3. Februar 2015 2 Likes 1

Jupiter Crashing

Schöner scheitern mit den Wachowskis

Lesezeit: 3 min.

Fast ein dreiviertel Jahr haben wir auf diese Bestätigung warten müssen! Ja, Jupiter Ascending ist trotz bereits laufender Kampagne im Juli letzten Jahres kurzerhand auf Anfang 2015 geschoben worden. Und nein: Ganz offensichtlich waren nicht die angeblich noch nicht fertiggestellten Special-Effects dafür verantwortlich, sondern wie vermutet die Tatsache, dass Jupiter Ascending filmisch eine ziemliche Katastrophe ist. Ein Film, von dem man sich gar nicht vorstellen mag, wie er zeitgleich zu den so gelungenen Guardians Of The Galaxy (hier unsere Review) gewirkt hätte. Eine Möchtegern-Space-Opera, gegen die der ohnehin etwas unterschätzte John Carter Of Mars sich wie ein Genre-Meisterwerk ausnimmt, eine krude Mischung aus Kleinmädchenfantasie, religiös verbrämter Weltengenese und Jurassic Park, der Film, den The Asylum als Rip-Off produzieren würde, wenn nicht schon das Original so unfreiwillig komisch wirken würde.

Eigentlich ist die Geschichte vom armen Aschenbrödel (Mila Kunis), deren royale Herkunft sie zu Höherem bestimmt - bis hin zur Beinahe-Hochzeit mit dem Falschen - schnell erzählt. Doch die Wachowskis benötigen gut zwei Stunden für ihren Weltenentwurf, in dem die russische Einwanderertochter Jupiter Jones mit ihrem Schicksal als sexiest Putzfrau alive hadert und zunächst von außerirdischen Häschern fast ermordet wird. Weil sie die richtigen Gene hat gehört sie zum intergalaktischen Clan der Abrasax (u.a. Eddie Redmayne und Douglas Booth), die seit Jahrtausenden unzählige Planeten (darunter die Erde) zu Brutstätten auserkoren haben, deren menschliche Früchte sie als eine Art Verjüngungskur schließlich ernten. Und ihre extraterrestrischen Genverwandten wollen ihr aus naheliegenden Gründen ihr irdisches Erbe nun streitbar machen.

So weit, so gut. Die von den Wachowskis eingesetzte Ikonographie zwischen antikem Rom, Stargate und Altem Testament versucht das Ganze allerdings auch noch religiös zu unterfüttern. Indem die zu Jupiters Rettung gesandten Hybriden (darunter Channing Tatum) eine Art gefallener Engel (inklusive aberkannter Flügel) sind, die Abrasax als Weltenschöpfer so etwas wie die böse Dreifaltigkeit und die Menschen ein Spielball zwischen den willkürlichen Göttern und den gefallenen hilfreichen Engeln. Die übrigens über so funky Gadgets wie Hoverschuhe verfügen, was neben ungewollten Back To The Future-Reminiszenzen merkwürdig oldschooligen „Rollergirl“-Charme verbreitet. Und die lederbejackten Lakaien? Sind genau die Art von Nazidinos, die wir uns eigentlich aus dem kommenden Iron Sky erwartet.

Als Zuschauer berührt einen das folgerichtig gar nicht. Oder anders: Es berührt einen schon: Auf unangenehme Weise und in Form eines im Verlauf des Films immer größeren Fremdschamgefühls, gepaart mit Mitleid für die beteiligte Schauspielprominenz, die doch eigentlich gewusst haben müsste, auf was sie sich da einlässt. Eine Space-Opera hat Jupiter Ascending sein wollen, es reicht aber kaum zum kleinen Weltraummärchen. Das ist nicht nur schade, es hätte für das produzierende Studio auch Anlass genug sein sollen, das mit dem Kinostart dann doch einfach ganz bleiben zu lassen. Als direct-to-DVD B-Movie mit sensationellen Effekten wäre neben Battlefield Earth sicher noch ein Platz im Regal freigewesen.

Jupiter Ascending startet am 05.02. in den deutschen Kinos.

Jupiter Ascending (USA 2015) • Regie: Andy Wachowski, Lana Wachowski • Darsteller: Mila Kunis, Channing Tatum, Eddie Redmayne

Kommentare

Bild des Benutzers Elisabeth Bösl

... dabei sah der Teaser so vielversprechend aus! :-(

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