12. März 2015

In den Archiven des Ungeheuers

„Alien – Das Archiv“ erhellt die Hintergründe aller vier Alien-Filme

Lesezeit: 3 min.

Es ist nichts weniger als eine kleine Sensation: Sigourney Weaver wird noch einmal in die Rolle der Ellen Ripley schlüpfen – und damit einer der bemerkenswertesten Science-Fiction-Filmreihen zu einem fünften Teil verhelfen. Da passt es gut, dass Cross Cult inzwischen einen attraktiven Bildband über Alien (1979), Aliens (1986), Alien³ (1993) und Alien – Die Wiedergeburt (1997) vorgelegt hat, der zum größten Teil mit noch nie zuvor gedrucktem Fotomaterial aufwartet und einem die visuellen Vorzüge der Serie einprägsam vor Augen führt.

„Alien – Das Archiv“ ist allein schon deshalb so ergiebig, weil jede Folge über einen unverwechselbaren „Look“ verfügt und sich keiner der Ridley Scott nachfolgenden Regisseure darauf einließ, die einmal installierte Erfolgsformel einfach kopieren zu wollen. Dies war durchaus mit Zumutungen ans Publikum verbunden, das den stärker künstlerisch ausgerichteten Arbeiten von David Fincher (Alien³) und Jean-Pierre Jeunet (Alien – Die Wiedergeburt) bisweilen weit weniger zu folgen vermochte als dem unterdessen als Klassiker des Actionkinos etablierten Aliens von James Cameron. Trotzdem: Inhaltlich wie ästhetisch konsequent sind alle vier Filme, und zumindest letzteres lässt sich nun in dem übergroßen und zweieinhalb Kilo schweren Hardcoverband nachprüfen.

Jedem der Filme ist ein eigenes Kapitel gewidmet, das nach der Entstehungsgeschichte noch einmal Abschnitte zu bestimmten Themen folgen lässt, um die interessantesten Aspekte herauszugreifen. Dabei wird insbesondere der Entwicklung der vorgestellten Welten und Fahrzeuge besonderes Gewicht zugesprochen. Man blickt hinter die Kulissen und kann den Modellbauern und Designern bei der Arbeit zusehen, darunter hochkarätige Namen wie Moebius, Ron Cobb, Syd Mead oder der hier noch als „Chris Halls“ firmierende Chris Cunningham. Ob Skizzen, Fotos, Blaupausen oder Modellaufnahmen – das Füllhorn ist unerschöpflich. Man erfährt zum Beispiel, dass der vierrädrige Transporter in Aliens ein umgebauter Flughafenschlepper war, und wie sich Reste der ursprünglichen Idee, Alien³ in einem acht Kilometer durchmessenden Holzplanetoiden spielen zu lassen, auf den realisierten Streifen auszuwirken vermochten. Bei Alien, dem einzigen Film, zu dem es bereits vergleichbare Bücher gibt, hat man bei der Bildauswahl klug darauf geachtet, nicht zu viele Überschneidungen mit anderen Publikationen (wie „Giger‘s Alien“, „The Book of Alien“ und „Alien Vault“) zuzulassen.

Bei so viel Licht wundert es einen nicht, wenn bisweilen auch Schatten fällt. Da gibt es schon einmal ein verkehrt herum abgedrucktes Foto (S. 91) und doppelt verwendetes Bildmaterial (S. 302/311); oder zehn Porträts werden bloß acht Namen zugeordnet (S. 216). Doch das sind Kleinigkeiten. Erstaunlicher ist hingegen, wenn Autor Mark Salisbury die Probleme bei der Abnahme von Alien³ durch die Produktionsfirma ebenso außen vorlässt wie die durch Fincher zwar unautorisierte, aber maßgebliche „Special Edition“ des Films. Doch dies dürfte externen Faktoren geschuldet sein, die nicht dem Verlag anzulasten sind. Und der Rang des Buchs wird hierdurch auch nicht gemindert.

Das Fazit in einem Wort: Unentbehrlich. Eine exzellente Präsentation, die dem hohen Aufwand und der außergewöhnlichen ästhetischen Qualität aller vier Streifen gekonnt Tribut zollt. Neill Blomkamp sollte das Buch in Reichweite liegen habe, wenn er sich als Regisseur an Alien 5 macht.

Mark Salisbury: Alien – Das Archiv (Alien Archive) • Aus dem Englischen von Sanni Kentorf und René Ulmer • Cross Cult 2014 • 320 Seiten • € 49,90

Die Romanfassungen der ersten drei Filme sowie weitere Alien-Romane sind im Shop erhältlich.

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