17. April 2014 1 Likes 1

Als sähe man Star Wars zum ersten Mal

James Coreys „Leviathan erwacht“ überzeugt auf ganzer Linie

Lesezeit: 2 min.

Es klingt so einfach: Man nehme einen erfahrenen Autor – wie Daniel Abraham –, stelle ihm jemanden zur Seite, der sich hauptberuflich Universen für PC- und Tabletop-Spiele ausdenkt – wie Ty Franck –, und lasse sie eine Space Opera unter einem Pseudonym schreiben. Das Ergebnis ist in diesem Fall „Leviathan erwacht“ (im Shop ansehen), Auftakt einer Trilogie, wie sie dieses Genre schon seit einiger Zeit nicht mehr gesehen hat.

Dank des Epstein-Antriebs hat es die Menschheit zwar nicht bis zu den Sternen geschafft, aber das Sonnensystem ist erobert, Mars und einige der größeren Asteroiden des Gürtels besiedelt. Die Kolonien werden politisch erwachsen und wollen die Vorherrschaft von Mutter Erde nicht mehr dulden, verschiedene Fraktionen lassen die Muskeln spielen, und ein einziger Funke genügt, das explosive Gemisch zu entzünden. Captain James Holden liefert diesen Funken – nicht ahnend, dass der vermeintlich politische Skandal nur der Deckmantel für ein weitaus größeres Geheimnis ist.

Holden gegenüber steht Detective Miller, der auf der Suche nach einem vermissten reichen Mädchen ist. Als sich herausstellt, dass die Gesuchte Teil des Skandals zu sein scheint, wendet sich der zynische Detective an Holden, der bis ins Mark davon überzeugt ist, dass die Menschen alles richtig machen werden, wenn nur jeder alles weiß. Die Dynamik zwischen den beiden ist ein großer Pluspunkt für „Leviathan erwacht“, doch wer denkt, man hätte es mit „Good Guy, Bad Cop“-Stereotypen zu tun, wird enttäuscht: Sowohl der strahlende Ritter Holden als auch der abgehalfterte Detective sind zu wesentlich mehr in der Lage als dem Absondern von Plattitüden.

Die Handlung entfaltet sich vor einer sehr detaillierten Welt, und gerade der „Fluff“ ist das Besondere an „Leviathan erwacht“. Auf allen Ebenen können Abraham und Franck überzeugen: Raumschiffe, die nicht aerodynamisch sind, ausgehöhlte Asteroiden mit ganz eigenen sozialen Strukturen und eine Fülle von Kleinigkeiten, die man den Autoren sofort glaubt, machen „Leviathan erwacht“ zu einer Space Opera, die nicht abgeklärt sein will, sondern eine actionreiche Geschichte vor einem Hard-SF-Hintergrund erzählt. „Leviathan erwacht“ will vor allem eins: Unterhalten. Und zeigt uns dabei eine Zukunft in HD, die absolut glaubwürdig ist – und der es dennoch nicht an „sense of wonder“ mangelt.

James Corey: Leviathan erwacht • Heyne, München 2012 • 655 Seiten • € 14,99 (im Shop)

Kommentare

Bild des Benutzers Shrike

Meine Liste der Bücher, die ich unbedingt lesen möchte, ist gerade wieder länger geworden.

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