12. Dezember 2017 4 Likes

45 Minuten „Empire“

Rian Johnsons „Star Wars: Die letzten Jedi“ ist 100 Minuten ein Mittelteil und dann toll

Lesezeit: 3 min.

Ist „The Empire Strikes Back“ eigentlich wirklich so gut oder wurde der Mittelteil der originalen Star Wars-Trilogie nur retrospektiv so hoch bewertet, weil Teil 3, wegen Ewoks und so, dann doch etwas kindisch war? Wie dem auch sei, nachdem sich vor zwei Jahren der Rauch nach dem Start von „Das Erwachen der Macht“ gelegt hatte, Disney noch mittendrin war, die satten zwei Milliarden Dollar Umsatz zu zählen, begann bei vielen die erste Begeisterung nachzulassen: War diese Neuauflage nicht etwas zu sehr ein Remake des allerersten Films der Saga? War die Heldin Rey nicht zu sehr Mary Sue? Könnte Star Wars nicht etwas origineller sein?

Die Hoffnung war dann, dass auch der zweite Teil der neuen Trilogie so gut und düster werden würde wie „Empire“ (was auch immer düster im Kontext einer im Kern an Kinder gerichteten Saga bedeuten mag), das Regisseur und Autor Rian Johnson seine in „Looper“ bewiesene Originalität ins Star Wars-Universum mitnehmen würde, das „Die letzten Jedi“ einfach ein guter Film werden würden.

Immerhin durfte Johnson seinen Film zu Ende drehen und wurde nun schon damit beauftragt, eine ganz neue Trilogie zu entwickeln, die dann in vermutlich vier Jahren ihren Anfang nimmt, beides Zeichen des Vertrauens von Seiten der mächtigen Produzentin Kathleen Kennedy, die die Zügel der Gelddruckmaschine sehr fest in den Händen hält.

Doch zunächst einmal Teil VIII, der vieles erfüllt, aber beileibe nicht alles. Das er mit satten 152 Minuten Spielzeit der längste aller Star Wars-Filme ist merkt man deutlich, gut 100 Minuten lang läuft er eher träge ab, springt in typischer Star Wars-Manier zwischen diversen Erzählsträngen hin und her, die die Story eher behäbig zusammenführen. Der interessanteste Strang erzählt von Rey (Daisy Ridley) und setzt exakt da ein, wo „The Force Awakens“ aufhörte: Im Moment, als die junge Heldin, in der offensichtlich die Macht stark ist, Luke Skywalker (Mark Hamill) begegnet, der sich auf eine einsame Insel zurückgezogen hat. So wie in „Empire“ Luke Yoda aufsuchte, um zu lernen, will hier Rey von Luke lernen, der sich anfangs noch ziert, Rey die Geheimnisse der Macht aufzuzeigen. Und auch sonst wirkt „Die letzten Jedi“ erneut wie eine Variante des entsprechenden Teils der Original-Trilogie, eine ganze Weile zumindest. Statt in einer Wolkenstadt führt es Finn (John Boyega) hier zwar in eine Art mondäne Casino-Welt und die Variante zur Konfrontation Luke-Darth Vader-Imperator, die nun durchgespielt wird, kann man leicht erahnen. Doch dann, nach gut 100 Minuten, weicht Johnson endlich von den Mustern ab, geht eigene Wege – und macht „Die letzten Jedi“ gerade dadurch zu einer Art „Empire.“

Was in den letzten gut 45 Minuten erzählt und vor allem gezeigt wird, entschädigt für manches. In einer epischen Schlacht kommen alle Handlungsstränge zusammen, findet Johnson überwältigende Bilder, gibt es emotionale Abschiede, neue Anfänge, Überleben und Tod. Ein wuchtiges, emotionales Stück Kino sind diese letzten 45 Minuten, die gespannt darauf machen, was Johnson vielleicht in einer ganz eigenen, ganz neuen Star Wars-Trilogie erreichen kann. In der er dann zwar (vielleicht/ hoffentlich) mehr erzählerische Freiheiten hat als hier, dafür aber nicht mehr den automatischen emotionalen Bonus von Auftritten zweier Urgestalten des Star Wars-Universum, denn sowohl Mark Hamills Luke als auch Carrie Fishers Leia werden spätestens dann nicht mehr dabei sein.

„Star Wars: Die letzten Jedi“ startet am 14. Dezember im Kino. Abb. © Lucasfilm/Disney

Star Wars: Die letzten Jedi • USA 2017 • Regie: Rian Johnson • Darsteller: Daisy Ridley, John Boyega, Oscar Isaacs, Mark Hamil, Adam Driver, Carrie Fisher

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