30. Juli 2016 2 Likes

Ballern, Flirten, Hauen und Stechen

In ihrem Roman „Sternenschiff“ lässt es Rachel Bach krachen wie in „Warhammer 40K“

Lesezeit: 3 min.

Eines Tages wollte Rachel Aaron, die seit 2010 Fantasy-Romane veröffentlicht, einen actionreichen Liebesroman mit Science-Fiction-Setting lesen. Als sie nichts fand, das genau ihren Geschmack traf, machte sich die Amerikanerin kurzerhand selbst daran, einen solchen Roman mit ausreichend Aliens, Geballer, Flirts und Höhepunkten zu schreiben. Das Ergebnis veröffentlichte sie unter dem Pseudonym Rachel Bach – man will ja keine in Genres denkenden Leser verwirren – als „Fortune’s Pan“, dem ersten Band ihrer „Paradox“-Trilogie, der mit Felicia Day einen wahnsinnig prominenten Fan hat und kürzlich als „Sternenschiff“ auf Deutsch erschienen ist.

Im Fokus von Bachs geradliniger SF-Geschichte steht Ich-Erzählerin Deviana ‚Devi’ Morris, eine verflucht taffe Söldnerin, die vor allem auf drei Dinge abfährt: Ihre teure Kampfrüstung, durchschlagende Waffen und gut aussehende Männer. Devis großer Traum ist es unterdessen, bei den Devastoren zu dienen, der Leibgarde des Geweihten Königs, der auf ihrem Heimatplaneten Paradox herrscht. Zu den Devastoren wird man jedoch ausschließlich nach einer bestimmten Zeit auf den Schlachtfeldern und Piratenmonden berufen, und die ehrgeizige Devi hat keine Lust auf mindestens fünf weitere Jahre als Söldnerin in den Weiten des von der Alten Erde aus kolonialisierten Alls. Deshalb heuert sie als Sicherheitskraft auf dem berüchtigten Frachter Glorreicher Narr an. Dessen Captain steht in dem Ruf, Ärger von der Sorte wie magisch anzuziehen, der einem auch mit weniger Jahren auf dem Konto garantiert die Aufmerksamkeit der Devastoren beschert – wenn man die Dienstzeit an Bord der Narr denn überlebt. Bald schon findet Devi heraus, dass die Gerüchte über den fliegenden, durch den Hyperraum springenden Ärger-Magneten keineswegs übertrieben sind, und dass es noch schlimmere Dinge im All gibt als die schuppigen Xith’cal-Aliens oder die sinnesvernebelnde Liebe …

„Sternenschiff“ kommt wie eine Liebeserklärung an Ellen Ripley aus den „Alien“-Filmen, den Game-Klassiker „Super Metroid“, das unvergessene TV-Juwel „Firefly“ und die „Warhammer 40K“-Werke von Dan Abnett daher – Bach gibt im Interview im Anhang des Buches selbst zu, sich großzügig im Universum von „Warhammer 40K“ bedient zu haben, in dessen gewaltschwangerem Kosmos schwere Rüstungen, mächtige Knarren und einschüchternde Schwerter zur Grundausrüstung gehören, egal ob es nun auf dem Spieltisch oder den Buchseiten interstellar zur Sache geht. Überhaupt merkt man deutlich den Einfluss von Video und Tabletop-Games auf die von Bach bediente Spielart der Military-Science-Fiction, in der das Inventar eine große Rolle spielt. Entsprechend innig ist Devis Verbindung zu ihren genau beschriebenen Waffen, die sogar Namen tragen. Aber so ist das eben, wenn die aufgemotzte Kampfrüstung, die krassen Wummen und das schnell verglühende Feuerschwert das Einzige sind, was zwischen einem und dem sicheren Tod durch die Zähne und Klauen riesiger Aliens steht. Und irgendwie muss man es ja in die nächste Schichtpause auf dem Frachter schaffen, um den heißen, geheimnisvollen Schiffskoch anzubaggern, oder?

Trotz ihrer Schwärmerei für den Smutje ist Devi Morris so richtig badass, bold & bitchy– eine buchstäbliche Bitch darf sie in der deutschen Übersetzung des schmissigen Originals, die sicher keine leichte Aufgabe war, leider nie sein. Das hält einen allerdings nicht davon ab, das selbsternannte Miststück mit dem Waffenfimmel zu mögen und Devi im Verlauf der einfach, wenn nicht sogar klassisch gestrickten Story in jeden tödlichen oder romantischen Nahkampf zu folgen und zu sehen, wie es mit ihr und ihren Leidenschaften ausgeht. „Sternenschiff“ erhebt dabei logischerweise nie den Anspruch, ein großer, tiefschürfender SF-Roman zu sein – ein absolut straighter, hier und da vielleicht etwas zu langer Spaß für die Zeit zwischen zwei solchen Romanen ist Rachel Bachs erster Waffengang im Weltall jedoch allemal.

Rachel Bach: Sternenschiff • Aus dem Amerikanischen von Irne Holicki • Heyne, München 2016 • 448 Seiten • E-Book: € 8,99 (im Shop)

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