4. Februar 2015 2 Likes

Zukunft ist Vergangenheit

Unsere Review zu „Predestination“

Lesezeit: 2 min.

Der uralte oder doch zumindest bis H. G. Wells zurückreichende Menschheitstraum von der Zeitreise fordert stets auf’s Neue die Fantasie eines aufgeschlossenen Science-Fiction-Publikums, führt aber gerade in filmhistorischer Hinsicht nur zu gerne dazu, dass sich Logiklöcher enormer Ausmaße auftun, die zu stopfen auch die x-te feingegliederte Aufstellung der verschiedenen Zeitebenen nicht zu schließen vermag. Immerhin: Mit dem unterschätzten Primer, dem großartigen spanischen Indiehit Timecrimes und dem jüngst gefeierten Looper ist es zuletzt des Öfteren gelungen, uns mit einem halbwegs plausiblen Szenario zu konfrontieren. Ein Unterfangen, das auch den australischen Spierig-Brüdern mit ihrer Verfilmung von Robert A. Heinleins Kurzgeschichte „All You Zombies“ (dt. „Entführung in die Zukunft“, im Shop) gelingt.

Predestination, wie man das Ganze für die Leinwand-Adaption getauft hat, versprüht dabei einen erstaunlich retrofuturistischen Charme. Weil die Zeitreise hier in unserer Vergangenheit beginnt, im New York der 70er Jahre, in dem ein Zeitreise-Agent daran scheitert, einen verheerenden Bombenanschlag zu verhindern. Zurück an seinem Ausgangspunkt – der Zukunft von 1992 – muss er sich einer Gesichtsoperation unterziehen, um mit den Zügen von Ethan Hawke schließlich erneut gen Wilde Siebziger aufzubrechen. Als Barkeeper macht er hier die Bekanntschaft eines merkwürdigen Gastes (Sarah Snook) mit noch merkwürdigerer Geschichte. Und die beginnt mit einem kleinen Baby auf den Stufen eines Waisenhauses.

Ein junges Mädchen, wie sich später herausstellt, in technischen Dingen höchst begabt und bereits Mitte der 60er in ein Weltraumprogramm eingebunden, das mit seinem Retrolook ein wenig an Mad Men im Raumanzug denken lässt. Allerdings bleibt der Space Trip aufgrund einer physiologischen Anomalie ein Traum. Die junge Frau begibt sich an die Universität, lernt einen mysteriösen Fremden kennen und wird schließlich schwanger. Wie das jetzt mit dem Barkeeper und seinem junge Gegenüber zusammenhängt, wollen wir aus Gründen der Spannung gar nicht weiter erläutern. Wohl aber anmerken, dass die Spierigs (hier geht es zum exklusiven Interview) in Adaption von Heinlein ein paar höchst interessante Überlegungen zur Genesefrage rund um Henne und Ei anstellen. Denn natürlich sind die Schicksale des temporalen Agenten, seines trinkenden Gegenübers, der jungen Frau und des mysteriösen Attentäters untrennbar miteinander verbunden. Im Rahmen eines erzählerischen Konstrukts, das in seinen besten Momenten an die Kunst eines M.C. Escher erinnert und – neben einem wirklich stylischen Look und zwei blendend aufgelegten Darstellern – gar nicht viel Aufwand betreibt, um seine retrofuturistische Welt für den Zuschauer plausibel zu machen.

Fast schade deshalb, dass es der Film hierzulande gar nicht in die Kinos geschafft hat, sondern von Tiberius Film direkt auf DVD und Blu-ray ausgewertet wird. Wo Predestination als Heimkino-Premiere ab dem 05.02. eine echte Entdeckung ist. Zu der es Heinleins Kurzgeschichte „Entführung in die Zukunft“ hier im Shop zu erstehen gibt.

Predestination (Australien 2014) • Regie: The Spierig Brothers • Darsteller: Ethan Hawke, Sarah Snook, Noah Taylor

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