22. Juli 2015 2 Likes

Es kommt doch auf die Größe an

In den Comics haben die Marvel-Helden die besten Zeiten hinter sich, im Kino können sie immer noch Akzente setzen

Lesezeit: 2 min.

Das hätte auch schief gehen können, denn der Weg zu „Ant-Man“ war mehr als steinig. Acht Jahre lang schmorte der Stoff in der Entwicklungshölle, dann legte Autor/Regisseur Edgar Wright („Shaun Of The Dead“) ein Drehbuch vor, von dem viele – darunter auch Simon Pegg und Joss Whedon – sagten, es sei das beste Drehbuch für einen Marvelfilm, das sie jemals gelesen hätten. Im Mai 2014 trennten sich Wright und Marvel aufgrund kreativer Differenzen, ersetzt wurde Wright durch Peyton Reed („Der Ja-Sager“). Nach der witzigen Handlung und den bissigen Dialogen zu urteilen war Reed jedoch schlau genug, Wrights Version im Wesentlichen zu behalten.

Denn „Ant-Man“ ist auch ganz wörtlich genommen kein Superheld, der größer als das Leben wäre. Bereits in den 60er Jahren hatte der Wissenschaftler Hank Pym (Michael Douglas) eine Möglichkeit gefunden, sich auf Ameisenformat zu schrumpfen. Doch Pyms übergroßes Ego brachte ihn bald in Konflikt mit seinem Arbeitgeber, der geheimen Regierungsorganisation S.H.I.E.L.D., und seinem Geschäftspartner. Er zog sich zurück und überließ seinem Protegé Darrin Cross die Firma. Jetzt sieht er seine Erfindung erneut gefährdet und engagiert den Trickbetrüger Scott Lang (Paul Rudd), der Pyms geistiges Eigentum zurück stehlen soll. Der wiederum hat genügend eigene Probleme mit seiner Ex-Frau und der gemeinsamen Tochter und eigentlich gar keine Lust auf ein Dasein als Superheld.

Im Herzen ist dieser „Ant-Man“ also ein Heist-Movie, das sehr langsam in Fahrt kommt und bei dem es um einen raffiniert geplanten Einbruch geht. Doch natürlich kommen auch Action und Insidergags (in einer frühen Szene wird „Ant-Man“ sehr nerdig mit der TV-Serie „Agent Carter“ verknüpft) nicht zu kurz. Am Ende etwa, wenn Ant-Man und sein Gegner Yellowjacket sich einen tödlichen Kampf auf einer Spielzeugeisenbahn liefern, lässt dieser Film ganz gekonnt die Luft aus all den aufgeblasenen Marvelfilmen raus, in denen es um nichts Geringeres als das Schicksal der Welt, des Sonnensystems, des Universums geht. Dazu kommt – zumindest in den Schrumpfszenen – ein hübsches Pixar-Gefühl (Kunststück, schließlich sind Marvel, Pixar und Disney ein und derselbe Konzern) und ein tolles Ensemble an Schauspielern. Immer wenn etwa Michael Peña („Fury“) nur den Mund aufmacht, stiehlt er seinen Mitspielern sowieso die Show.

Auch wenn das Drehbuch ganz offensichtlich besser war als der fertige Film, kann man „Ant-Man“ ruhigen Gewissens in eine Reihe mit dem ersten „Iron Man“, den „Avengers“ und „Guardians Of The Galaxy“ stellen: ein federleichter Sommerfilm, der viel Spaß macht. Und hier wie dort gilt: Man sollte wirklich bis zur letzten Sekunde im Kinosessel sitzen bleiben.

„Ant-Man“ läuft ab dem 23. Juli im Kino

Ant-Man • USA 2015 • Regie: Peyton Reed • Darsteller: Paul Rudd, Michael Douglas, Evangeline Lilly, Michael Peña, John Slattery, Hayley Atwell

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