TV-Tipp - Mittwoch, 12. April

Kiyoshi Kurosawa gehört zu den großen Regisseuren Japans, aber hierzulande ist er praktisch unbekannt. Er fühlt sich heimisch im Niemandsland zwischen Realismus, Horror und den unbekannten Räumen, die man schwer definieren kann. Sein im Westen bekanntester Film ist vermutlich „Kairo“ (2001), der hier als „Pulse“ veröffentlicht wurde und unter diesem Titel 2006 auch mit einem miesen US-Remake mit Kristen Bell (Veronica Mars) bedacht wurde. „Kairo“ war ein Meisterwerk, das gerade rechtzeitig zur kurzlebigen Nippon-Horrorwelle im Kielwasser von „The Ring“ auftauchte und daher zumindest ein wenig Aufmerksamkeit bekam. Andere große Filme wie „Cure“ (1997), „Bright Future“ (2002) oder „Tokyo Sonata“ (2008) fanden hierzulande kaum Beachtung.

Das liegt wohl auch daran, das Kiyoshi Kurosawa riskante Filme macht. Riskant in dem Sinne, dass er auch mal Dinge versucht und daran scheitert. Nicht jeder seiner Filme ist gut, viele sind zwiespältig, seltsam, unfertig – aber immer sehr sehr sehenswert. Bei manchen Leuten macht es eben sogar Spaß, ihnen beim Scheitern zuzusehen.

„Real“ (2013) ist auch so eine schwierige Kiste:

Koîchi ist nervös. Seitdem seine Freundin Atsumi nach einem Selbstmordversuch vor einem Jahr im Koma liegt, gab es wenig Hoffnung, sie würde wieder aufwachen. Doch nun besteht eine Chance: Das Team von Dr. Aihara möchte eine neue Technologie, den „Contact“, benutzen, um es Koîchi zu ermöglichen, in Atsumis Bewusstsein einzudringen und sie dort zu überzeugen, wieder aufzuwachen.

So teasert der Sender Arte, und wer jetzt glaubt, das wird ein bunter Trip ins Unterbewusstsein, irrt. Aber er/sie könnte eine Überraschung erleben, denn das Unterlaufen von Erwartungen ist für Kurosawa praktisch der erste Schritt auf dem Weg. Man sollte allerdings wirklich ganz offen und wach an die Sache herangehen, denn Mainstream ist das – obwohl im Kern eine superkitschige Romanze steckt – eher nicht.

Arte zeigt „Real“ am Mittwoch, den 12. April, um 22:50 Uhr. Vom 12. April bis zum 20. April 2017 ist er auch in der Mediathek abrufbar.