3. August 2016 2 Likes

Ein feministischer Lackmustest?

Das durchwachsene Reboot „Ghostbusters“ ist vor allem wegen des 3D sehenswert, wirklich!

Lesezeit: 3 min.

Seit vor ein paar Jahren angekündigt wurde, dass im „Ghostbusters“-Remake Frauen die Hauptrollen spielen sollen, tobte ein Sturm der Entrüstung durch gewisse Teile des Internets. In erster Linie Jugendliche und junge Männer empörten sich mit bemerkenswerter Emphase über diese Entscheidung, die vor allem der seit einigen Jahren zunehmenden Beliebtheit von Komikerinnen wie Melissa McCarthy, Kristen Wiig oder Amy Schumer geschuldet war, die zwar nicht wirklich feministisch sind, sondern vor allem zeigen, dass auch Frauen genauso oberflächlich und geschmacklos sein können wie Männer. Ob man dies nun als Erfolg der Emanzipation betrachten muss sei dahingestellt, Tatsache bleibt, dass man in den nächsten Jahren noch einige Remakes erwarten darf, in denen die Geschlechterrollen umgedreht werden.

Ganz konsequent exerziert dies nun also auch das „Ghostbusters“-Reboot durch, in dem neben den etablierten Darstellerinnen McCarthy und Wiig die weniger bekannten Kate McKinnon und Leslie Jones das Geisterjäger-Quartett vervollständigen. Letztere decken dabei im heutzutage ja zunehmend wichtigen Berücksichtigen möglichst vieler Minoritäten und sexueller Orientierungen die Gruppen der Lesben und Schwarzen ab. Und auch was die Sexualisierung des anderen Geschlecht angeht ist das Reboot konsequent: Nicht mehr Sigourney Weaver ist Subjekt von aus heutiger Sicht höchst grenzwertiger Obsession durch eine männliche Figur, hier es es Chris „Thor“ Hemsworth, der als vertrottelter Rezeptionist vor allem als Sexobjekt für Kristen Wiigs Gelüste dient.

Ansonsten folgt das Reboot praktisch 1:1 der Vorlage: In New York tauchen Geister auf, die Ghostbusters formieren sich, die Offiziellen legen ihnen Steine in den Weg und am Ende stampft ein Riesenwesen durch die Häuserschluchten der Metropole. Inhaltlich funktioniert das nach Schema F, ist überaus lose erzählt und verlässt sich etwas zu sehr auf Charme und Witz seiner Hauptdarstellerinnen. Immer wieder stoppt die Geschichte, um den gerade als Stand-Up Comedians fraglos talentierten Damen Platz zur Improvisation zu geben, was im Kontext eines Spielfilms aber nur bedingt funktioniert.

Leidlich plätschert „Ghostbusters“ vor sich hin, weder besonders aufregend, noch langweilig, begeistert dann aber doch in einem Aspekt, von dem man nicht mehr gedacht hätte, dass es einer Erwähnung wert wäre: Dem 3D. Nicht nur, dass die verschiedenen Geister hervorragend aussehen, wenn das Ghostbusters-Quartett zu ihren Protonenstrahlern greift, schießen sie quasi über den Bildrand hinaus. Denn Paul Feig hat seinen Film zwar größtenteils im Standard-Breitwand-Format 1:2,39 inszeniert, doch bewusst oben und unten schwarze Balken hinzugefügt, die anfangs wie eine falsche Projektion wirken, bei den Actionszenen jedoch ihre Wirkung entfalten. Denn dieses schwarz ist nicht einfach das schwarz der Leinwand, sondern Raum, in den mal die Protonenbeams hineinreichen, mal schemenhafte Köpfe bei einem Konzert zusätzliche Tiefe suggerieren oder einfach eine Kette zu baumeln scheint. Schwer in Worte zu fassen ist dieser verblüffende Effekt, der zum ersten Mal seit sehr langer Zeit einem 3D-Film eine ganz eigene visuelle Qualität verleiht. Ein Effekt, der allerdings nur dann funktioniert, wenn der Film korrekt projiziert wird und zwar nicht als normaler Scope-Film, sondern so, als wäre es ein 1:1,85-Film. Wer den speziellen Effekt also vermisst, sollte sich bei seinem Kino beschweren, es lohnt sich. Denn vor allem dieses Effekts wegen ist der „Ghostbusters“-Reboot sehenswert, inhaltlich ist trotz viel absurdem Geisterjäger-Sprech und zahlreicher Gastauftritte der Stars des Originals für die unausweichlichen Fortsetzungen noch einige Luft nach oben.

Abb. © Sony Pictures Releasing GmbH

Ghostbusters • USA 2016 • Regie: Paul Feig • Darsteller: Melissa McCarthy, Kristen Wiig, Kate McKinno, Leslie Jones, Chris Hemsworth, Andy Garcia

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