5. März 2015 2 Likes

Wir wackeln durch die Zeit

Der clevere, schöne Found-Footage Zeitreisefilm „Project Almanac“

Lesezeit: 2 min.

Zeitreisen an der Highschool? Da denkt der Filmkenner unweigerlich an „Bill & Ted“. Genau das tun auch die Kids in Dean Israelites „Project Almanac“ und auch von „Terminator“ über „Groundhog Day“ bis „Zurück in die Zukunft“ ist von jedem bekannteren Zeitreisefilm die Rede. Völlig konsequent und zeitgemäß ist dieser Ansatz, denn nichts beeinflusst den modernen Jugendlichen so sehr wie das Kino und so stammt selbstverständlich auch das „Wissen“ um Zeitreisen aus Hollywoodfilmen. Doch nicht nur dieser selbstreferenzielle Ansatz macht „Project Almanac“ zu einem so zeitgemäßen Film.

Hauptfigur ist David (Jonny Weston), ein kleines Wunderkind, das davon träumt ans MIT zu gehen. Zusammen mit seinen Kumpeln Quinn (Sam Lerner) und Adam (Allen Evangelista) bastelt er an Erfindungen rum, deren Ergebnisse meist von seiner Schwester Christina (Virgina Gardner) gefilmt werden. Neben dem MIT hat David noch einen anderen Traum: Die reizende Jessie (Sofia Black-D’elia), die bald zur Clique stößt, denn sie besitzt ein Hybrid-Auto. Und dessen Batterie ist dringend notwendig, um die Zeitmaschine zu betreiben, die David im Keller findet. Sein längst verstorbener Vater hatte vor seinem Tod an der Erfindung gebastelt, nun versuchen David und seine Freunde das Gerät zu vollenden: Mit Erfolg. Anfangs können sie zwar nur drei Wochen in die Vergangenheit reisen, doch schon nach diesen kurzen Reisen treten neben vorhergesehenen Lebensverbesserungen (Erfolg in der Schule, Lottogewinne) auch unvorhergesehne Welleneffekte auf.

Das „Project Almanac“ neben einem Zeitreisefilm auch ein Found-Footage-Film ist, also komplett aus betont wackeliger Handkamera, hektischen Schnitten und extremen Close-Ups besteht, wirkt anfangs wie ein etwas anstrengendes Zugeständnis an ein junges Publikum, das erhebliche Teile seines Lebens auf Handy aufzeichnet. Mehr und mehr macht diese stilistische Entscheidung aber auch inhaltlichen Sinn. Nicht nur, dass eine alte Videoaufzeichnung von Davids siebtem Geburtstag, auf dem im Hintergrund auch der 17jährige David zu erkennen ist, die Initialzündung der Geschichte ist. Vor allem wird mit dem fortwährenden Aufzeichnen die eigentliche Essenz des Films variiert: Das unmögliche Verlangen nach einer zweiten Chance.

Nach Entdeckung der Zeitmaschine verbringt die Clique, verbringt der Film viel Zeit mit scheinbar zusammenhanglosen Momenten, in denen der Spaß an Zeitreisen im Mittelpunkt steht, die Versuche, das eigene Leben zu verbessern, das eigene Schicksal zu optimieren. Auf profaner materieller Ebene funktioniert das auch gut, doch wenn es um die Liebe geht schon weniger. Und am Ende geht es David allein darum, den einen Moment zu optimieren, in dem er mit Jessie hätte zusammenkommen können, diesen einen Moment, in dem alles passte – und den er nicht erkannte. Doch zweite Chancen gibt es nicht, auch wenn man eine Zeitmaschine besitzt. So sehr „Project Almanac“ auch ein wilder, bunter Teenie-Film ist: Im Kern ist er bemerkenswert erwachsen und schafft es dadurch, viel mehr aus seiner Prämisse zu machen, als nur eine oberflächliche Zeitreisegeschichte.

„Project Almanac“ startet heute am 5. März im Kino.

Project Almanac • USA 2014 • Regie: Dean Israelite • Darsteller: Jonny Weston, Sofia Black-D’Elia, Amy Landecker

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