23. Mai 2016 1 Likes

Eine postatomare Fantasie

Die „Pelbar“-Saga von Paul O. Williams in neuem Gewand

Lesezeit: 3 min.

Bei den Hugo Awards im September 1983 wurde unter anderem der große Isaac Asimov (im Shop) für seine Foundation-Fortsetzung „Auf der Suche nach der Erde“ ausgezeichnet, dem besten SF-Roman des Abstimmungszeitraums. James Gunn (nicht der „Guardians of the Galaxy“-Regisseur) nahm für sein Sachbuch „Isaac Asimov: The Foundations of Science Fiction“ ebenfalls einen Hugo aus Baltimore mit nach Hause, und Ridley Scotts „Blade Runner“ frei nach Philip K. Dick (im Shop) wurde als beste dramatische Präsentation – also als bester Film – prämiert. In jenem Jahr gewann der 1935 geborene Paul O. Williams als bester neuer Autor außerdem den John W. Campbell Award, für den aktuell z. B. Andy Weir (im Shop) nominiert ist. Williams hatte 1981 den ersten Roman seines postapokalyptischen „Pelbar“-Zyklus veröffentlicht, dem in rascher Folge noch sechs weitere Bücher folgen sollten. Ursprünglich erschienen alle sieben Romane der Serie bei Heyne auf Deutsch – jetzt bringt Cross Cult eine Neuausgabe der Bücher als Paperbacks mit Klappenbroschur und erstmals als E-Books, wobei die alte Übersetzung von Irene Holicki durchgesehen wurde und die neuen Titelbilder von Martin Frei stammen.

Paul O. Williams, der auch ein Experte für japanische Dichtkunst war, als Präsident der Haiku Society of America fungierte, nach den „Pelbar“-Romanen noch zwei Space-Operas herausbrachte und 2009 im Alter von 74 Jahren starb, siedelte seine Geschichte lange nach der ‚Zeit des Feuers’ an: Zum einen 1000 Jahre nach der nuklearen Verwüstung Nordamerikas, und zum anderen in seiner Heimat am oberen Mississippi. Die Menschen leben entweder zurückgezogen in befestigten Städten, oder durchstreifen als wilde Jäger das weite Land, in dem zumindest im ersten Roman nur noch wenige Hinterlassenschaften und Ruinen an die Zivilisation des 20. Jahrhundert erinnern. Die Interaktion zwischen den Städten, Stämmen und Sippen, ja den kulturell und organisatorisch so unterschiedlich lebenden Völkern, ist schwierig und oft genug von Feindschaft, Kampf, Tyrannei und Sklaverei geprägt. Doch in der postatomaren Zukunft hat der Wind des Wandels eingesetzt, und dem kann man sich bekanntlich trotz fester Traditionen manchmal nur schwer widersetzen. Gut, wenn einige das erkennen – etwa der weit gereiste, freiheitsliebende Jestak aus dem matriarchalischen Volk der Pelbar, der viel gesehen hat …   

Das erste Buch ist eine dialogfreudige Mischung aus postapokalyptischer Social-Science-Fiction und etwas archaisch anmutender, stark abenteuerlicher Science-Fantasy – im weiteren Verlauf der Serie kommen dann mehr klare SF-Elemente hinzu. Aber schon am Anfang hat der Clash der neuen Kulturen und der Geschlechter durchaus seinen Charme, selbst wenn Williams’ über 30 Jahre altes Abenteuer hier und da immer mal etwas aus der Zeit gefallen wirkt und ein paar Figuren und Namen zu viel den Spannungsbogen und den Leser strapazieren.

Zum Auftakt der „Pelbar“-Neuauflage sind auf einen Schlag „Die Zitadelle von Nordwall“ und „Die Enden des Kreises“ erschienen. Ende Mai folgt als nächtes „Die Kuppel im Wald“ – bis September sollen dann alle sieben Romane in der hübschen neuen Aufmachung vorliegen und die Serie einer neuen Leserschaft zugänglich machen.

Paul O. Williams: Die Zitadelle von Nordwall (Pelbar-Zyklus Bd. 1) • Cross Cult, Ludwigsburg 2016 • 450 Seiten • Taschenbuch: 16,00 Euro

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