E3 Day One

Seit Samstag, dem 10. Juni 2017, ist es wieder soweit, denn die Gamerherzen schlagen zu dieser Zeit höher und schneller: Die „Electronic Entertainment Expo“ – kurz „E3“ – ist in den USA wieder in vollem Gange. In Los Angeles sammeln sich die größten Spieleentwickler und Pressefachleute um dem immer mehr an Bedeutung gewinnenden Medium der Videospiele zu huldigen.

Seit der ersten E3 von 1995 blieben die Tore dem breiten Publikum immer verschlossen, während nur Kollegen der Presse und Größen der Entwicklerbranche Zugang erhielten. Dies ändert sich aber in diesem Jahr, wenn die E3 auch für den Otto-Normal-Verbraucher zugänglich wird. Die Veranstalter und Produzenten orientierten sich hier ganz nach dem Vorbild der im August stattfindenden deutschen Gamescom, die Jahr ein, Jahr aus immer mehr an internationaler Bedeutung gewinnt und neue Besucherrekorde aufstellt.

Neben allerhand technischer Innovation wie neuer Konsolen und Peripherie-Geräte, wie im diesen Jahr die neue „XBox One X“ (hierzu bereits ein Verweis zum gestrig stattfindenden „XBox Briefing“), sind natürlich ein unglaublicher Haufen an neuen Spielen die Highlights. Namhafte Publisher, zu denen sich in diesem Jahr auch wieder „Fallout“-Entwickler Bethesda gesellt haben, stellen ihre neuen (und alten) Produkte in den hauseigenen Pressekonferenzen vor. Über vier Tage verteilt werden in diesem Jahr acht Pressekonferenzen einzelne Schwerpunkte beleuchten. Und bereits vergangenen Samstag gab Publisher „Electronic Arts“ den Startschuss.

EA Play

Das „EA Play“-Showcase beleuchtete alte Marken wie ein neues „Madden 18 Long Shot“, „NBA Live 18“ und „FIFA 18“ und brachte Fanlieblinge wie die digitale Rennkiste „Need For Speed“ zurück. Zu den noch ungenannten, wahren Höhepunkten der Konferenz aber gleich mehr.

EAs Geschäftsführer Andrew Wilson gab zunächst Einblicke in das neue Amercian Football-Game „Madden 18 Long Shot“, das sich am letztjährigen „FIFA 17 – The Journey“ orientiert und eine Singleplayer-Kampagne einführt, samt Hollywoodstar und Oscar-Preisträger Mahershala Ali. Weiter ging es mit einer neuen Enthüllung des Add-Ons zum Weltkriegsshooter „Battlefield 1“, das den Namen „In The Name of the Tsar“ trägt und eine weitere Fraktion, samt sowjetischem Setting mit sich bringt. Und was wäre eine Electronic Arts-Konferenz ohne ein neues „FIFA“-Game? Neben der Fortführung des bereits erwähnten Storymodus, in dem Spieler erneut in die Rolle des virtuellen Stars „Alex Hunter“ schlüpfen, wurde Einblick in die neuen Motion-Capture-Aufnahmen gewährt, die von niemand anderem als Lederball-Superstar Christiano Ronaldo einstudiert wurden.

Seit einigen Jahren auf dem Abstellgleis geparkt, machte dieses Jahr aber auch das bereits erwähnte „Need For Speed“ eine kinoreife Kehrtwende zurück auf die virtuellen Bildschirme mit „Need For Speed: Payback“, das äußerst stark an einen „Fast & Furious“-Film erinnert, mit allerhand Michael Bay-reifer Explosionen und ständigen Zwischensequenzen. Ob der Spielspaß und das Bewusstsein des „Rennfahrens“ selbst unter dieser neuen Ausrichtung leiden werden, ist jedoch aus dem neuen Trailer noch nicht ersichtlich. Im Anschluss folgte wohl das größte, unerwartete Highlight des Abends: Hazelights „A Way Out“, ein mutiges reines Co-Op-Erlebnis, in dem Online oder per Splitscreen zwei Spieler die Rollen zweier Gefängnis-Insassen übernehmen und versuchen ihr Leben auf die Reihe zu bekommen. „A Way Out“ erinnert an einen Mix aus der Atmosphäre des Films „Die Verurteilten“, den erzählerischen und actionorientierten Sensibilitäten eines „Uncharted 4“ und einem so bis Dato nie da gewesenen Zwei-Spieler-Erlebnis.

Als abschließende Enthüllung wurde ein Cinematic-Trailer der neuen IP BioWares gezeigt, die den Namen „Anthem“ trägt und den Spieler in ein Sci-Fi-Multiplayer-Spiel wirft, das an „Destiny“, „Diablo“ und den Film „Avatar“ erinnert. Gameplay wurde aber erst in Microsofts „XBox Briefing“ an Tag 2 gezeigt.

Zu guter Letzt gewährte Electronic Arts, wie letztes Jahr bei „Battlefield 1“ der Fall, Einblick in ein 30-minütiges Match von „Star Wars: Battlefront II“, das live und vor Ort ausgetragen wurde.

Alle Trailer findet ihr unter dem Fazit, samt deutscher Untertitel und der gesamten EA-Pressekonferenz, die ab Zeitmarke 2:45:40 beginnt.

Fazit:

Electronic Arts überraschte bei der Pressekonferenz lediglich mit dem fantastischen „A Way Out“, während wirklich neue Titel außen vor blieben. Eine Ankündigung des neuen BioWare Titels „Anthem“, der sich bereits seit 2014 in Entwicklung befindet, ist zwar ein großartiger Moment, die Entscheidung tatsächliches Gameplay jedoch erst bei Microsoft zu zeigen eine Enttäuschung und lässt die gesamte Pressekonferenz etwas dröge erscheinen. Dass ein neues „Battlefront“ auf uns zukommt, war bereits seit Wochen bekannt, und ganze 30 Minuten damit zu verbringen, könnte zuviel des Guten gewesen sein. Denn „Battlefront II“ wartet im Grunde mit nichts völlig neuem auf, was wir nicht bereits aus dem Erstling oder „Battlefield 1“ kennen. Mit dem Ausbleiben neuer Star Wars-Titel im Besonderen fragt man sich so langsam, ob es von Disney wirklich eine gute Entscheidung war, EA allein die Lizenzrechte zu überreichen. Das von vielen erwartete Action-Adventure von Ex-„Uncharted“-Autorin Amy Henning, das letztes Jahr bereits kurz gezeigt wurde, blieb diesmal im stillen Kämmerlein.