22. April 2014

Mensch oder Maschine?

„The Machine“ – Ab 25. April auf DVD und Blu-ray

Lesezeit: 3 min.

Maschinenmenschen, künstliche Intelligenz, Kampfroboter, dystopische Zukunftsszenarien. Bei solchen Schlagwörtern fallen dem Genre-Kenner unmittelbar Klassiker wie „Metropolis“, „Blade Runner“ oder „Terminator“ ein, nimmt man dazu noch „The Matrix“, „Robocop“ und „Frankenstein“ und schon hat man einige der besten und einflussreichsten Science-Fiction und Fantasy-Filme genannt. Gegen so eine Übermacht an Vorbildern anzukommen, dazu noch mit dem geringen Budget einer Direct-to-DVD-Produktion ist kaum möglich, doch Autor und Regisseur Caradog W. James bemüht sich in seinem zweiten Spielfilm „The Machine“ nach Kräften.

Die Geschichte spielt im England der nahen Zukunft. Ein neuer Kalter Krieg beherrscht die Welt, doch Gegner des Westens ist diesmal China. Dass britische Militär glaubt, dass intelligente Kampfroboter die Lösung aller Probleme sind und arbeitet fieberhaft an der Entwicklung von künstlicher Intelligenz. Wichtigster Forscher auf diesem Gebiet ist Dr. Vincent McCarthy (Toby Stephens), der in einer geheimen Forschungsanlage Tests durchführt, die nur bedingt erfolgreich sind: Selbst durch einfache Fragen lassen sich seine Roboter aus der Fassung bringen und greifen im schlimmsten Fall auch ihren Macher an.

Doch McCarthy kann nicht aufgeben, verfolgt er mit seiner Forschung doch ein Ziel: Eine Rettung für seine sterbenskranke Tochter zu finden. Ihr Leben zu retten ist zwar unmöglich, aber ihren Geist, ihre Seele hofft McCarthy in ein künstliches Wesen übertragen zu können.

In Gestalt der amerikanischen Forscherin Ava (Caity Lotz) scheint der entscheidende Faktor in McCarthys Forschung zu treten. Doch im Gegensatz zu McCarthy, der sich längst mit den Machenschaften des Militärs arrangiert hat, die seine Entwicklungen für todbringende Roboter verwenden, hat Ava Skrupel, ahnt sie, wozu die Forschung genutzt werden soll. Immer wieder streift sie durch das weitläufige Gebäude, steckt ihre Nase in Dinge, die vor ihr verborgen bleiben sollen und zahlt eines Tages den Preis für ihre Neugier: Bei einem Angriff von Rebellen auf das Militärgelände wird sie tödlich verwundet – und wird von McCarthy zur titelgebenden „Machine“ verwandelt. Äußerlich ähnelt sie Ava, doch was ist mit ihrem Inneren? Ist sie Mensch oder Maschine, Ava oder ein Kampfroboter?

Klassische Fragen des Sciene-Fiction-Genres reißt Caradog W. James hier an, auch wenn er in den kurzen, bisweilen etwas überhasteten 90 Minuten seines Films nur selten in wirklich philosophische Tiefe geht. Vor allem in den Szenen zwischen McCarthy und seiner Tochter, aber auch in anderen ruhigen Momenten zeigt „The Machine“ seine Qualitäten. Doch allzu oft muss James den Geflogenheiten des Genres folgen, streut er Actionszenen ein, die die größte Schwäche von „The Machine“ überdeutlich zu Tage treten lassen: Dass winzige Budget.

Zwar gelingt es James und seinem Kameramann Nicolai Brüel das Geschehen in klinisch kalte Bilder zu tauchen, die zusammen mit der 80er Jahre Musik einiges an Atmosphäre entstehen lassen. Doch irgendwann wirkt die Welt von „The Machine“ dann doch etwas reduziert, spielen weite Teile des Films doch innerhalb der Räume der militärische Forschungseinrichtung, existiert praktisch kein draußen, keine Welt, vor der sich die inneren Konflikte der Figuren zutragen würden.

Solche räumliche Beschränkung muss zwar kein prinzipielles Problem sein, man denke nur an Tarkowskis „Solaris“, oder auf niedrigem Niveau Vincenzo Natalis „Cube“. Doch um diese räumlichen Beschränkungen überwinden zu können fehlt es „The Machine“ dann auf der einen Seite an der intellektuellen Substanz, auf der anderen Seite aber auch am Willen, einen reineren Actionfilm zu drehen.

Ein wenig setzt sich Caradog W. James mit seinen hehren Ambition zwischen die Stühle, will komplex und anspruchsvoll erzählen, ohne die Tiefe der Vorbilder zu erreichen, überzeugt in seinen Actionszenen jedoch auch nur bedingt als Spannungsfilm. Dass ist ein bisschen Schade, sind etliche Aspekte von „The Machine“ doch sehr interessant: Angefangen von den starken Hauptdarstellern, über schöne Make-Up Effekte, die mit einfachen Mitteln die Andersartigkeit der Roboterwesen andeuten, und vor allem die melancholische Grundstimmung, die manche andere Schwäche auffängt.

The Machine • UK 2013 • Regie: Caradog W. James • Darsteller: Toby Stephens, Caity Lotz

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