Präsentation veröffentlicht wurde, wird Musks Plan für die Reise zum Mars in groben Zügen umrissen: Nach dem Start von Cape Canaveral parkt das Raumschiff, das Interplanetary Transport System, zunächst im Orbit. Der Booster landet wieder auf der Erde, wird überholt und kann dann wiederverwendet werden, um den für die interplanetare Reise benötigten Treibstoff zum Raumschiff zu befördern. Das Schiff beschleunigt zuerst, fliegt dann aber antriebslos weiter, bis es in den Marsorbit eintritt. Seine Energie bezieht es während des Flugs von der Sonne. Am Mars angekommen, bringen die Kapseln die Astronauten auf die Planetenoberfläche.

Ob das auch wirklich so klappt, ist noch fraglich. Nach der fatalen Explosion einer Falcon 9 Rakete Anfang September hat SpeceX alle geplanten Starts abgesagt, bis die Untersuchungen dieses Zwischenfalls abgeschlossen sind. Aber schon im November sollen die Falken wieder in die Lüfte steigen. Das Unternehmen hat auch bereits einige Booster erfolgreich gelandet, bisher aber noch keinen wieder ins All geschickt. Ein solcher Test wäre aber entscheidend für Musks Pläne für bemannte Missionen (oder Kolonien) zum Mars.

Mit 1000 Schiffen, die jeweils 200 Menschen befördern, würde es nach Musks Schätzungen etwa 40 bis 100 Jahre dauern, um eine sich selbst versorgende Kolonie auf dem Mars zu errichten. Die größte Hürde ist, wie so oft, das liebe Geld. Musk schätzt die Kosten auf 10 Milliarden US-Dollar. Dank wiederverwendbarer Raketen, dem Auftanken des Schiffs im Orbit und einem Raketentreibstoff auf Methanbasis statt herkömmlicher Treibstoffarten will Musk die Kosten so weit senken, dass sich (fast) jeder den Flug zum Mars leisten kann. Ein Ticket zum Roten Planeten soll nicht mehr kosten als ein Haus auf der Erde. Damit die Passagiere die achtzig Tage Reise durchs All bei einigermaßen klarem Verstand überstehen, soll das Interplanetary Transport System so komfortabel wie möglich ausgestattet werden. Aber, und darin sah Musk die große Herausforderung bei seinem Vorhaben, entscheidet letztendlich die Finanzierung darüber, ob SpaceX den Mars erreicht oder nicht. Selbst wenn der Multimillionär einen Teil davon aus eigener Tasche beisteuert, bräuchte er dennoch viele Investoren, die an sein Projekt glauben. Musk schwebt eine Mischung aus privaten Investoren und staatlicher Beteiligung vor. Wie schnell das Geld zusammenkommt, entscheidet letzten Endes auch darüber, wie schnell die Menschheit den Mars erreicht. Wenn es dazu keine gravierenden technischen Rückschläge gibt, könnte man, so Musk, 2023 mit den ersten Marsflügen beginnen – auch wenn die genaue Timeline natürlich noch nicht feststeht.

Was wir in diesem hübschen Video auch nicht zu sehen bekommen, ist jede Art von Mars-Kolonie-Infrastruktur. Im seinem Vortrag erklärte Musk lediglich, die Kolonie solle autark und nicht auf Unterstützung von der Erde angewiesen sein, aber er gab keine Hinweise darauf, wie genau das nun funktionieren solle. Das Ziel von SpaceX sei vor allem, das Transportsystem zu bauen, so Musk. In seiner Präsentation schwärmte Musk zwar bereits von Pizzerien auf dem Mars – wie die Kolonisten sich in „marstauglichen“ Habitaten mit Atemluft, Wasser und Nahrung (außer Pizza, versteht sich) versorgen sollten, beantwortete er ebenso wenig wie die Frage, wer das nun eigentlich bauen solle.

SpaceX will, ähnlich wie die NASA, allerdings erst einmal unbemannte Schiffe und Roboter-Sonden zum Mars schicken – was dem Unternehmen sicherlich auch innerhalb des geplanten Zeitrahmens möglich sein sollte, sofern es keine größeren technischen Rückschläge einstecken muss. Das sehr kostspielige Interplanetary Transport System hingegen wird sich wohl nicht ohne eine Menge Geldgeber und internationale Zusammenarbeit verwirklichen lassen – ob eine Spezies, die es derzeit nicht einmal zustande bringt, sich nicht permanent gegenseitig die Köpfe einzuschlagen, weil ihre Vertreter an unterschiedliche Götter glauben, das hinbekommt?

Die komplette Präsentation ist inzwischen auf YouTube abrufbar. Zum wann, wer und wie der ersten Mars-Mission hätten wir noch ein paar Anregungen in Der Weg zum Mars (im Shop) gesammelt …

 

Kommentare

Bild des Benutzers a mind forever voyaging

Im Artikel heisst es die Kosten für die Marskolonisierung betrügen 10 Mrd $. Das sind, so wie ich es verstanden habe, nicht die Gesamtkosten, sondern lwdiglich die Kosten die man nach einer aktuellen Schätzung, mit dem aktuellen Stand der Technik, PRO PERSON für einen Flug zum Mars aufwenden müsste. Oder?

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