13. Dezember 2013

Dumme Menschen…

… machen dumme Sachen – „Under the Dome“

Lesezeit: 2 min.

Der Roman „Die Arena“ war im Jahr 2009 so etwas wie die Erlösung für Stephen-King-Fans. Nach vielen Jahren mit mediokren Romanen, einem Jahrzehnt des Wassertretens, bewies der Horrormeister mit diesem Wälzer, dass er doch noch etwas zu sagen hat. Endlich gelang ihm wieder jene Wendung, die ihn berühmt gemacht hatte: In die normale Wirklichkeit des modernen Amerika bricht ein dunkles Element ein, eines, das immer unter der Oberfläche lauerte.

In Die Arena kommt dieses Element von oben. Wie ein Glas stülpt sich eine Kuppel über die Kleinstadt Chester’s Mill, isoliert die Stadt von der Außenwelt und setzt ein Mikrobild der US-Gesellschaft auf kleinsten Raum gefangen. Schnell entwickelt sich ein politisches Ränkespiel: Wer hat die Macht in der Stadt, wer bemächtigt sich der Resourcen, wer opponiert? Darüber vergisst sogar der Autor King die Suche nach den Verantwortlichen für den Vorfall; nach 1.200 überragenden Seiten ist die Lösung dann ziemlich pillepalle und kommt überraschend schnell. Wichtig waren vielmehr die politischen Bezüge: Mit „Die Arena“ schrieb sich King den Frust von acht Jahren Bush-Regierung von der Seele, der politisch eher linksliberale King bezog deutlich Stellung – gegen die religiös Rechte im Land, gegen protofaschistische Verhältnisse, in denen Folter und Menschenrechtsverletzungen achselzuckend als etwas Normales angesehen werden, aber auch gegen achtlose Umweltzerstörung.

Bestes Material also, um aus dem Stoff eine großartige Fernsehserie zu machen. Doch dabei ging leider so ziemlich alles schief, was schief gehen konnte. Und das, obwohl der Sender CBS sich mit dem Autoren Brian K. Vaughan als Showrunner ein veritables Schwergewicht an Bord holten: Von Vaughan stammen so großartige Comic-Serien wie „Y – The Last Man“, „Ex Machina“ und – ganz neu – „Saga“; er erlernte sein Handwerk als Autor bei Lost, Stephen King selber äußerte sich mehrmals lobend über Vaughan, baute ihn sogar in die Erzählung „Raststätte Mile 81“ ein.

Trotzdem vergeigte CBS die Produktion komplett. Ursprünglich auf acht Folgen angelegt, erfolgte schnell eine Erweiterung auf 13 Episoden. Aufgrund des großen Erfolgs schrieb man das Ende noch einmal um und hängte eine zweite Staffel, ebenfalls mit 13 Episoden an. Kein Wunder also, dass die Serie über viele Folgen gar keinen Plot hatte, um dann den Zuschauer mit fünf Plotpunkten auf einmal zu überfallen. Und die Charakterisierung ist wirklich außergewöhnlich dumm: Entweder nach dem Motto „was schert mich mein Geschwätz aus Folge Zwei?“ oder gleich ganz unter dem Gesichtspunkt „Dumme Menschen machen dumme Sachen“. Darunter litten nicht nur die politischen Anspielungen Kings, die komplett aus den Drehbüchern gestrichen wurden, wurden unter einem politisch-korrekten Tuch begraben, die Produktplatzierungen von Microsoft und Toyota sind peinlich offensiv und die Auflösung der ersten Staffel kann eigentlich nur von Hardcore-Esotherikern goutiert werden. Fernsehen, wie es keiner mag.

Under the Dome • TV-Serie • USA seit 2013 • Darsteller: Mike Vogel, Rachelle Lefèvre, Dean Norris

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