12. März 2013

Die letzten Menschen?

„Daybreak“ – Die Zombieapokalypse aus subjektiver Sicht

Lesezeit: 1 min.

Robert Montgomerys Film noir The Lady in the Lake (Die Dame im See) von 1947 zeigt »die Handlung komplett aus der subjektiven Sicht – der Held ist nur im Spiegel zu sehen, sein Zigarettenrauch zieht an der Kamera vorbei und der Kuss gilt ihm – und zugleich der Kameralinse« (Harald Schleicher in »Reclams Sachlexikon des Films«, hrsg. von Thomas Koebner).

Nach diesem Ausnahmeprinzip verfährt auch Brian Ralph mit seiner zombieapokalyptischen Comic-Erzählung Daybreak. Wir, die Leserinnen und Leser, schauen also durch die Augen eines Protagonisten oder einer Protagonistin auf das deprimierende und beängstigende Geschehen; die Panels sind nicht einfach Panels, sondern Emanationen unserer Blicke. Das ist das eine reizvolle Element dieser sehr bedächtig erzählten, inhaltlich konventionellen Geschichte vom Überleben in einer von Untoten verseuchten, komplett kaputten Welt.

Die andere Besonderheit besteht darin, dass man bei einem solchen Stoff eigentlich einen »kommerzielleren« Zeichenstil erwartet, Ralph (dessen wundersames Debüt Cave-In jedem besonders ans Herz gelegt sein soll) jedoch ein waschechter Independent-Künstler ist. Daybreak bietet also in doppelter Hinsicht eine neue Perspektive auf ein sich langsam seiner endgültigen Durchgenudeltheit näherndes Horror-Subgenre. Sehr schön.

Brian Ralph • Daybreak • Drawn & Quarterly, Montreal 2011 · 160 Seiten · $ 21,95 (US-Import)

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