19. September 2017 2 Likes

Sprechen Sie Delfinisch?

Kommunikations-Durchbruch: Michael Grumleys Science-Thriller „Breakthrough“

Lesezeit: 3 min.

Delfine tauchen seit Langem vielerorts in der Science-Fiction auf: In den Geschichten aus Alan Dean Fosters „Homanx“-Zyklus (im Shop). In Alan Moores und Ian Gibsons Comic „The Ballad of Halo Jones“. In Dan Simmons’ Genre-Klassiker „Hyperion“ (im Shop). In „Ein vernunftbegabtes Tier“ von Robert Merle und „Sternenflut“ von David Brin (im Shop). Im Weird-Fiction-Schaffen von China Miéville (im Shop). In William Gibsons verfilmter Cyberpunk-Kurzgeschichte „Johnny Mnemonic“ (im Shop). Im altehrwürdigen Known World-Kosmos von Larry Niven. In „Die Delfininsel“ von Arthur C. Clarke (im Shop). In der 90er-Jahre Fernsehserie „SeaQuest DSV“ mit Roy Scheider. In „Der Schwarm“ von Frank Schätzing. Im „Pern“-Universum von Anne McCaffrey (im Shop). Und, mehr oder weniger, in „Per Anhalter durch die Galaxis“ von Douglas Adams (im Shop).

Dass die sozialen, hochintelligenten Meeressäuger mit dem guten Ruf und dem Abo auf den Platz des Lieblingstieres im Poesiealbum durch technologische Hilfsmittel, Telepathie oder sprachwissenschaftliche Fortschritte mit der Menschheit kommunizieren, ist verständlicherweise faszinierender Bestandteil vieler ihrer Auftritte innerhalb der Zukunftsliteratur – und im Falle der technisch gestützten Kommunikation gar nicht mehr so utopisch oder fantastisch, wenn man jüngsten Forschungsergebnissen glaubt. Genau das, was vor ein paar Monaten erst in den Zeitungen beschrieben wurde, machte der Amerikaner Michael C. Grumley (im Shop) bereits 2013 zum Aufhänger seines Romans „Breakthrough“, der bei Heyne soeben als Paperback und als E-Book auf Deutsch erschienen ist.

Im Buch entwickeln Forscher mit finanzieller Unterstützung von Sponsoren wie IBM und der NASA ein Interspezies-Interpretationssystem: Eine auf verschiedene Computer verteilte künstliche Intelligenz, die das charakteristische Pfeifen, das typische Klicken und die komplexe Körpersprache der Delfine mithilfe des jeweiligen Kontextes in Wörter der menschlichen Sprache übersetzt, und gleichzeitig deren Entsprechung über Lautsprecher auf Delfinisch ins Wasser speist. Eine Sensation, mit der die Meeresbiologin Alison Shaw und ihr Team eigentlich Geschichte schreiben müssten – und verdammt gutes Timing beweisen. Denn die Naturforscher und ihre Delfine Sally und Dirk sind in der Folge ebenso wichtig wie die Ressourcen des US-Militärs, als ein U-Boot verschwindet und ein Artefakt auf dem Meeresboden für Fragen und Aufregung sorgt. Zudem trauen die Biologen und die Navy-Leute einander nicht wirklich über den Weg …

Michael Grumley, der mit seiner Frau und den gemeinsamen Töchtern in Nordkalifornien lebt, ist ein großer Leser und Läufer, der seit Jahren im Bereich der Informationstechnologie arbeitet und immer vom Schreiben eines Romans träumte. Wie eingangs schon erwähnt, trifft sein literarisches Debüt „Breakthrough“ punktgenau den Stand der gegenwärtigen Forschung, wenn es um die Interaktion zwischen Mensch und Tier – genauer gesagt uns und Flipper – geht. Von dieser aktuellen wissenschaftlichen Relevanz abgesehen, präsentiert sich „Breakthrough“ als recht filmischer Science-Thriller für ein breites Mainstream-Publikum. Grumley bewegt seine keinesfalls unsympathischen Archetypen ohne stilistische Experimente oder Extravaganzen durch einen klassischen Plot, der auch in einer Schule aus Hollywood hergeschwommen sein könnte.

Im Februar erscheint mit „In der Tiefe“ die Fortsetzung von „Breakthrough“, während im Original bereits das vierte Buch der Serie herausgekommen ist, für die alles mit dem titelgebenden Durchbruch im ersten Band beginnt.

Michael Grumley: Breakthrough • Aus dem Englischen von Wally Anker • Heyne, München 2017 • 382 Seiten • E-Book: 9,99 Euro (im Shop)

Kommentare

Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden oder Registrieren.
Sie benötigen einen Webbrowser mit aktiviertem JavaScript um alle Features dieser Seite nutzen zu können.