31. August 2016 2 Likes

Kolonie einer künftigen Menschheit

Nicolas Debons Comic „Essai“ – eine historische Utopie

Lesezeit: 1 min.

Die Graphic Novel „Essai“ von Nicolas Debon, der 1969 in Frankreich geboren wurde und seit 1993 in Kanada lebt, beruht auf einer wahren Begebenheit. Denn 1903 begab sich der überzeugte Anarchist Jean-Charles Fortuné Henry tatsächlich in ein Waldstück in den Ardennen, um eine Kommune zu gründen – ‚die erste Kolonie einer künftigen Menschheit’, wie es im Comic an einer Stelle heißt, als Fortuné seinen Traum von der sozialen Revolution beschreibt.

Nach und nach kommen weitere Siedler nach Essai, die dem Leben unter falschen, schädlichen Autoritäten entfliehen und dafür mit anpacken wollen. Die staunenden Nachbarn des Gemeinschaftshauses im Wald reden von ‚Ikarien’, einem ‚Garten Eden’, einer ‚Arche Noah’, einem ‚fourieristischen Phalansterium’ und einer ‚Utopie nach Saint-Simon’. Doch während wenig später in den Städten die wahre Revolution kämpft und tobt, wird Fortuné mit seinem Beitrag – kameradschaftlich angegangenen Zimmermannsaufgaben und gemeinschaftlicher Feldarbeit – immer unzufriedener und beginnt, an seinem kommunistischen Paradies zu zweifeln und zu verzweifeln …

Nicolas Debon hat diese historische politische Utopie, ja diese Social Science-Fiction der Vergangenheit, in weiche, blasse und schön anzuschauende Bilder gekleidet, die den Aufbau der harmonischen Gemeinschaft Essai genauso gut dokumentieren wie ihre Ideologie und die emotionale Entwicklung ihres Gründers. Im Anhang des Albums, das als Hardcover im Hamburger Carlsen Verlag erschienen ist, gibt es noch ein paar redaktionelle Infos zu den geschichtlichen Hintergründen, Literaturhinweise und sogar ein paar alte Fotos.

Hier findet sich eine Leseprobe zu „Essai“.

Nicolas Debon: Essai  • Carlsen, Hamburg 2016 • 90 Seiten • Hardcover: 19,99

 

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