27. Juli 2015 4 Likes 1

Ein hübsches Fleckchen

Eine kleine Hitliste der Flecken in unserem Sonnensystem – und darüber hinaus

Lesezeit: 5 min.

Das Universum ist ein unvorstellbar großer Raum voller Geheimnisse und Dinge, die wir nicht verstehen. Und, wie wir schon festgestellt haben, auch voller ziemlich abgefahrener Phänomene. Da gibt es sechseckige Stürme, kalte Vulkane und haufenweise Flecken.

Flecken? Ja, genau – unser Universum ist so gefleckt, dass Cruella De Vil sich glatt einen Mantel daraus machen würde. Und weil es so viele aufregende Flecken gibt, stelle ich heute die schönsten Flecken im Universum in einer Top-5-Hitliste vor.
 

Platz 5: Sonnenflecken

SonnenfleckenIrgendwie klingt dieser Begriff wohl bekannt. Man hört immer mal wieder von Zeiten mit hoher oder geringer Aktivität der Sonnenflecken. Einige davon sind sogar so groß, dass man sie bei Sonnenuntergang mit bloßem Auge sehen kann. Aber wieso hat die Sonne überhaupt Flecken, und was tun sie?

Bei genauem Hinsehen erkennt man riesige dunkle Stellen auf der Sonne. Diese mysteriösen Flecken entstehen durch das Magnetfeld der Sonne, das hier und da durch die Sonnenoberfläche bricht und kühlere Materie mit nach oben bringt. Diese Flecken sind also nicht nur dunkler als der Rest unseres Sterns, sondern auch entsprechend kälter. Daraus kann man herleiten, dass die Sonne weniger Licht und Energie abgibt, wenn viele Sonnenflecken zu sehen sind. Es wurde lange spekuliert, ob Sonnenflecken einen Einfluss auf das irdische Klima haben, jedoch haben Forscher des Max-Planck-Instituts für Astrophysik festgestellt, dass die Veränderung der Helligkeit viel zu gering ist, um einen messbaren Einfluss zu haben.

Daher sind Sonnenflecken zwar spannend, aber nicht spannend genug für einen höheren Platz im Ranking der Flecken im Weltall.
 

Platz 4: Jupiters Großer Roter Fleck

Der große rote Fleck auf dem JupiterSeit die ersten Astronomen mit Teleskopen ins Weltall blickten, konnten Sie auf Jupiter ganz deutlich einen großen, roten Fleck erkennen, der auch – nomen est omen – prompt genau so genannt wurde. Erstmals beschrieben wurde er angeblich im 17. Jahrhundert, definitiv aber Anfang des 18. Jahrhunderts. Das Überraschende dabei ist, dass Jupiters Fleck ein riesiger Sturm ist, der dort seit nunmehr mindestens zweihundert Jahren tobt. Zum Vergleich: der langlebigste Hurrikan auf der Erde hielt es gerade mal siebenundzwanzig Tage aus. Der abgekürzt GRF genannte Sturm war bei den ersten Beobachtungen mehr als zweimal so groß wie die Erde. Spannend ist auch, dass mittlerweile weitere rote Flecken entdeckt wurden: ein kleinerer, liebevoll „Roter Fleck Junior“ genannt, und ein anderer kleinerer Fleck, der 2008 aufgetaucht ist.

Allerdings schrumpft der GRF – im Lauf der letzten hundert Jahre hat er über die Hälfte seines Durchmessers verloren. Man vermutet die Wechselwirkung mit anderen, kleineren Stürmen als Grund für diese drastische Veränderung. Was die Zukunft für den Großen Roten Fleck bringt, weiß man nicht – womöglich sind wir die letzte Generation, die ihn beobachten kann. Dafür gibt es Platz 4 auf der Hitliste.
 

Platz 3: Der dunkle Fleck von Neptun

Der Fleck auf dem NeptunDer dunkle Fleck auf Neptun wurde erstmals 1989 von Voyager II entdeckt, und auch ihm wurde ein passender Name gegeben. Na? Genau: Großer Dunkler Fleck. Anders als auf Jupiter schien der Fleck auf Neptun allerdings kein Sturm zu sein, sondern ein riesiges Hochdruckgebiet (ob die Bewohner von Neptun wohl auch unter einer Hitzewelle litten?). Die Astronomen waren jedenfalls begeistert und wollten den Fleck bei der nächsten Gelegenheit 1994 mit dem Hubble Space Telescope nochmals fotografieren – doch er war verschwunden. Damit die Enttäuschung nicht allzu groß war, beglückte Neptun uns dafür kurze Zeit später mit einem neuen, fast identischen Fleck auf der Nordhalbkugel, der als Nördlicher Großer Dunkler Fleck (wie auch sonst) bezeichnet wird.

Tatsächlich scheinen Neptuns Flecken weniger hartnäckig zu sein als die von Jupiter, ihre Entstehung und ihr Verschwinden ist allerdings noch weitgehend ungeklärt. Für dieses Mysterium landen die Flecken von Neptun auf Platz 3.
 

