13. Dezember 2015 3 Likes

Keller-Family

Apokalypse Again: „Hidden – Die Angst holt dich ein“ verbuddelt die Überlebenden

Lesezeit: 3 min.

Achtung, Spoiler: Hier geht’s um eine Variante des „I Am Legend“-Themas. Wer Richard Mathesons legendäre SF-Story und seine diversen Verfilmungen kennt, weiß jetzt schon, wohin der Hase läuft.

Aber von Anfang an: Eine Kleinfamilie lebt unter der Erde im Luftschutzbunker. Seit 301 Tagen schlagen Vater, Mutter und Tochter hier die Zeit tot, essen Pfirsiche aus der Dose, spielen Brettspiele und gestalten ihren Alltag auf der Basis einiger seltsamer Regeln, die sie sich offenbar selbst auferlegt haben. Warum, wieso, weshalb das alles – man weiß es nicht, die Gründe für das unterirdische Dasein liegen buchstäblich im Dunkeln. Nur ganz allmählich lüften Flashbacks den Schleier und deuten an, dass ein mysteriöser „Vorfall“ die Außenwelt zu einem durch und durch feindlichen Ort machte. Sogenannte „Atmer“ bevölkern diese Welt und trachten der Kellerfamilie nach dem Leben. Gepflegte Langeweile dominiert den Alltag, hier gibt’s schlicht nicht viel zu tun. In diesem ersten Akt gelingt dem Film die nahezu perfekte Darstellung dessen, was er zeigen will: dass es nicht leicht ist, unter diesen Umständen die gute Laune zu behalten. Dabei entwickelt er eine interessante Familiendynamik: Während Mama Claire düster-depressiv durch die dunklen Gänge schlurft, ist Papa Ray der strahlende Optimist, der auch im Angesicht von Rattenattacken und Nahrungsmittelknappheit nie den Mut verliert. Tochter Zoe pendelt zwischen den beiden und ist in ihrer Mischung aus kindlicher Naivität und altkluder Weisheit ein durchaus interessanter Charakter.

Als ein dummer Unfall die beiden Erwachsenen dazu zwingt, an die Oberfläche zu gehen, beginnt die Schieflage. Jetzt offenbaren sich nach und nach die Umstände, die zur aktuellen Situation führten und der Horroranteil steigt kontinuierlich an. Leider zeigen sich die Regiedebütanten Matt und Ross Duffer hier nicht annähernd so virtuos, wie die ersten zwanzig Minuten des Films andeuteten. Zu inkohärent und zerfasert wirken die Actionszenen, zu inkonsequent die Motivationen der Protagonisten – und zu konstruiert der Twist, der alles bisher Gezeigte nach klassischer „Twilight Zone“-Manier in ein ganz neues Licht rückt. Was in der von Rod Serling verfassten Episode „The Shelter“ aus dem Jahr 1961 nicht zuletzt dank des Kammerspielcharakters und der immanenten Früh-60er-Theatralik wunderbar funktioniert, kollidiert hier mit dem naturalistischen Ansatz der Darstellung. „Hidden“ möchte gleichzeitig „The Road“ und „To Serve Man“ sein. Und das funktioniert hier einfach nicht. Dafür bedürfte es schon des geschickten Händchens eines frühen Shyamalan.

Am Ende bleibt das Ganze ein weiteres Genrestück aus dem ganz breiten Mittelfeld der Postapokalypse-Thriller mit passablen Darstellern, guter Kamera, soliden Effekten und einem sehr durchwachsenen Drehbuch. Heißt im Endeffekt aber leider: braucht eigentlich kein Mensch.

Wer etwas Gutes aus dem Bunker möchte, der schaue sich die Netflix-Serie „Unbreakable Kimmy Schmidt“ an – garantiert ohne Zombies und allerhöchstens mit Gummitwist.

Hidden – Die Angst holt dich ein ist seit dem 5.11. auf DVD und Blu-ray erhältlich.

Hidden – Die Angst holt dich ein (USA 2015) • Regie: Matt Duffer, Ross Duffer • Darsteller: Alexander Skarsgård, Andrea Riseborough, Emily Alyn Lind

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