28. August 2017

Tobe Hooper (1943–2017)

Mehr als nur Kettensäge!

Lesezeit: 2 min.

Das ist aber mal ein Zufall der ganz bitteren Sorte: Wenige Wochen nach George Romero ist mit Tobe Hooper ein weiterer Regisseur gestorben, der vor allem im Horrorbereich tätig war und dessen Karriere einen ähnlich unglücklichen Verlauf genommen hat. War Romero ziemlich schnell nur noch Zombie, fiel bei Tobe Hooper reflexhaft das Wort Kettensäge, denn der 1974 veröffentliche, dritte Film des texanischen Regisseurs, „The Texas Chainsaw Massacre“, löste ein Erdbeben aus, das in Form von dutzenden Nachzüglern noch bis heute zu spüren ist, natürlich völlig zu Recht, denn der blumige Titel (die deutschen Varianten: „Blutgericht in Texas“ fürs Kino, „Kettensägenmassaker“ für die Videothek) brachte in Kombination mit einer sehr raffinierten Inszenierung (die nahezu komplett auf blutige Schauwerte verzichtet!) die Gemüter dermaßen zum Kochen, dass die Anstandswauwaus von der BPjS in ihrem damaligen Beschlagnahmebeschluss Szenen aufführte, die Hooper seltsamerweise nie gedreht hatte! Das muss man erstmal hinkriegen!

Wie auch immer, die Gerechtigkeit hat gesiegt, der auch heute noch absolut sehenswerte Meilenstein wurde 2012 rehabilitiert, ist frei erhältlich und das ist schön, Hooper war allerdings für alle Zeiten auf Mr. Säge festgenagelt, weswegen den meisten Nachrufen jetzt auch nicht vielmehr als dieser Film und „Poltergeist“ (1982) einfällt, obwohl es ein offenes Geheimnis ist, dass bei Letzterem Steven Spielberg das Zepter in der Hand hielt.

Hoopers Filmographie hat auf jeden Fall mehr zu bieten und war auch nicht nur Horror: Science-Fiction-Fans sollten auf jeden Fall, am besten im tatsächlich deutlich besseren Director’s Cut, dem wunderbar exzentrischen „Lifeforce – Die tödliche Bedrohung“ (1985), ein Film über – nein kein Scherz – eine Art „Weltraum-Vampire“, eine Chance geben und Hoopers herrlich unschuldig-naives „Invasion vom Mars“-Remake von 1986 ist für einen entspannenden  Sonntagnachmittag ebenfalls mehr als tauglich.

Aber okay, zurück zum Horror: Stephen-King-Fans hat der Regisseur mit dem exquisit besetzten (David Soul! James Mason!) „Brennen muss Salem“ (1979) einen der besten King-Verfilmungen überhaupt spendiert und was die viel geprügelte Verfilmung von „The Mangler“ (1995) angeht….tja, darüber müssen wir an anderer Stelle noch mal ausführlich reden. Mag sein, dass das kein guter Film ist, aber es ist eben auch ein Film, an dem man sich wunderbar reiben kann und damit auf jeden Fall schon mal besser als der kommende Lucasfilm-Output der nächsten 20 Jahre.  

Jedenfalls: Wie man merkt ist es natürlich schwierig in einem schnellen Nachruf dem Lebenswerk eines Künstlers tatsächlich gerecht zu werden, deswegen zum Schluss ein Tipp: Einfach mal die Säge aus dem Kopf nehmen und ganz unbefangen die Filmographie von Hooper durchforsten, man wird erstaunt feststellen, dass selbst späte, von der Öffentlichkeit praktisch unbemerkt veröffentlichte Arbeiten, wie zum Beispiel „Toolbox Murders“ (2004) nicht gänzlich ohne Reiz sind.

Foto: Creative Commons/Wikimedia

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