26. August 2014 1 Likes 1

Planet Platzmangel

Neal Ashers neuer SF-Roman „Das Komitee“

Lesezeit: 2 min.

Seit fast fünfzehn Jahren verdingt sich der 1961 geborene Brite Neal Asher erfolgreich als SF-Autor. Nachdem auf Deutsch bereits einer seiner Einzelromane sowie all seine Bücher aus dem „Polity“-Universum bei Bastei Lübbe veröffentlicht wurden, ist dort gerade mit „Das Komitee“ der erste Band von Mr. Ashers „Owner“-Trilogie erschienen.

In den meisten seiner Werke lieferte Asher bisher eine düstere Mischung aus Space Opera und Cyberpunk – mit „Das Komitee“ bleibt es düster, doch wendet Asher sich nun erstmals dem dystopischen Trend innerhalb der Science-Fiction-Literatur zu, der von etablierten Autoren des Genres sonst eigentlich eher ignoriert wird bzw. sie nicht zu einem Subgenre-Switch zu verlocken vermag.

Ashers finstere Welt von Morgen hat vor allem ein Problem: Massive Überbevölkerung. Um den Platzmangel auf Erden in den Griff zu bekommen, wählt das Komitee, das auf der Raumstation Argus über der Welt thront und tyrannisch über den aus allen Nähten platzenden Planeten entscheidet, zahlreiche Erdenbürger aus und lässt sie mit dem diabolischen Waffenarsenal der Zukunft umbringen – zwölf Milliarden Menschen sollen sterben, um die Erde wieder halbwegs zu stabilisieren! Einer dieser Menschen, die aus Regulierungszwecken getötet werden sollen, ist Alan Saul, der ohne Erinnerungen auf dem Weg in eine Verbrennungsanlage erwacht, davon kommt und es sich in den Kopf setzt, das Komitee und seine Gräueltaten zu stoppen. Wobei es sich ganz gut trifft, dass Saul ein echt tougher Typ ist, der sich ohnehin gegen die meisten seiner Gegner durchsetzen kann. Erst recht, als er sich mit einer künstlichen Intelligenz verbindet…

Sein Protagonist, der schnell dem „Superman-Problem“ begegnet, ist dann auch eine der größten Schwachpunkte von Neal Ashers „Das Komitee“, dem es nicht zuletzt wegen Sauls permanenter Überlegenheit an Spannung und Überraschungen mangelt – Längen lassen sich da auf fast 600 Seiten kaum vermeiden, obwohl neben der Erde noch die vom Komitee aufgegebene Mars-Kolonie als Schauplatz eines weiteren Handlungsfadens dient. Dazu kommt, dass Ashers 22. Roman, der im Original bereits 2011 als „The Departure“ publiziert wurde, in Sachen Action und Politik gerne mal arg plump daher kommt und damit in seinen Kerndisziplinen ganz schön hölzern sein kann.

Es gibt weit bessere dystopische Konzepte und Romane, und es gibt weit bessere Romane von Neal Asher – da fällt es leider schwer, „Das Komitee“ wirklich guten Gewissens zu empfehlen, wenn man nicht gerade mit Asher-Komplettisten und gestandenen Fans des britischen SF-Autors interagiert.

Neal Asher: Das Komitee • Bastei Lübbe, Köln 2014  • 576 Seiten • € 8,99

Kommentare

Bild des Benutzers Beverly

Neal Asher war mir mit "Der Drache von Samarkand" angenehm aufgefallen und auch die folgenden 2, 3 Romane aus dem Polis-Universum waren recht unterhaltsam. Danach wurde er immer zynischer und auch das hier besprochene Buch bestätigt diesen Trend. Schade um einen ehemals vielversprechenden Autor.

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