22. August 2014

Ein apokalyptischer Trip

William Todd Rose’ „7 Wege, ein Zombie zu werden“

Lesezeit: 2 min.

Das Dilemma der Zombie-Literatur, dieser gammelfleischverseuchten Speerspitze des Science-Fiction-Horror-Trends?

Eigentlich hat man mit Robert Kirkmans Zombie-Comic-Endlossaga „The Walking Dead“ in ihrer Panel-Ursprungsform seit Jahren alles, was man an Stoff braucht.

Besser wird’s einfach nicht. Oder eher: Alles andere wirkt automatisch wie eine Kopie. Den vielen Autoren von Zombie-Reißern da draußen bleibt also gar nichts anderes übrig, als sich entweder damit abzufinden, dass sie am Ende nicht mehr als einen abgeschwächten Fix und bestenfalls Zombie-Apokalypsen-Füllmaterial offerieren, das kitzelt, bis Kirkman das nächste mal richtig kratzt – oder sie müssen mächtig um die endzeitliche Ecke denken, damit sie dem literarischen Untoten-Genre ein paar Ideen oder am Ende gar die eine oder andere Innovation herauskitzeln.

Die Lösung des 1972 geborenen US-Autors William Todd Rose für dieses Dilemma heißt Bosley Coughlin. Der Protagonist von Rose’ Roman „7 Wege, ein Zombie zu werden“ (im Original „The Seven Habits of Highly Infective People“ und ebenfalls an diverse Lebensratgeber-Bestseller angelehnt) wirft jede Droge ein, die er kriegen kann – weshalb sich für ihn das Auge der Ewigkeiten öffnet und er durch Zeit und Raum reisen kann. So konnte Bosley, der den Leser ziemlich lässig und zugedröhnt von der Seite anblubbert, Mann, unter anderem einen Blick darauf erhaschen, wie die Welt durch Zombies vor die Hunde gehen wird und einem albtraumhaften Trümmerfeld gleicht.

Bosley sieht diese gar nicht schöne neue Welt von Morgen durch die Augen der jungen Ocean, die in der dreckigen, grausamen Zukunft jeden Tag ums Überleben kämpfen muss. Unterdessen versucht der stattlich zugedröhnte Bosley in der Gegenwart herauszufinden, ob die eigentlich ganz ansehnliche Schnäppchenparadies-Verkäuferin im Einkaufszentrum wirklich die verräterischen sieben Zeichen an den Tag legt, anhand derer man letzten Endes eindeutig eine infizierte Person erkennt. Woraufhin Bosley angesichts seines Wissens über die weiteren Entwicklungen natürlich drastische Maßnahmen ergreifen müsste…

Rose’ Ich-Erzähler erquatscht und erlabert sich mit seinem Kiffersprech, das Übersetzer Jürgen Bullin im zweiten Band der „Endzeit“-Reihe des neuen Festa-Imprints Deltus.de ordentlich im Deutschen eingefangen hat, rasch einige Sympathie-Punkte. Wenn es die Inhalte nicht hergeben, müssen es eben die Sprache und der Sound raushauen. Selbst wenn es sich dann auf Kifferkomödien-Niveau bewegt, sorgt das zwischendurch durchaus für Frische im Zombie-Metier und ist für ein paar Lesestunden ganz vergnüglich. Bosley ist zwar kein zweiter Dude, doch das geht schon klar. Allerdings ist das, was Bosley in jedem zweiten Kapitel durch Oceans Augen in der endzeitlichen Zukunft sieht und erlebt, ‚lediglich’ grundsolide Genre-Standardkost.

Deshalb wird man am Ende der Lektüre den Verdacht nicht los, dass William Todd Rose’ „7 Wege, ein Zombie zu werden“ als Novelle, die sich ausschließlich auf Bosley konzentriert hätte, ein noch viel besseres und unterhaltsameres Stück Zombie-Lesefutter geworden wäre.

William Todd Rose: 7 Wege, ein Zombie zu werden • Deltus.de, Leipzig 2014  • 284 Seiten • € 12,80

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