15. Oktober 2015 2 Likes

Der schwankende Weg in die Zukunft

Monica Byrnes „Die Brücke“ nimmt uns mit auf einen Roadtrip über den Ozean

Lesezeit: 2 min.

Die Welt verändert sich. Das war natürlich schon immer so, doch man kann sich des – durch die Informationsfülle der medialen Berichterstattung vermittelten – Eindrucks nicht erwehren, dass sich der Wandel immer schneller und schneller vollzieht, je weiter wir der Zukunft entgegenschreiten. Die Welt im Jahr 2010 war eine andere als die Welt im Jahr 2015, und wie die Welt in zwanzig, dreißig oder hundert Jahren aussehen wird, darüber können wir nur spekulieren.

Monica Byrne: Die BrückeDie junge Autorin Monica Byrne hat mit ihrem Debütroman „Die Brücke“ (im Shop)so einen Spekulationsversuch gewagt: Sie entführt den Leser ins Jahr 2068. Amerika und Europa sind in der Bedeutungslosigkeit versunken, Afrika und Asien dagegen die neuen Supermächte. Doch die wirtschaftlich stärkste Nation ist nicht etwa China, nein, Indien und Äthiopien sind die neuen Global Player. Und weil ihre ständig wachsenden Mega-Cities mit Energie versorgt werden müssen, wurde quer über das Arabische Meer eine 4000 Kilometer lange Brücke aus Solarpaneelen gebaut, die Indien und Äthiopien miteinander verbindet und Sonnenlicht in Strom umwandelt. Doch die Brücke dient nicht nur der Energieversorgung, sie wird auch zur letzten Hoffnung für die Suchenden, die Verzweifelten und die Gestrandeten. Für die Menschen, die den Anschluss ans Leben verloren haben. Für die Menschen, die aus ihrer Heimat fliehen müssen. Sie versuchen, auf der Brücke einer besseren Zukunft entgegenzugehen. So wie Meena und Mariama, die einander nicht kennen, aber deren Schicksal Monica Byrne auf geniale Weise miteinander verknüpft. Ob die Welt, die am Ende ihres Weges auf die beiden Hauptfiguren wartet tatsächlich besser ist, als das Leben, das sie hinter sich gelassen haben, bleibt offen.

John Scalzi hat „Die Brücke“ einen „einzigartigen Roadtrip in die Zukunft“ genannt, das Wall Street Journal bezeichnet den Roman gar als „Sensation“. In jedem Fall ist Monica Byrne ein faszinierendes und mutiges Buch gelungen. Ein Buch, das unseren Blick auf die sich immer schneller drehende Welt möglichweise verändern könnte.
 

Monica Byrne: Die Brücke ∙ Roman ∙ Aus dem Amerikanischen von Irene Holicki ∙ Wilhelm Heyne Verlag, München 2015 ∙ € 11,99 (im Shop)

Monica Byrne wurde in Harrisburg, Pennsylvania, als das jüngste von fünf Kindern geboren. Sie studierte Biochemie am Wellesley College und Geochemie am MIT. Sie arbeitete in den verschiedensten Berufen, bevor sie ihre wahre Berufung im Schreiben fand. Inzwischen hat sie mehrere Theaterstücke und ihren von der Presse gefeierten Debütroman Die Brücke veröffentlicht. Monica Byrne lebt und arbeitet in Durham, North Carolina.

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