9. Dezember 2016 1 Likes 1

Okkultes Fernduell

„Aleister & Adolf“ von Douglas Rushkoff und Michael Avon Oeming

Lesezeit: 2 min.

Douglas Rushkoff ist ein Medientheoretiker, Autor, Kolumnist, Dozent, Comicmacher und Dokumentarfilmer, der sich auf das Menschsein im digitalen Zeitalter spezialisiert hat. Die Wurzeln des 1961 geborenen Amerikaners reichen bis in die Cyberpunk-Bewegung der 90er zurück, und inzwischen ist er u. a. ein prominenter Fürsprecher des Open-Source-Gedankens. Zu seinem Schaffen als Autor zählen Bücher wie „Present Shock: Wenn alles jetzt passiert“, „Die neue Renaissance: Auf dem Weg zu einer vernetzten, sozialen Wirtschaft“, „Throwing Rocks at the Google Bus: How Growth Became the Enemy of Propsperty“ und „Der Anschlag auf die Psyche“; im Comic-Bereich verfasste der mit dem Marshall McLuhan Award ausgezeichnete Mr. Rushkoff die biblische Science-Fiction-Serie „Testament“ und die SF-Graphic Novel „A.D.D.“ für Vertigo.

Bei Dark Horse ist mit dem Einzelband „Aleister & Adolf“ gerade Rushkoffs neuestes Panel-Werk erschienen, das kein Geringerer als Michael Avon Oeming gezeichnet hat, Mitschöpfer von „Powers“ und „Mice Templar“ und unverkennbarer Zeichner zahlreicher Superhelden-Storys. Seine schwarz-weißen Seiten in „Aleister & Adolf“, die Rasterflächen, Kontrastschärfe und verwaschene Graustufen miteinander verbinden, sehen sensationell gut aus (die lukrative Originalzeichnung des Covers mit Crowley und vor allem Hitler will Oeming übrigens vernichten statt verkaufen, da er die Vorstellung nicht erträgt, dass jemand sie sich aus den falschen Gründen erwirbt). Die Geschichte, die durch ein enttäuschend kurzes Vorwort von Grant Morrison eingeleitet wird, hat es allerdings ebenfalls in sich.

Denn Rushkoff und Oeming erzählen davon, wie ein amerikanischer Geheimagent in den Schattenkrieg gezogen wird, in dem sich Aleister Crowley mit Adolf Hitlers okkult aufgestellten Schergen ein Fernduell der Magie und noch mehr des Glaubens und der Symbolik lieferte. Britische Sexmagie gegen nationalsozialistische Todesmagie, das Victory-Zeichen gegen das Hakenkreuz, und mittendrin Crowley und Zeitgenossen wie James Bond-Schöpfer Ian Fleming – das ist natürlich ganz schön abgefahren. Wer jedoch generell auf Okkultismus, dessen Stellung im Zweiten Weltkrieg sowie die anhaltende Bedeutung von Symbolen und Insignien anspringt, kann den Comic fasziniert lesen und sich selbst in den größten WTF?-Momenten immer an Michael Avon Oemings Glanzleistung erfreuen.

Douglas Rushkoff, Michael Avon Oeming: Aleister & Adolf • Dark Horse, Milwaukie 2016 • 96 Seiten • Hardcover: $ 19,99 • Sprache: Englisch

 

Kommentare

Bild des Benutzers Elisabeth Bösl

Ach herrje - ich fürchte, ich muss 2016 tatsächlich noch einen Comic kaufen!

Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden oder Registrieren.
Sie benötigen einen Webbrowser mit aktiviertem JavaScript um alle Features dieser Seite nutzen zu können.