11. April 2013 1 Likes

Ohne Feuer im All

„Prometheus“ – Ridley Scotts Alien-Prequel

Lesezeit: 3 min.

Im medialen Rauschen, das den Entstehungsprozess dieses Films begleitete, gab es im Grunde nur Variationen derselben Frage: Ist es, oder ist es nicht …? Ein Alien-Prequel wurde erwartet – und angesichts der Rückkehr von Sir Ridley Scott zur Science Fiction und seiner Aussagen, sich wieder in das von ihm miterschaffene fiktionale Universum zu begeben, war das auch sehr wahrscheinlich. Doch irgendwie entwickelte sich aus den Entwürfen für eine direkte Vorgeschichte ein ansatzweise eigenständiger Stoff, der laut Scott »Alien-DNA« in sich trage und sich zwar in derselben Welt wie Alien (1979) abspiele, aber auf eigenen Füßen stehe.

Wichtig war Scott und seinen Autoren dabei ein offenkundig anspruchsvollerer Ansatz, der über den reinen Monstermovie-Aspekt hinausgehen sollte. Was ihnen vorschwebte, war eher ein philosophisches SF-Werk, das in bester Tarkowski-Kubrik-Tradition die ganz großen Fragen stellen sollte: Wer sind wir, wo kommen wir her, wohin gehen wir und was soll das alles? Der Trailer zu Prometheus war dann ein Meisterstück des Suspense und der affektiven Antizipation und versprach ein wunderbar intensives Stück Weltraum-Horror. Man freute sich ehrlich auf den Film und erwartete Großes. Aber wie das so ist mit großen Erwartungen – irgendwie hat man sich in der Retrospektive dann doch mehr versprochen.

Um es ganz offen zu sagen: Prometheus ist eine wunderhübsch anzusehende Katastrophe. Das alles funktioniert auf so vielen Ebenen nicht, dass man gar nicht weiß, wo man anfangen soll, was schon damit beginnt, dass hier zwei Filme um die Vorherrschaft kämpfen. Und beide sind nicht besonders gut.

Auf der einen Seite der Monsterhorror, dessen Effektivität immer wieder durch die Entscheidung unterminiert wird, eine Bande von Idioten zum Figurenpersonal zu machen, wobei sich bei der Darstellung von Wissenschaftlern ein echtes Glaubwürdigkeitsproblem entwickelt. Die Typen auf der Nostromo waren ähnlich schlicht gestrickt, aber die hatten ja auch keinen Uni-Abschluss, also war das okay. Hier jedoch benehmen sich Geologen, Biologen etc. auf einer Multi-Milliarden-Dollar-Expedition wie mein dreijähriger Neffe. Was ist das? Bewusst eingesetzter narrativer Schlock? Keine Ahnung.

Auf der anderen Seite der große Science-Fiction-Entwurf, der sich irgendwie diffus mit den Themen Glaube vs. Wissenschaft, Schöpfung, Gott und so beschäftigt, dabei aber auf einem Level stehenbleibt, das Erich von Dänikens Dönekes als ganz große Visionen erscheinen lässt. Am Ende wird keines der vielen geraunten Versprechen eingelöst, mehr Fragen gestellt als Antworten gegeben (klar: geschrieben hat diesen Murks unter anderem Lost-Macher Damon Lindelof) und eine wirklich befriedigende Auflösung der wirren Geschichte auf das Sequel verschoben, das eben nicht Alien ist, sondern irgendwas Neues. O Gott.

Neben diesen gruseligen Drehbuch-Entscheidungen nervt aber vor allem die Tatsache, dass man hier Scott dabei zusehen kann, wie er seinem matschigen Spätwerk eine weitere Gurke in der Tradition von Robin Hood (2010), Der Mann, der niemals lebte (2008) und Königreich der Himmel (2005) hinzufügt, allesamt künstlich aufgeblähte, strukturell undurchschaubare und grimmige Brocken ohne wirkliche Existenzberechtigung. Na gut, jetzt halt wieder Alien und demnächst wohl auch Blade Runner, back to the roots usw. Klar, irgendwie hat er das mal gekonnt, und mit kongenialen Kollegen wie Giger, O’Bannon, Jodorowski, Moebius, Ford, Hauer & Co. schuf er durchaus Großes. Aber das hier geht gar nicht. Trotz wirklich beeindruckender Special Effects, technischer Perfektion und einem echt guten Michael Fassbender. ’nuff said.

Prometheus • USA 2012 · Regie: Ridley Scott · Darsteller: Noomi Rapace, Michael Fassbender, Charlize Theron, Logan Marshall-Green, Idris Elba, Sean Harris, Rafe Spall, Guy Pearce

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