11. Oktober 2017 2 Likes

Changing Sides

Die zweite Season der Telltale-Serie zu Batman knüpft nahtlos an die hohe Qualität der ersten an

Lesezeit: 3 min.

Das ging aber mal richtig flott! Bereits wenige Monate nach dem famosen Finale einer rundum gelungenen Auftaktstaffel (hier nochmal unser finaler Review), brachte Telltale bereits diesen Sommer die zweite Season seines Batman-Franchises für PC, PS4 und Xbox One an den Start. Wie gewohnt mit insgesamt fünf Episoden konzipiert (wovon bis dato die ersten beiden bereits erschienen sind), konzentriert sich die Staffel erneut auf das starke DC-Kernensemble und verknüpft geschickt unaufdringlich die übliche Telltale-Adventure-Mechanik mit einer gut geskripteten Story, die sich vor allem auf die Psyche der Figuren einlässt.

Auch diesmal kommt daher konsequenterweise Bruce Wayne eine mindestens ebenso wichtige Bedeutung wie seinem Alter Ego Batman zu, da wir wie in Staffel 1 mehrere Sequenzen ausschließlich (oder auch manchmal optional) mit ihm angehen. Eine sehr gute Entscheidung, denn anders als in vielen anderen Batman-Stories, verkommt Bruce Wayne so nicht nur zum Lückenfüller innerhalb einer eher actionlastigen Erzählstruktur und wird mit seinen ihm eigenen Grenzen und Möglichkeiten zum relevanten und daher spannenden Faktor. 

Die Handlung setzt einige Zeit nach den Ereignissen der ersten Staffel ein. Gotham City wird von der plötzlichen Rückkehr des Riddler erschüttert, der nicht nur eine alte Rechnung zu begleichen sucht, sondern sich aufgrund seines Überegos auch nicht die Chance entgehen lassen will, Batman als ihm nicht ebenbürtigen Gegner hinzustellen und letztlich zu vernichten. Doch was sich zunächst wie die bloße Abfolge des nächsten Superschurken in der üblichen Batman-Dramaturgie anhört, entpuppt sich spätestens in der zweiten Episode als hochkomplexes Geflecht gleich mehrere namhafter Akteure.

Denn neben einem Schurkenkonglomerat aus Bane, Harley Quinn und Mr. Freeze, gesellt sich auch der aus Staffel 1 bereits unter dem Namen John Doe bekannte Joker nach seiner Entlassung (?) aus Arkham in einer höchst ambivalenten Weise dazu und auch das von Jim Gordon geführte Police Departement gerät durch eine ihr übergeordnete Bundesbehörde (Agency) inklusive renitenter Chefin gehörig in Aufruhr. Immer wieder müssen wir uns zwischen diesen Polen verorten und werden tiefer in die Machenschaften des Verbrechersyndikats verstrickt, um deren Pläne zu entlarven. 

Der besondere Reiz der Story liegt vor allem in ihrer Unberechenbarkeit, die sich in überraschenden Todesfällen und vor allem der immer dubioseren Rolle von Bruce Wayne innerhalb des Schurkengeflechts äußert. Wie für Telltale typisch müssen wir uns in den hervorragend vertonten Dialogen immer wieder positionieren und damit oft genug selbst bei Freunden und Verbündeten klug wählen, wie wir es mit Wahrheit oder Lüge halten. Zwar wird auch diesmal nur selten klar, inwiefern sich unsere Wahl tatsächlich auf das Geschehen auswirkt, doch selbst kurzfristige Variationen lohnen mindestens einen erneuten Durchlauf, um möglichst viele Facetten erleben zu können. 

Gameplaytechnisch hat sich wenig getan. Wie im Vorgänger lösen wir kleinere Geschicklichkeits- und Knobelaufgaben, die allerdings sehr situativ und ohne längere Item-Kombinationen oder wirklich viel Brainpower zu bewältigen sind. Das tut zwar dem Erzählfluss gut, mindert jedoch - wie immer bei Telltale - den spielerischen Aspekt, sodass man richtige Adventure-Fans ohne Batman-Faible nicht wirklich für die Serie begeistern können wird.

Auch die Kämpfe beschränken sich auf die üblichen Quick-Time-Events und die restlichen, ohnehin spärlichen Gameplay-Features, bleiben so dezent, dass man sich voll auf die Narration konzentrieren kann und sollte. Selbiges gilt für die Technik inklusive der Präsentation, die sich stimmig, weitgehend flüssig und auch bezüglich der Kamera angenehm hält, ohne auch nur ansatzweise den Anspruch zu erheben, inszenatorisch irgendwelche Bäume ausreißen zu wollen. 

Fazit

Alles wie gehabt! Aber bei dem hohen Niveau, das die zweite Staffel gerade erzählerisch bereits in den ersten beiden Episoden wieder auffährt (inklusive höchst aufreibender Cliffhanger!), ist das absolut als Kompliment zu verstehen. Sich über das reduzierte Telltale-Gameplay aufzuregen wäre mittlerweile fast so, als würde man Eulen nach Athen tragen, nämlich pointless! Wer sich auf eine hervorragend durchkomponierte Story um den Dark Knight inklusive kleinerer Spielintermezzi einlassen will, wird mit dieser Season bislang erneut bestens bedient. Wir freuen uns schon auf die drei weiteren Episoden und sind gespannt, was gerade Bruce Wayne noch alles durchzustehen hat.

Batman: The Telltale Series - Season 2 • Telltale Games • Point-and-Click-Adventure

Abb. © Telltale Games

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