Neuigkeiten aus Roswell

Richard Phillips hat eine tolle Biografie für einen Autor, dessen Science-Fiction-Buchserie mit dem berüchtigten Roswell-Zwischenfall zu tun hat: Der Amerikaner wurde 1956 eben in Roswell, New Mexico geboren, war bei der Armee, hat einen Master in Physik, arbeitete in diversen wissenschaftlichen Labors und entwickelt heute Simulationssoftware für das US-Militär.

Trotz dieser idealen Voraussetzungen versäumt Phillips es, mit dem ersten Band seiner „Rho Agenda“-Trilogie den überzeugenden Beweis dafür zu erbringen, dass ein in Eigenregie über Amazons Kindle generierter E-Book-Bestseller automatisch gutes Lesefutter sein muss. Da kann Genre-Größe Orson Scott Card („Enders Game“, „Sprecher für die Toten“) noch so viele lobende Worte für Phillips’ Debüt als SF-Writer finden, können die digitalen Verkaufszahlen auf Englisch noch so beeindruckend sein: „Das zweite Schiff“ macht es einem von Anfang an nicht besonders leicht, es zu mögen.

Dabei ist der Aufhänger gar kein so übler. Es ist sogar ein richtig netter Dreh, dass es neben dem sagenhaften UFO in Roswell, dessen Existenz und Geheimnisse im Buch endlich enthüllt werden und das der Menschheit nach all den Jahren mit seiner Alien-Technologie nun das medizinische und energetische Heil bringen soll, noch ein zweites Schiff gibt, das jetzt zeitgleich zur Enthüllung von drei Studenten gefunden wird. Erst recht, weil beide außerirdische Schiffe einen gewaltigen Einfluss auf die Menschen haben – und eine Gefahr darstellen.

Doch für einen richtig guten Roman – geschweige denn eine Trilogie – ist das, genauso wie Phillips’ schreiberisches Rüstzeug, am Ende dann doch nicht genug. Oder lediglich für ABC-Schützen auf den Gebieten Science-Fiction, Mystery-Thriller und UFO-Jagd, um mal die Keule der Arroganz zu schwingen.

Dennoch: Band zwei, „Immun“, erscheint im Januar 2015 auf Deutsch.

Richard Phillips: Das zweite Schiff (Rho Agenda 1) • Piper, München 2014  • 432 Seiten • €12,99