Platz 2: Weiße Flecken auf Ceres

Weiße Flecken auf CeresCeres ist ein Zwergplanet im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter. Er wurde bereits 1801 entdeckt und ist der einzige Zwergplanet im inneren Sonnensystem – und auch er hat Flecken. Im Frühjahr 2015 hat die Sonde Dawn Ceres erreicht, um ihn genauer zu untersuchen, und entdeckte zwei weiße Flecken in einem Krater auf seiner Oberfläche, die vermutlich aus einem stark reflektierenden Material wie Eis oder Salz bestehen. Während sich Dawn weiter näherte, wurde schnell klar, dass es noch zahlreiche weitere helle Flecken gibt. Aus was sie bestehen und wieso sie dort sind, weiß noch niemand. Jedoch ist geplant, dass Dawn sich Ceres noch weiter annähert und ab August genauere Aufnahmen von der Oberfläche des Zwergplaneten macht – vielleicht wird das Geheimnis um Ceres und seine weißen Flecken dann gelöst.

So viel aktuelle Forschung und unbekannte Details – das ist genau das richtige für die Silbermedaille.
 

Platz 1: Flecken auf Pluto

PlutoDer zweite Zwergplanet in unserer Liste. Erst vor wenigen Wochen, während sich die Sonde New Horizons dem weit entfernten, mysteriösen Himmelskörper nähert, dem 2006 der Planetenstatus aberkannt wurde, stellten die erstaunten Forscher fest: Auch Pluto hat Flecken!

Mindestens vier an der Zahl, dunkel gegen den rötlichen Farbton von Pluto, in der Nähe des Äquators, und in Größe, Form und Abstand bemerkenswert regelmäßig. Forscher und Community können es gar nicht abwarten, bis endlich die Aufnahmen der größten Annäherung von New Horizons an Pluto die Erde erreichen – vielleicht wird dieses jüngste Geheimnis von Pluto nur wenige Wochen nach seiner Entdeckung ja schon gelüftet.

Im Moment verbirgt sich das Mysterium um die Flecken auf Pluto aber noch im Dunkel des Weltalls, und weil’s so spannend ist und wir alle auf den Zeitpunkt hinfiebern, wenn die neuen Daten uns erreichen, steigt Pluto geradewegs auf Platz 1 der Flecken-Hitliste.
 

Außer Konkurrenz: Der ultimative Fleck – Der leere Fleck im Universum

Durch unser Wissen über den Urknall und die Quantentheorie haben wir mittlerweile eine relativ gute (na gut: eine etwas grobe, vielleicht eine etwas ziemlich sehr grobe) Vorstellung davon, wie unser Universum aussieht und was sich darin tut.

Bei der Messung der Hintergrundstrahlung, die vom Urknall übrig geblieben sind, entdeckten Forscher jedoch bereits 2004 einen enormen kalten Fleck mitten im Universum, der nach unserem Verständnis dort nicht sein dürfte. Mit wärmeren und kälteren Orten im Universum hatte man gerechnet – doch gleich so kalt und so groß, da schluckt der Astronom erstmal. Dieser Fleck ist 1,8 Milliarden Lichtjahre groß und enthält wesentlich weniger Galaxien, als er eigentlich sollte – im Vergleich zum Rest des Universums ist er praktisch leer. Man geht davon aus, dass dieser Fleck in der Region eines sogenannten „Super Void“ (etwa: Super-Leere) liegt. Die Region ist so groß, dass sie sich mit der Expansion des Universums schneller ausdehnt, als Licht sie durchfließen kann; daher hat das Licht weniger Energie, nachdem es durch diesen Fleck geflossen ist, und der Fleck erscheint so ungleich kälter als der Rest des Universums.

Im Großen und Ganzen sind wir aber – wie so oft, wenn es um die Geheimnisse des Weltraums geht – vollkommen ahnungslos über die Natur dieses riesigen leeren Flecks, und seine Existenz bringt unser Weltbild ganz schön durcheinander. Man geht davon aus, dass er die größte jemals von Menschen beobachtete Struktur darstellt. Dafür bekommt der ultimative Fleck in unserem Universum die Sonderauszeichnung für das größte Mysterium.
 

Was meinen Sie? Bei so vielen hübschen Fleckchen ist bestimmt auch eines für den Sommerurlaub dabei …
 

Judith Homann hat einen Master in Meteorologie von der Universität Innsbruck und interessiert sich auch für extraterrestrische Wetteraktivitäten.

Kommentare

Bild des Benutzers Shrike

Flecken-Ranking - das kann auch nur "unserer" Judith einfallen.
Eine Klasse-Idee.
Und wenn sich auf dem Jupiter nach 200 Jahren Sturm sich mal jemand übers Wetter beschwert, finde ich das gerechtfertigt.

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