2. April 2015 3 Likes 1

Können Tote noch einmal sterben?

Thomas Carl Sweterlitschs „Tomorrow & Tomorrow“ erscheint in der Heyne-Zukunftsedition

Lesezeit: 2 min.

Ab April gibt es eine neue Edition im Science-Fiction-Programm des Heyne Verlags. In der diezukunft.de Edition werden ausgewählte Science-Fiction-Romane erscheinen, die sich – wie der Name schon sagt – mit der Zukunft beschäftigen. Allerdings mit einer Zukunft, die gar nicht mehr so weit weg ist. Eine Zukunft, die morgen schon die Gegenwart sein könnte.

Thomas Carl Sweterlitsch: Tomorrow & Tomorrow„Tomorrow & Tomorrow“ von Thomas Carl Sweterlitsch (im Shop) ist der perfekte Startschuss für diese Reihe, schließlich trägt der Roman die Zukunft schon im Titel. Und die Geschichte hält, was der Titel verspricht: Sie entführt uns in eine nicht näher definierte Zukunft, von der wir lediglich erfahren, dass die Stadt Pittsburgh zehn Jahre zuvor durch einen Anschlag ausgelöscht wurde. Sweterlitschs Welt ist irgendwie immer noch die unsere, nur dass die Technologie etwas weiter fortgeschritten ist: Um Filme, Werbung, Computerspiele u. ä. zu konsumieren brauchen wir keinen Bildschirm mehr – dank ausgefeilter Implantate spielt sich alles direkt auf unserer Netzhaut ab. Und so ist auch Pittsburgh nicht völlig vom Erdboden verschwunden, denn es gibt das Archiv, eine virtuell begehbare Kopie der Stadt, konstruiert aus privaten Fotos, Überwachungsvideos, Bewegungsmustern und digitalen Spuren.

Das Archiv ist der einzige Trost von Sweterlischs Protagonisten, dem Detektiv Dominic Blaxton, der bei dem Anschlag seine Frau Theresa und ihr noch ungeborenes Baby verlor. Hier kann er Theresa immer wieder aufs Neue begegnen und schöne Augenblicke mit ihr wieder und wieder erfahren. Dass ihm dabei langsam aber sicher sein eigenes Leben entgleitet, ist Dominic egal. Bis ihn eines Tages der geheimnisvolle Mr. Waverly um Hilfe bittet: Jemand versucht die Daten seiner Tochter aus dem Archiv zu löschen. Dominic beginnt zu ermitteln und plötzlich zieht Sweterlitsch alle Register eines waschechten Noir-Krimis, denn sein Held wird hineingezogen in einen düsteren Strudel aus Machtgier, Intrigen und Mord. Um das Rätsel der Datenverluste zu lösen und die Toten vor dem endgültigen Vergessen zu bewahren, muss sich Dominic durch einen gnadenlosen Großstadtdschungel – real wie virtuell – kämpfen und aufpassen, dass er sich dabei nicht selbst verliert.

Es dürfte keine große Überraschung sein, dass Raymond Chandler zu den großen Vorbildern von Thomas Carl Sweterlisch zählt. Mit „Tomorrow & Tomorrow“ ist ihm eine einzigartige Mischung aus Noir-Krimi und spektakulärer Zukunftsvision gelungen. Ein Roman, der in den USA zu Recht Begeisterungsstürme ausgelöst hat und nun auch auf Deutsch erscheint.

diezukunft Edition

Thomas Carl Sweterlitsch: Tomorrow & Tomorrow ∙ Roman ∙ Aus dem Amerikanischen von Friedrich Mader ∙ Wilhelm Heyne Verlag, München 2015 ∙ E-Book, € 11,99 (im Shop)

Kommentare

Bild des Benutzers HansF.

Warum taucht NUR auf dem deutschen Titel der Vorname Carl auf?
Auf Nachfrage beim Autor konnte er auch nicht sagen warum das so ist.
Er war auch erstaunt.
Woher kommt also der Zusatz Carl?

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