21. Juni 2012

Die Klone von St. Peter Ording

„Womb“ – Zwischen SF und Ethikdebatte

Lesezeit: 2 min.

Zwischen Science Fiction und Ethikdebatte ist Womb angesiedelt, das Regiedebüt von Benedek Fliegauf. Ähnlich wie der ebenfalls in Deutschland entstandene Transfer, beschäftigt er sich auf zurückhaltende Weise mit dem Thema Klonen, das noch vor ein paar Jahren wie pure Science Fiction wirkte, inzwischen aber zunehmend Teil der Realität wird. Dementsprechend wenig futuristisch wirkt die Welt, die hier entworfen wird, sie scheint im Gegenteil ganz »normal« zu sein, wie eine Variation unserer Realität. Unterschwellig spürt man jedoch von Anfang an, dass etwas nicht stimmt, dass es technologische Möglichkeiten gibt, die die Geschichte erst möglich machen und zu den ethisch-moralischen Fragen führen, die der Film im Kern behandelt.

Womb schildert, wie ein Liebespaar durch einen Unfall jäh auseinandergerissen wird. Nach dem Tod ihres Mannes Thomas trägt Rebecca Thomas’ Klon aus. In ihrem Sohn, dessen Aufwachsen in der Einsamkeit der deutschen Nordseeküste – gedreht wurde an den weiten Stränden St. Peter Ordings – der Film zeigt, lebt ihre große Liebe fort und ist doch ein anderer. Ein etwas bizarr anmutendes Konstrukt, das von ödipalen Ideen über Inzestfantasien bis hin zu mütterlicher Eifersucht viel Raum zur Analyse lässt. In seinem fantastischen Konstrukt, verstärkt durch die kalten, ausgeblichenen Bilder und die melancholische Grundstimmung, bleibt Womb jedoch ein abstraktes, intellektuell zwar interessantes, emotional aber kalt lassendes Konstrukt. Das bei aller stilistischen Perfektion am Ende auf paradoxe Weise so leblos erscheint wie die Klone, die im Zentrum seiner Geschichte stehen.

Womb • Ungarn/Deutschland 2010 · Regie: Benedek Fliegauf · Darsteller: Eva Green, Matt Smith, Lesley Manville

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