27. Dezember 2016

Zwei, die nicht zusammenkommen

Auch Justin Kurzel scheitert mit „Assassin's Creed“ daran, Games und Kino zusammenzubringen

Lesezeit: 3 min.

Mit „Super Mario Bros.“ nahm die Geschichte 1993 ihren Anfang, und viel besser ist es seitdem nicht geworden. Oft verspottet wurde die Adaption des Spiele-Klassikers, in der immerhin Bob Hoskins, John Leguizamo und Dennis Hopper den Nintendo Figuren Leben einzuhauchen versuchten. Was nur bedingt klappte und bis heute das ungelöste Problem jeder Adaption eines Games ist: Wie kann man aus einer oft nur rudimentären Handlung, aus Figuren, die kaum mehr als Typen sind, eine filmtaugliche Handlung mit interessanten Charakteren machen? Immer wieder hat sich Hollywood an diesem Problem abgearbeitet, von „Lara Croft: Tomb Raider“ über „Doom“, bis zu „Warcraft“. Filmisch erzählerisch gelungen war kaum einer dieser Filme, kommerziell schon eher, beides zu verbinden ist offensichtlich schwierig, vielleicht aber auch gar nicht nötig.

Die erfolgreichste auf Videospielen basierende Filmreihe ist „Resident Evil“, die Ende Januar mit dem sechsten Teil zu Ende gehen wird. Seit 2002 variieren Macher Paul W.S. Anderson und seine Hauptdarstellerin Milla Jovovich die Motive der Vorlage und sind wohl auch deswegen so erfolgreich, weil sie sich längst weit von ihr entfernt haben. Solch eine Eigenständigkeit zu entwickeln ist allerdings schwierig, sind doch gerade Gamer – so wie die meisten anderen Nerd-Gruppen auch – bekanntermaßen sehr empfindlich und besitzergreifend, wenn es um ihre geliebten Spiele geht. Was passieren kann, wenn man zu nah an der Vorlage bleibt, diese zu ernst nimmt, zeigt nun Justin Kurzels „Assassin’s Creed“ auf geradezu paradigmatische Weise.

Mit Michael Fassbender, Marion Cotillard, Jeremy Irons, Brendan Gleeson, Charlotte Rampling und Michael K. Williams hinreißend besetzt, dank eines Budgets von weit über 150 Millionen Dollar visuell oft spektakulär, am Ende aber doch leer und öde. Es hat fast schon etwas Rührendes, mit welcher Emphase die oft Shakespeare erfahrenen Darsteller sich durch eine konfuse Handlung kämpfen, die vor allem dazu dient, möglichst schnell von einer Actionszene zur nächsten zu geleiten. Im Zentrum steht dabei der von Fassbender gespielte Mörder Cal, der kurz vor seiner Hinrichtung gerettet wird. Denn er ist Nachfahre des spanischen Kriegers Aguilar de Nerha, auf dessen Erinnerungen die sinistre Firma Abstergo Zugriff haben möchte, um einen legendären Apfel zu finden, der die Menschheit erlösen und in einen Zustand des Friedens überführen soll. Beim Betrachten der ausufernden Gewaltexzesse von „Assassin’s Creed“ denkt man zwar nicht wirklich an Frieden, aber das ist ein anderes Thema.

Was man sich bei den Raum und Zeit überbrückenden Abenteuern fragt, ist vielmehr, warum es so schwierig ist, aus Videospielen gelungene Filme zu drehen. Gerade dass die meisten Games nur lose erzählt sind, sollte es Drehbuchautoren eigentlich ermöglichen, ihre Phantasie spielen zu lassen und spannende Geschichten zu erzählen. Doch je weiter sich ein Film dadurch von der Vorlage entfernt, desto weniger hat es noch mit dem Game zu tun und läuft Gefahr, die Fans zu verprellen, die die wichtigste Zielgruppe sind. Dieses Dilemma zu lösen versucht Hollywood seit Jahren meist vergeblich, und auch „Assassin’s Creed“ reiht sich fruchtlos in die lange Reihe gescheiterter Games-Verfilmungen ein.

„Assassin’s Creed“ startet am 27. Dezember im Kino. Abb. © 2016 Twentieth Century Fox

Assassin’s Creed • USA 2016 • Regie: Justin Kurzel • Darsteller: Michael Fassbender, Marion Cotillard, Jeremy Irons, Brendan Gleeson, Charlotte Rampling und Michael K. Williams

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