13. November 2016 1 Likes

„Hört mir auf mit Science-Fiction!“

Zeps „what a wonderful world!“ mit alltäglichen und fantastischen Seltsamkeiten

Lesezeit: 2 min.

Den sympathischen Schweizer Comic-Künstler Philippe Chappuis kennt man gemeinhin unter dem Pseudonym Zep. Nachdem der 1967 geborene Schöpfer von „Titeuf“, der 2004 für sein Lebenswerk den Grand Prix de la Ville d’Angoulême erhielt, mit „Esmera“ zuletzt einen Fantasy-Hardcore-Porno getextet hat, liegt mit „what  a wonderful world!“ nun ein neuer Band vor, den er wie üblich geschrieben und gezeichnet hat – und in dem zwar ebenfalls ein paar Schniedel in typischer Zep-Manier vorkommen, es alles in allem aber eine ganze Ecke zahmer zugeht. Liegt sicher auch am Ursprung des Materials: Seit dem 31. Oktober 2014 bloggt Zep im Auftrag der großen französischen Tageszeitung „Le Monde“ nämlich jeden Tag eine Bildersequenz auf der ‚unendlichen Leinwand’ des Webcomics, mithilfe derer der Familienvater zeichnend über die Merkwürdigkeiten seiner Welt und die Seltsamkeiten der Welt sinniert und berichtet, in der wir alle gemeinsam leben. Dabei wagt er sich selbst an polarisierende, schwierige zeitgenössische Themen und entschärft die Minenfelder von Religion und Co. mit seinem entwaffnenden Humor.

Im ersten gedruckten Band, für den die Blog-Einträge auf mehrere Seiten ummontiert wurden, sind erfreulicherweise auch viele Science-Fiction-Gags dabei: Über das tragische Sexleben von Hellboy und den Superhelden, die überflutete Welt in 200 Jahren, die Entwicklung des Laserschwerts sowie die Zukunft und Jugend der Ikonen aus „Star Wars“, die Ähnlichkeiten zwischen interstellaren futuristischen Reisen und der internationalen Odyssee von Flüchtlingen, Filme wie „Inception“, „Terminator“, „Demolition Man“ und „Matrix“, das iLeben mit dem Sparthone oder die Geschichte der Atomkraft von Hiroshima bis zu den radioaktiven Marvel-Recken von Stan Lee. Außerdem wird geklärt, wie ein Porno von George Lucas aussehen könnte, und Gott interviewt. Die Krönung dieses ersten Sammelbands, der bei Splitters neuem Minisplitt-Label erschien und an dem man erstaunlich lange zu lesen hat, ist aber das Zep-Mashup zwischen Titeuf und Calvin & Hobbes, das gewissermaßen die ‚Rückkehr’ der Publikumslieblinge von Bill Watterson zelebriert.

Zep kann unsere unvernünftige moderne Welt nicht reparieren oder zu einem wundervollen Utopia machen – aber er kann sie vorübergehend allemal zu einem lustigeren Ort machen.

Abb: What a wonderful world © Zep, 2015; © Splitter Verlag, 2016 für die deutsche Edition

Zep: What a Wonderful World! • Minisplitt, Bielefeld 2016 • 176 Seiten • 19,95 Euro

 

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