27. Januar 2015 4 Likes

Interview zu „Predestination“

Michael & Peter Spierig im exklusiven Interview

Lesezeit: 5 min.

Mit der Verfilmung von Robert A. Heinleins All You Zombies steht uns am 05. Februar nicht nur einer der bislang stärksten Science-Fiction-Filme der jüngeren Vergangenheit ins Haus. Die Verfilmung durch die australischen Spierig-Brüder weiß zudem auch als eine der schlüssigsten Zeitreise-Fantasien zu gefallen. Futuristischer Retro-Chic, gepaart mit Top-Darstellern wie Oscar®-Nominee Ethan Hawke, zu dem wir die beiden Regisseure exklusiv für DIE ZUKUNFT befragt haben. Unser ausführliches Review folgt zur Veröffentlichung der Sci-Fi-Überraschung.

Was hat euch dazu gebracht, Predestination zu drehen?

Peter: Ich habe die Kurzgeschichte All You Zombies vor vielen Jahren gelesen und sie ist mir eine sehr lange Zeit im Kopf geblieben. Ich habe sie dann an Michael weitergegeben und nachdem er sie gelesen hat, hat er genauso wie ich reagiert. Wir dachten, dass diese Kurzgeschichte komplett einzigartig und originell ist, vor allem, wenn man bedenkt, dass sie 1958 geschrieben wurde. Also haben wir uns gesagt: Wir müssen das eines Tages verfilmen. Irgendwann haben wir angefangen, zu schreiben und das Resultat war anschließend unser Film Predestination.

Im Film gibt es einige Handlungselemente, die nicht in der literarischen Vorlage vorkommen. Was hat euch zu den Änderungen bewegt?

Peter: Am Anfang haben wir die ursprüngliche Kurzgeschichte eins zu eins als Experiment adaptiert, um zu sehen, wie es funktionieren würde. Am Ende hatten wir 25 bis 30 Seiten und für einen Film war das einfach zu wenig. Also haben wir uns hingesetzt und überlegt, was wir noch hinzufügen könnten, um einen traditionellen Spielfilm mit drei Akten daraus zu machen. Wir wollten mehr Thriller-Elemente hinzufügen. Außerdem haben wir uns noch eine Figur ausgedacht, die quasi als Chef dieser Zeitreiseagentur fungiert. Besonders wichtig war uns außerdem, die Charaktere zu vertiefen, denn die ursprüngliche Geschichte kratzte unserer Meinung nach nur an deren Oberfläche. Wenn man ein Buch verfilmt, dann muss man meistens einige Aspekte der Geschichte auslassen. Und viel zu oft trifft es auch einige sehr gute Elemente. Das tolle an Kurzgeschichten ist, dass man die ursprüngliche Idee noch mit seinen eigenen erweitern kann.

Bei nahezu allen Zeitreisefilmen ist es immer ein Problem, die Logik und Stringenz der Zeitlinie zu wahren. Wie schwer ist euch das im Falle von Predestination gefallen?

Peter: Das ist uns besonders im Hinblick auf die Handlungsdetails, die wir selber hinzugefügt haben, äußerst schwer gefallen. Um zu überprüfen, ob unsere Ideen passten, mussten wir immer wieder zur der ursprünglichen Kurzgeschichte zurückgehen. Da wir Heinleins Story als absolut brillant betrachten, wollten wir uns außerdem nicht zu weit von seinem Werk entfernen.

Filme über Zeitreisen waren schon immer äußerst populär. Was denkt ihr, fasziniert die Zuschauer so sehr an diesem Thema?

Peter: Zum einen fasziniert es die Leute, in die Zukunft reisen zu können und den Gang der Welt an einem Zeitpunkt zu betrachten, den sie selber wahrscheinlich nicht mehr miterleben würden. Zum anderen übt die Möglichkeit, in die Vergangenheit zu reisen und Dinge verändern zu können, bestimmt auch einen ganz besonderen Reiz auf die Menschen aus. Wenn man einen Fehler in der Vergangenheit begangen hat, wäre es doch großartig, diesen einfach ungeschehen zu machen. Dann denkt man aber vielleicht darüber nach, ob es nicht einen bestimmten Grund gibt, warum dieser Fehler passiert ist.

Würdet ihr etwas in eurer Vergangenheit verändern wollen?

Peter: Nein, ich glaube nicht. Sicherlich gibt es einige Dinge, von denen man denkt, dass man sie gerne ändern würde. Aber ab einem gewissen Alter denkt man anders darüber. Außerdem weiß man ja nie, ob eine Änderung nicht zu etwas viel Schlimmerem führen könnte.

