16. Mai 2016

Das bitterböse Testament

Gott gegen Superman oder: „In God We Trust“ von Winshluss

Lesezeit: 2 min.

Für seinen düster-bizarren, zwischen Kurtzman, Crumb und Disney verorteten Roboter-Remix von „Pinocchio“ wurde der französische Comic-Künstler Winshluss 2009 in Angoulême völlig zurecht mit dem Preis für das beste Album geehrt, 2010 gab es in Erlangen den Max und Moritz-Preis in der Kategorie „Bester Comic – International“. Beim Avant-Verlag, wo man 2009 bereits eine schöne Hardcover-Ausgabe von „Pinocchio“ veröffentliche, ist mit „In God We Trust“ nun Winshluss’ neuestes Werk auf Deutsch erschienen.

Auch diesmal wandelt der 1970 geborene Franzose, der eigentlich Vincent Paronnaud heißt und u. a. an der Verfilmung von Marjane Satrapis „Persepolis“ mitwirkte, wieder deutlich auf den Spuren von Underground-Comix-Legende Robert Crumb. Dabei geht Winshluss jedoch noch ein oder zwei Schritt weiter, während er zeigt, wie das wirklich war mit den Geschichten aus dem Alten und dem Neuen Testament – mit der Erschaffung der Welt, dem Porno-Dreh nach Genuss der verbotenen Frucht, der unbefleckten Empfängnis und der Kreuzigung.

Zwischendurch gibt’s noch Conan den beschnittenen Barbaren als Beschützer von Moses Volk, die Killerroboter-Armee des Pharao, die Automaten-Attrappe von Papst Johannes Paul II., und Fake-Werbung für die Gleitcreme ‚Vatikan’. Autsch! Außerdem beantwortet Winshluss in einer überfälligen Konfrontation in entsprechender Superhelden-Tradition endlich die Frage, wer stärker ist: Gott, oder Superman? Zum Schluss der ebenso episodenhaften wie skrupellosen Neuerzählung wartet dann der gefrustete Surfer-Jesus, der zum Terminator wird und die Zombie-Apokalypse entfesselt …

Theologisch tabulos, biblisch bissig, päpstlich pietätlos und zum Weglachen! Nach der Lektüre muss man allerdings eine Woche in Weihwasser baden. Mindestens.

Winshluss: In God We Trust • Avant, Berlin 2016 • 104 Seiten • Hardcover: 29,95 Euro

 

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