19. Februar 2014

Von der Stange

Das „Robocop“-Remake

Lesezeit: 2 min.

Sieht man einmal davon ab, dass ein Remake von Paul Verhoevens Klassiker Robocop eigentlich vollkommen überflüssig ist, versprach die Neuauflage zumindest nicht ganz uninteressant zu werden: Denn mit José Padilha übernahm ein Mann die Regie, der mit seinem Rio-Film Tropa de Elite nicht nur den Goldenen Bären gewonnen hatte, sondern auch einen gleichermaßen harten, wie reflektierten Film über exzessive Polizeigewalt vorgelegt hatte.

Doch wie so oft, wenn ein internationaler Regisseur den Verlockungen Hollywoods erliegt, bleibt das Ergebnis hinter den Erwartungen zurück. Inhaltlich folgt der neue Robocop weitestgehend dem Original: In Detroit wird der Polizist Alex Murphy (Joel Kinnaman) bei einem Einsatz schwer verwundet. Der OmniCorp Gesellschaft dient er fortan als willkommenes Experimentierfeld für das Projekt, Roboter auch in Amerika salonfähig zu machen. Hundertprozentige Maschinenwesen hat die Bevölkerung noch nicht akzeptiert, aber eine Mischung aus Mensch und Roboter soll die Stimmung ändern und einen Gesetzesentwurf durch den Senat bringen, der OmniCorp praktisch freie Hand geben würde.

Doch natürlich kommt alles anders, Murphy entdeckt seine Moral wieder, nicht zuletzt durch die Liebe seiner Familie, die hier eine gewichtige Rolle spielt. Ihm zur Seite steht der Wissenschaftler Dennett Norton (Gary Oldman), quasi Robocops „Vater“, sein großer Gegenspieler ist Raymond Sellars (Michael Keaton), der Chef von OmniCorp.

Angesichts dieser Besetzung (zu den genannten gesellen sich noch Jackie Earle Haley, der aus The Wire bekannte Michael K. Williams und Samuel L. Jackson als zynischer Fernsehmoderator), eines über 100 Millionen Dollar schweren Budgets und der souveränen Regie Padihlas ist der 2014er Robocop natürlich von glänzender Oberfläche und hat hübsche Spezialeffekte aufzuweisen. Doch wo ist der Biss des Originals geblieben, die böse Satire über quasi faschistische Polizeistrukturen? Das Problem liegt hier schon im Ansatz, denn im Gegensatz zum Original agiert der neue Robocop kaum anders als jeder gewöhnliche Polizist: Seine Fähigkeiten beschränken sich auf eine Datenbank im Kopf, mit der er Verdächtige findet, eine Aufgabe, die eigentlich auch jeder Computer lösen könnte.

Dass hier nicht mit der von Fans so geliebten und verehrten exzessiven, an Splatterfilme erinnernden Gewalt eines Verhoevens getötet wird, ist kein Wunder, aber nicht das Problem. Viel gravierender ist das fast völlige Fehlen von Satire und Zynismus. Allein in den kurzen Auftritten Sam Jacksons, der an demagogische TV-Moderatoren à la Fox-News erinnert und immer mehr Staatsautorität fordert, schimmert der Kern des Originals noch durch. Doch das ist zu wenig, um aus diesem Robocop mehr zu machen, als einen soliden Actionfilm von der Stange.

Robocop • USA 2013 • Regie: José Padilha • Darsteller: Joel Kinnaman, Gary Oldman, Michael Keaton

Bilder: Studiocanal

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