Nach Daybreakers ist Predestination bereits der zweite Film von euch, der mit Ideen des  Science-Fiction-Genres spielt. Inwiefern haben Science-Fiction-Filme eure Arbeitsweise beeinflusst und was war der erste Film, den ihr gesehen habt?

Peter: Ich bin mit Science-Fiction Filmen aufgewachsen. Ich denke, Star Wars hatte einen große Einfluss auf unsere Kindheit. 2001 - Odysse im Weltall haben wir geliebt. Außerdem ganz besonders den Cross-Over zwischen Sci-Fi und Horror - wie zum Beispiel mit Alien. Wir hatten auch eine große Freude beim Lesen der Literatur von großartigen Autoren wie Arthur C. Clark und natürlich Robert A. Heinlein. Aber Science-Fiction ist defintiv unser Lieblings-Filmgenre. Es ermöglicht so viele kreative Möglichkeiten bei der Erschaffung von Szenarien.

Also wird euer nächster Film möglicherweise wieder ein Science-Fiction?

Peter: Wir arbeiten tatsächlich an weiteren Science-Fiction-Filmen, aber momentan sitzen wir an einem Projekt mit dem Namen Winchester. Es wird eine Art Geisterhausfilm über das Winchester-Haus in Kalifornien werden. Die Story handelt von Sarah Winchester, die Erbin der Familie ist, die das Winchester Gewehr erfunden hat. Sarah glaubt, dass sie von den Geistern all jener heimgesucht wird, die mit einem Winchester-Gewehr erschossen wurden. Das ist eine faszinierende Geschichte, die außerdem wahr ist.

Ihr habt eure Karriere damit begonnen, Teddybären in die Luft zu sprengen und danach seid ihr in die Werbebranche gegangen. Im Hinblick auf die Produktionsumstände, wie schwer war es, von Werbespots zu Spielfilmen zu wechseln?

Michael: Schon auf dem College haben wir Kurzfilme gedreht. Anschließend sind wir in die Werbung gegangen, da wir direkt nach der (Film)schule in der Lage waren, Werbespots zu drehen.

Peter: Wir haben unsere Zeit in dieser Branche hauptsächlich als eine Art Training angesehen und natürlich als eine Möglichkeit, Geld für unseren ersten Spielfilm zu verdienen. Als wir unseren ersten Spielfilm gemacht haben, waren wir noch sehr jung und sind vielleicht etwas blind an die Produktion herangegangen. Wir hatten die benötigte technische Ausbildung usw. Aber man hat erst etwas wirklich gemacht, wenn man es wirklich gemacht hat. Wir sind nicht davon ausgegangen, dass jemals irgendjemand unseren ersten Spielfilm Undead sehen wird. Überraschenderweise wurde der Film dann weltweit veröffentlicht und wurde ein großer Erfolg.

Inwiefern hat der Erfolg eure damals geplanten Projekte beeinflusst?

Michael: Undead hat damals das Interesse von Lionsgate in den USA geweckt. Anschließend wollte das Studio mit uns zusammenarbeiten und wir haben ihnen letztendlich das Konzept von Daybreakers vorgestellt, welches sie dann auch produziert haben. Man könnte also sagen, dass der Erfolg von Undead unser ganzes Leben verändert hat.

Apropos produzieren. Ihr arbeitet beide zusammen an all euren Filmen und übernehmt wichtige Aufgaben wie Regie, Schnitt und schreibt die Drehbücher. Wie teilt ihr euch die Arbeit auf?

Michael: Wir haben eine Crew von Filmleuten, mit denen wir öfters zusammenarbeiten, womit wir eine Art familiäres Umfeld schaffen. Beim Schreiben sammeln wir beide erst alle unsere Ideen und teilen dann auf, wer von uns welche Szene schreibt. Bei den Dreharbeiten verfahren wir ähnlich und versuchen alle Regieaufgaben ungefähr in der Hälfte aufzuteilen. Ich beschäftige mich persönlich mehr mit den Designfragen und Peter arbeitet mehr im kameratechnischen Bereich. Alles in allem ist das Arbeitsverhältnis aber ziemlich ausgeglichen.

Kommt es manchmal vor, dass ihr eine komplett unterschiedliche Meinung habt?

Michael: Bis jetzt ist das eigentlich noch nie wirklich vorgekommen. Bei den Schreibprozessen am Anfang kann es manchmal sein, dass wir nicht ganz einer Meinung sind. Aber ich kann mich nicht daran erinnern, mich jemals mit Peter darüber gestritten zu haben.

Interview: Moritz Henze-Jurisch

Robert A. Heinleins Kurzgeschichte „Entführung in die Zukunft“, auf der „Predestination“ basiert, gibt es im Shop.

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