22. Februar 2013

Klonprojekt

„Doppelte Menschen“ von Georg Jansen

Lesezeit: 2 min.

Es ist einerseits erfreulich, dass in kleinen Eigenverlagen oder sogenannten Bezahl-Verlagen Autoren abseits des Mainstreams die Chance haben, gute Geschichten zu veröffentlichen, zumal wenn sie diese in der oft nicht in Verlagsprogramme passenden SF-Sparte ansiedeln. Andererseits leisten sich solche Verlage oft keine Lektoren, wodurch die Storys oft genau so, wie sie geschrieben wurden, an die Öffentlichkeit gelangen, also in eigenwilliger Grammatik, mit zu vielen Längen und uninteressantem Inhalt. Alle drei Befürchtungen treffen bei Georg Jansen nicht zu: Sein Deutsch ist tadellos, der Roman ist in seiner Kürze eigentlich eine Erzählung, und inhaltlich werden zahlreiche spannende Themen angesprochen – etwa die Klonierung von Menschen oder die sich im Zuge des Klimawandels verändernde Erde.

Als dem Journalisten Mike Reinhardt im Jahr 2028 Unterlagen zugespielt werden, in denen von einem groß angelegten Klonprojekt berichtet wird, führen ihn seine Recherchen nach Kolumbien, wo er nicht nur auf eine sympathische Informantin, sondern auch böse Gegenspieler trifft. Der weitere Handlungsverlauf folgt den aus Ökothrillern bekannten Mustern (Kampf gegen den Politik-Militär-Industrie-Komplex) und wirft immer wieder Schlaglichter auf heutige und daraus extrapolierte wissenschaftliche Errungenschaften.

Der Sprachduktus reicht jedoch nicht an die berühmteren, US-amerikanischen Vorbilder heran, sondern bleibt (man merkt, dass Jansen laut Klappentext als Beamter arbeitet) stets ein wenig lehrerhaft, moralisch allzu sehr wertend und in literarischen Klischees verhaftet. Sei es, dass darin Männer den Frauen hin und wieder »erklärend« kommen, wenn etwas kompliziert wird; oder dass allzu oft entrüstet auf die »Irrungen der Wissenschaft« hin geklopft wird – der Text folgt zu sehr dem Gestus des Wutbürgers, statt den Handelnden mehr Tiefe zu geben, um auch die Motivationen der »Gegenseite« besser verstehen zu können. Alles in allem eine bemühte, engagierte Geschichte, die sicherlich einen guten Einstieg für SF-Neulinge ins Thema »Biotechnologie der Zukunft« darstellt.

Georg Jansen: Doppelte Menschen • Roman · Edition Fischer, Frankfurt/M. 2012 · 74 Seiten · € 9,80

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