Die Hugo-Gewinner 2017

Was war das für eine Zeremonie am Freitag Abend! Dass gleich etwas Großes passieren würde, merkte man nicht nur an der mehrere Hundert Meter langen Warteschlange, die sich durch das Messuseskus, das Messezentrum in Helsinki, wand. Das deutlichste Zeichen der Bedeutung dieser Preisverleihung war vielleicht, dass direkt nach dem Einlass das WLAN zusammenbrach – nichts sagt heute mehr „This is important“. Eine Aura der Feierlichkeit, die von allen Anwesenden geteilt wurde.

Karen Lord, mit ihrem Roman „Die beste Welt“ (im Shop) selbst eine international anerkannte Science-Fiction-Autorin, war als sogenannte Toastmistress die Zeremonienmeisterin der diesjährigen Hugo-Verleihung auf dem WorldCon 75. Die Vielfalt der Laudatoren, die Lord auf ihrem Sofa präsentierte und die wiederum die Gewinner beglückwünschen durften, war ein deutliches Signal für die – nunmehr durch einen angepassten Nominierungsmodus vom Einfluss größtenteils rechtskonservativer Voting-Blöcke wie den Sad Puppies und Rabid Puppies bewahrten – Diversität und Bandbreite der Nominierten selbst:

Eine begehrte „Rakete“ durften die folgenden Hugo-Award-Gewinner dieses Jahr mit nach Hause nehmen:

Bester Roman:

„The Obelisk Gate“ von N.K. Jemisin (Orbit Books)

Beste Novelle:

„Every Heart a Doorway“ von Seanan McGuire (Tor.com publishing)

Beste Novelette:

„The Tomato Thief“ von Ursula Vernon (Apex Magazine, January 2016)

Beste Kurzgeschichte:

„Seasons of Glass and Iron“ von Amal El-Mohtar (The Starlit Wood: New Fairy Tales, Saga Press)

Bestes genreverwandtes Werk:

„Words Are My Matter: Writings About Life and Books, 2000-2016“ von Ursula K Le Guin (Small Beer)

In ihrer per Email übermittelten Dankesrede erinnerte sich die Großmeisterin der Science-Fiction nicht nur an ihren ersten Hugo für „Die linke Hand der Dunkelheit“ (im Shop), sondern auch daran, dass der neue Modus der Shortlist-Nominierung „die Hugo-Rakete an den ‚Puppetoiden‘ vorbei gelenkt hat“.

Beste Graphic Story:

„Monstress, Volume 1: Awakening“ von Marjorie Liu, illustriert von Sana Takeda (Image)

Beste dramatische Präsentation (lang):

Arrival, Drehbuch: Eric Heisserer, adaptiert von einer Kurzgeschichte von Ted Chiang, Regie: Denis Villeneuve

Beste dramatische Präsentation (kurz):

The Expanse: Leviathan Wakes, Drehbuch: Mark Fergus & Hawk Ostby, Regie: Terry McDonough (SyFy)

Damit gewinnt James Coreys Expanse-Romanserie (im Shop) nun in Gestalt ihrer TV-Verfilmung den ersten Hugo!

Beste Serie:

„The Vorkosigan Saga“ von Lois McMaster Bujold (Baen)

Pikanterweise wurde dieser Hugo von keinem Geringeren als George R.R. Martin (im Shop) präsentiert, der auch gleich zu berichten wusste, dass diese neue Kategorie eigentlich recht alt war: der letzte, dem hierin ein Preis verliehen wurde, war Isaac Asimov, und zwar 1966 vom Laudator Robert Silverberg (im Shop).

John W Campbell Award für die beste Neue AutorIn:

Ada Palmer

In ihrer äußerst bewegten und tränenreichen Dankesrede betonte Ada Palmer, wie wichtig es besonders für AutorInnen mit Behinderung sei, in ihrem Umfeld Unterstützung und Bestätigung zu erfahren.
 

Damit hat also seit Lois McMaster Bujold ein Vierteljahrhundert zuvor erstmals wieder eine Autorin ihren Hugo-Gewinn in der Kategorie „Bester Roman“ verteidigt – und das ist ausgerechnet N. K. Jemisin, die letztes Jahr als erste farbige AutorIn den begehrten SF-Preis gewonnen hatte. Großartig!

Nicholas Wyte, Präsident und Chef des Organisationskomitees des WorldCon 75, zeigte sich sehr erfreut über die Auswahl der Gewinner: „Das ist eine tolle Riege von Gewinnern, die deutlich zeigt, dass die Science-Fiction sich in eine gesunde Richtung mit großer Vielfalt entwickelt.“

Dem ist von meiner Seite nichts mehr hinzuzufügen. Herzlichen Glückwunsch allen Gewinnern!