17. April 2014

Weltuntergang auf Spanisch

Manel Loureiros „Apokalypse Z“ – Zombies in Europa

Lesezeit: 3 min.

Das Endzeit-Genre, eine bewährt düstere Mischung aus Science Fiction und Horror, floriert seit einigen Jahren einmal mehr in allen Medien. Dank Robert „The Walking Dead“ Kirkman, dem legitimen Thronfolger von George A. Romero, boomt insbesondere das Zombie-Sujet. Dabei haben wir uns vermutlich daran gewöhnt, dass der Fokus beim generellen Weltuntergang und speziell der Zombie-Apokalypse mit Vorliebe auf dem amerikanischen Kontinent liegt, wobei Max Brooks’ verfilmtes „World War Z“ die globalisierte Ausnahme darstellt. Und womöglich sind wir in den übrigen Fällen ja sogar erleichtert und dankbar, dass die wandelnden Toten in der Ferne für Unheil und Verderben sorgen und die kreativen Köpfe hinter der katastrophalen Abfolge von Auferstehung und Untergang Europa meist eher in Ruhe lassen, sei es aus über längere Zeit kultivierter Ignoranz oder vermeintlich mangelnder popkultureller Relevanz.

Manel Loureiro indes denkt gar nicht daran, den großen US-Vorbildern in dieser Hinsicht blindlinks hinterherzuwanken und eine weitere Endzeitmär in den Vereinigten Staaten anzusiedeln, die Zombies wieder einmal lediglich durch die USA marodieren zu lassen. Der 1975 geborene Loureiro, der an der Universität Santiago de Compostela Jura studiert hat und anschließend zunächst als Autor und Moderator fürs spanische Fernsehen arbeitete, lässt den großen Zombie-GAU in seinem Roman „Apokalypse Z“ (im Shop) einfach direkt vor seiner Haustür stattfinden. Seine Zombie-Vision ist, wenn man so möchte, also ganz schön spanisch.

Ursprünglich veröffentlichte Loureiro den ersten Teil seiner international erfolgreichen Geschichte in seinem Blog und produzierte so ein weiteres Phänomen des digitalen Lese-Zeitalters. Loureiro, der noch immer in seiner Heimatstadt Pontevadra lebt, als Anwalt praktiziert und parallel Fiction schreibt, hat bisher zwei Fortsetzungen seines Debütromans geschrieben, der den Sprung aus der Blogosphäre in den Druck mit Bravour geschafft hat, in 20 Sprachen übersetzt wurde und teilweise zum Bestseller avancierte. Während der erste Band gerade als Paperback mit Klappenbroschur und als E-Book auf Deutsch herausgekommen ist, erscheinen die Bände in englischer Übersetzung unter dem AmazonCrossing-Label des Online-Versandhändler-Giganten.

Schon im ersten Band liefert Loureiro recht solide Zombie-Seuchen-Kost – allerdings musste er das Rad auch nicht unbedingt neu erfinden, um die Zielgruppe zu bedienen. Schön ist immerhin der „Kniff“, dass Loureiro – wie aktuell z. B. auch David Wong bei seinem Zombie-Spinnen-Massaker – seinen methodischen, leicht distanzierten Ich-Erzähler als eine Art pseudoautobiografisches Alter Ego anlegt. Denn Loureiros Chronist des zivilisatorischen Kollapses, der in etwas altbackener Tagebuchform und mit auffallend wenigen Dialogen die Apokalypse in erster Linie beschreibt, ist ein anfangs alle möglichen modernen Newskanäle anzapfender, bloggender Anwalt [sic!], der zufälligerweise genau im rechten Moment, kurz bevor in Russland das Unglück seinen Lauf nimmt und sich ein Zombie-Virus seinen Weg bis nach Spanien frisst, eine Solaranlage aufs Dach hat montieren lassen und die Gefriertruhe füllte. Davon abgesehen, wird es auch für Loureiros Endzeit-Crusoe nicht leichter, sobald er in der zweiten Hälfte des Romans auf andere Überlebende trifft, die bekanntlich noch fieser sein können als die untoten Wiedergänger…

Auf Nachschub versessene Zombie-Fans werden es trotz der manchmal etwas trockenen Blog- und Tagebucheinträge beruhigend und erfreulich finden, dass es mit Manel Loureiro eine europäische Alternative zu amerikanischen Zombiepriestern wie Robert Kirkman, Brian Keene oder J.L. Bourne (im Shop) gibt.

Manel Loureiro: Apokalypse Z • Heyne, München 2014 • 476 Seiten • € 14,99

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