5. Januar 2018 2 Likes

Afrikanische Utopie

Nnedi Okorafor schreibt Marvels „Black Panther“

Lesezeit: 2 min.

Der „Black Panther“-Kinofilm naht mit großen Sätzen. Ende 2017 gab es daher noch mal einen neuen TV-Trailer zum Streifen, der Mitte Februar in den Kinos startet, bevor der Panther dann auch im nächsten großen Avengers-Film mitmischt. Deshalb achtet Marvel seit einer Weile besonders darauf, dass die Comics mit dem ersten schwarzen Mainstream-Superhelden, der 1966 von Stan Lee und Jack Kirby eingeführt wurde, von prominenten Kreativen gestaltet werden. Während der renommierte Journalist und Buchautor Ta-Nehisi Coates seit Längerem die fortlaufende „Black Panther“-Hauptserie verfasst, hat jetzt auch noch Science-Fiction-Größe Nnedi Okorafor („Lagune“, „Das Buch des Phoenix“) die Miniserie „Black Panther: Long Live the King“ geschrieben.

Darin trifft ein heftiges Erdbeben die moderne Hauptstadt Wakandas, außerdem sieht König T’Challa alias Black Panther als einer der wenigen das riesige, bizarre Monster, das für das Beben verantwortlich zu sein scheint. Seine Ermittlungen führen den Regenten und Champion seiner Nation in ein kleines Dorf, das hinter einer Firewall abgeschottet vom digitalen Netz im Dschungel liegt. In den ersten Kapiteln ihrer Panel-Story macht Prosa-Göttin Okorafor alles richtig: Sie stellt Wakanda als afrikanisches Utopia zwischen Hightech und Mythologie vor und begeht dabei nicht den Fehler vieler Romanautoren, die ihre Comics mit Text zupflastern und förmlich ersticken. Im Gegenteil, die amerikanische Königin des gegenwärtigen Afrofuturismus innerhalb der Science-Fiction lässt die Seiten atmen und verzichtet mehrere Sequenzen lang sogar ganz auf Worte. Davon profitieren die klaren Zeichnungen des Portugiesen André Lima Araújo, der mit „Avengers A.I.“ und „Man:Plus“ bereits massig Genre-Erfahrung sammelte.

Okorafor hat die Mechanik des Comic-Storytellings definitiv durchschaut und nutzt es in ihrer kleinen, unaufgeregten Geschichte auf ansprechende Weise. Und natürlich ist es ein hübsches Detail am Rande, dass T’Challa unter Okorafor das autobiografische Buch „Brich auf in früher Dämmerung“ des nigerianischen Autors, Menschenrechtlers und Nobelpreisträgers Wole Soyinka liest. Weniger schön ist dagegen, dass vor dem Finale der Story, die zunächst exklusiv digital erscheint und im Sommer als Print-Sammelband zusammengefasst wird, nun erst mal mindestens ein Füller-Heft kommt – das hätte wirklich nicht sein müssen. An der bisherigen Qualität von Okorafors und Araújos Black Panther-Interpretation ändert das natürlich nichts.

Abbildungen: © Marvel 2017

Nnedi Okorafor, André Araújo: Black Panther: Long Live the King • Marvel, seit 2017 • 25 Seiten • Tradepaperback: $ 16,99 • Sprache: Englisch

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